Maechtig, mutig und genial
http://www.spiegel.de/wissenschaft/natur/0,1518,553304,00.html , 11.5.2012.
http://www.minhamarina.org.br/home/home.php . Offizielle Webseite von Marina Silva mit Kurzbiographie, Reden und aktuellen Nachrichten über die Arbeit der Politikerin.
RIGOBERTA MENCHÚ
GUATEMALA, *1959
Die Menschenrechtsaktivistin Rigoberta Menchú erhielt 1992 als erste Frau aus Lateinamerika den Friedensnobelpreis, der damit auch zum ersten Mal nach Guatemala ging. Sie war obendrein die erste Vertreterin eines indigenen Volkes, die die Auszeichnung entgegennehmen konnte und die bislang jüngste Preisträgerin. Rigoberta Menchú kommt das große Verdienst zu, die Augen der Welt auf die Menschenrechtsverletzungen an Lateinamerikas indigener Bevölkerung im Allgemeinen und in ihrer Heimat Guatemala im Speziellen gelenkt zu haben. Viele Menschen werfen ihr allerdings vor, die Öffentlichkeit hinsichtlich ihrer Person getäuscht zu haben.
Rigoberta Menchú Tum wurde am 9. Januar 1959 als sechstes von zehn Kindern des Bauern Vicente Menchú Pérez und der Geburtshelferin Juana Tum Kótoja in der Ortschaft Chimel in der Nähe von Uspatán im guatemaltekischen Hochland-Departement El Quiché geboren. Bezüglich ihrer Herkunft existieren verschiedene Versionen: Sie selbst behauptet, aus einer Familie armer Landarbeiter zu stammen, und so hatte sie es der venezolanisch-französischen Ethnologin Elisabeth Burgos zu Protokoll gegeben. Die beiden Frauen hatten während Rigobertas Exil in Frankreich 1981 eine Woche lang in Burgos’ Wohnung miteinander gesprochen. Burgos hat mit dem in der ersten Person aus Sicht Menchús geschriebenen Buch
Me llamo Rigoberta Menchú y así me nacío la conciencia
(dt.: Ichheiße Rigoberta Menchú, und so habe ich das Bewusstsein erlangt), im Original 1983 erschienen, dafür gesorgt, dass die Guatemaltekin bekannt und die in ihrer Heimat von den Militärs begangenen Verbrechen international publik wurden. Das Buch erhielt 1983 den angesehenen kubanischen Literaturpreis
Casa de las Américas
und wurde in etliche Sprachen übersetzt. Die deutsche Fassung
Rigoberta Menchú – Leben in Guatemala
erschien 1984. Nachforschungen des US-Anthropologen und Guatemala-Kenners David Stoll ergaben dann 1998, dass Rigobertas Vater eine Farm beachtlicher Größe besessen hat. Laut Stoll stritt sich Vater Vicente damals auch nicht mit Großgrundbesitzern um Land, wie es in Burgos’ Buch heißt, sondern mit der Familie von Rigobertas Mutter.
Menchú behauptete lange, erst als 22-Jährige Spanisch sowie Lesen und Schreiben gelernt zu haben. Stoll fand jedoch heraus, dass sie zwei angesehene Klosterschulen besucht und bereits mit der Einschulung Spanisch gelernt hatte. Als die Verfasserin dieses Beitrages Menchú 1985 in Mexiko-Stadt kennenlernte – da war letztere 26 Jahre alt – sprach sie ein fehlerfreies, teilweise blumig-poetisches Spanisch, was nicht auf eine erst kürzlich erlernte Sprache schließen ließ. Ihre Muttersprache ist allerdings Maya Quiché, eine der 23 Maya-Sprachen, die in Guatemala gesprochen werden.
Unter Tränen berichtete Rigoberta Menchú auch der Verfasserin, dass sie bereits als Kind auf den Kaffeefarmen der Großgrundbesitzer gearbeitet und dort miterlebt habe, wie ihr Bruder Felipe starb: Er lief unter den Kaffeesträuchern herum, als der Großgrundbesitzer diese mit Pflanzenschutzmitteln besprühte. Und ihr Bruder Nicolás sei dort an Unterernährung gestorben. Die
New York Times
machte den angeblich toten Nicolás ausfindig, und Stoll recherchierte, dass Rigoberta nie auf einer dieser Farmen tätig war, weil sie zur fraglichen Zeit ein Nonneninternat besucht hatte. Die Lebens- und Arbeitsbedingungen auf den Farmen hat sie jedoch korrekt beschrieben. Menchú warf zunächst Burgos vor, sich nicht an dieWahrheit gehalten zu haben, die Ethnologin hatte die Aussagen Menchús jedoch auf Band aufgenommen. Später räumte Rigoberta dann ein, in ihrer Biographie an der einen oder anderen Stelle übertrieben zu haben. Ihr Wohlmeinende erklären dies damit, dass sie auf das Elend ihrer indigenen MitbürgerInnen habe aufmerksam machen wollen. Im Übrigen sei es in der indigenen Kultur durchaus üblich, ein kollektives Ich zu verwenden. Ihr Übelgesinnte halten dagegen, sie habe bewusst die Unwahrheit gesagt und deshalb den Nobelpreis nicht verdient. Ultrarechte Kräfte in Guatemala nutzten die Unstimmigkeiten in Menchús Biographie dazu aus, um die Menschenrechtsbewegung generell zu verunglimpfen.
Rigoberta
Weitere Kostenlose Bücher