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Mächtig gewaltig, Egon - Jensen, J: Mächtig gewaltig, Egon

Mächtig gewaltig, Egon - Jensen, J: Mächtig gewaltig, Egon

Titel: Mächtig gewaltig, Egon - Jensen, J: Mächtig gewaltig, Egon
Autoren: Jacob Wendt Jensen , Deutsch von Janine Strahl-Oesterreich
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Raum passieren sollte, sobald er Miene machte zu lesen. Ein Baby weinte, ein Paar begann zu streiten, ein Stückchen Volksmusik setzte ein. Das war in den Zeiten des fröhlichen Happenings und auf diese jugendlich-charmante Art etwas verquer. Der Alte schüttelte zwar den Kopf, machte aber gern mit.«
    In der Spielshow »Fort Boyard« traten 1993 zwei Mannschaften von Prominenten gegeneinander an und mussten Proben ihrer Stärke geben. Auch ein Weiser im Turm kam darin vor, der Kandidaten Rätsel aufgab und sie am Ende der Sendung löste. Als die Produktionsfirma den bisherigen relativ unbekannten Schauspieler auswechseln wollte, schlug jemand Ove Sprogøe vor. Das war eher aus Spaß dahingesagt, denn niemand rechnete mit seiner Zusage. Immerhin war er schon 74 Jahre alt und hatte bisher mit einer einzigen Ausnahme nie an Fernsehshows teilgenommen. Zur großen Überraschung der Produzenten sagte er aber zu. So etwas wollte er doch unbedingt einmal erleben, erklärte er. Außerdem konnte er das Nützliche mit dem Angenehmen verbinden und im Anschluss an die Dreharbeiten in seinem geliebten Frankreich, wo die Show aufgezeichnet wurde, mit Eva Urlaub machen.
    Bis dahin war es jedoch alles andere als ein Ferienjob, beschreibt Moderator Thomas Mygind: »Man musste viel warten, und die Arbeitstage auf dem Fort waren lang. Jeden Morgen um sechs mussten wir mit dem Bus vom Hotel zum Hafen und danach mit dem Schiff eine Dreiviertelstunde bis zum Fort. Und das Schlimmste war, dass es keine Gangway oder Treppe zum Fort gab. Wir wurden in so einem großen Rettungsnetz von zwei bis drei Metern Durchmesser auf das Fort gehoben. Aufgrund seines Alters hatte sich die französische Filmgesellschaft geweigert, Ove zu versichern. Deshalb stand ich jeden Tag mit Ove und Eva im Netz, um sie zusätzlich zu halten, wenn wir die 15 Meter hochgehievt wurden. Furchtbare Bedingungen für einen alten Mann, der nicht schwimmen konnte.«
    An einem langen, zähen Stück von einem knappen Monat wurde eine Staffel von zwanzig Folgen aufgenommen. Trotz ihres hohen Alters waren Eva und Ove jeden Morgen um sechs als Erste zum Abholen bereit und ertrugen ohne Murren den langen Arbeitstag, der erst um 20 Uhr endete. Ove hatte lediglich Mühe, all die vielen Treppenstufen in seinen Turm hinaufzusteigen.
    Eva und Ove hatten ihre kleine Ecke im Fort, wo sie in den Pausen in ihren Gartenstühlen saßen, Kreuzworträtsel lösten und lasen. Ove Sprogøe bestand darauf, dass das kreideweiße Haar hochstehen sollte wie bei dem Boxmanager Don King. Mit dem Unterschied jedoch, dass sein Hahnenkamm in einem 45-Grad-Winkel vom Kopf abstand, weshalb er den Spitznamen »Ole Seitenwind« erhielt. Mygind sah in Eva die perfekte Großmutter und Glucke, die Ove und sich selbst vor zu viel Rummel schützte.
    Am darauffolgenden Weihnachtsfest wurde Ove 75, und Thomas Mygind schickte ihm eine Flasche Wein, wie er erzählt: »Ein paar Wochen nach Neujahr klingelte bei mir das Telefon: ›Hier Ove Sprogøe. Vielen Dank. Das wärmte. Danke für unsere gemeinsame Zeit, Lebwohl!‹ Ich war ganz überrascht. Er hatte das alles in einem ganz liebevollen Ton gesagt und dennoch kurz und bündig. Ich glaube, so war er auch als Mensch. Nach Arbeitsschluss wird ausgefegt, und das geschieht gründlich.«
    Thomas Mygind war tief beeindruckt, wie der Schauspieler mit sich selbst haushielt: »Wenn man eine so öffentliche Person ist, braucht man einen Kern, der nur einem selbst gehört. Ove hatte die seltene Gabe, anwesend und voll da zu sein und trotzdem einen Kern von sich selbst ganz für sich zu behalten, so dass man ihn nie richtig kennenlernte. Das ist kein Vorwurf, das meine ich ganz positiv. Ich verstand ihn da voll und ganz. Na, und wenn man eben ganz Dänemarks Ove ist, dann kann die Tür nicht offen stehen. Es war interessant ihn im Vergleich zu Ole Ernst zu erleben, den wir auch dabei hatten. Beides große Schauspieler, aber als Menschen diametral entgegengesetzt. Bei Ole stand die private Tür immer offen, selbst das französische Technikerteam kannte ihn am Schluss in- und auswendig.«
    Ove Sprogøe spielte seinen Weisen im Turm ohne großen Schnickschnack. Eher wie Ove in einer Kutte. Und sehr hilfsbereit, wie sich der Schauspieler Henrik Kofoed erinnert: »Er kannte mich aus gemeinsamer Arbeit am Theater und hat ganz ohne Zweifel mir und meiner Mannschaft geholfen. Ich sollte den Begriff Liebe erraten. Der Tonfall, wie er seinen Text sprach, verriet mir die Lösung, und das
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