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Maechtig, mutig und genial

Maechtig, mutig und genial

Titel: Maechtig, mutig und genial Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Karnofsky
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Für ihren Lebensunterhalt arbeitete Marina in einem Heim für Straßenkinder und erledigte Näharbeiten. Und sie nahm weiterhin an Blockaden teil und arbeitete in der von Chico Mendes gegründeten Gewerkschaft der Landarbeiter mit. Ihre erste Tochter Shalom kam 1981 zur Welt.
    Auf der Universität trat sie einer politischen Gruppe bei, die Widerstand gegen das Militärregime leistete. Der Anführer der Gruppe war Mitglied der neugegründeten
Partido dos Trabalhadores
(PT, dt.: Arbeiterpartei). In der Partei waren auch Leute willkommen, die bislang von der Macht ausgeschlossen waren: Gummizapfer, Indigene oder landlose Bauern. Und die Satzung der PT sieht vor, dass 30 Prozent ihrer Führungspositionen mit Frauen besetzt sein müssen. Marina Silva schloss sich der Partei an, nicht zuletzt, um Chico Mendes zu unterstützen, der für die PT bei den ersten demokratischen Wahlen für das Parlament des Bundesstaates Acre kandidierte. Marina übernahm zum ersten Mal einen politischen Posten: Sie wurde seine Wahlkampfleiterin. Doch Mendes verlor, denn im Gegensatz zu seinen Gegnern aus dem bürgerlichen Lager hatte er kein Geld für teure Wahlkampfgeschenke, und es war ihm und Marina nicht gelungen, die Bürger und Bürgerinnen mit Argumenten zu überzeugen. In ihren Augen war es undemokratisch, wenn der reichste Kandidat gewann: Nur Bildung konnte dafür sorgen, dass die Bürger nicht dem Kandidaten ihre Stimme gaben, der die größten Geschenke verteilte, sondern dem, der ihre Interessen vertrat.
    Derweil wuchs die Landarbeitergewerkschaft. Sie organisierte inzwischen Kooperativen, damit die
seringueiros
ihr Gummi gemeinsam zu besseren Preisen verkaufen konnten, und sie eröffnete Schulen. Marina half, Lehrer auszubilden. Und gemeinsam mit Chico begann sie, in Acre eine Filiale des Gewerkschaftsdachverbandes
Central Única dos Trabalhadores
(CUT) aufzubauen.
    1982 wurde ihr Sohn Danilo geboren. Sie hatte ständig ein schlechtes Gewissen, weil sie sich nicht ausreichend um ihre Kinder kümmern konnte und war oft eifersüchtig, dass diese zu Marinas Tante Chica, die sie hauptsächlich versorgte, Mama sagten. Doch Marina wusste, dass ihr Weg, für eine bessere Welt für ihre Kinder zu kämpfen, der richtige war, so Biographin Hildebrandt. Obwohl sie sich immer wieder den Vorwurf gefallen lassen musste, sie sei eine schlechte Mutter. Auch ihr Mann hatte eine andere Vorstellung vom Familienleben als sie, und so trennten sie sich 1985.
    1984 hatte sie die Universität abgeschlossen und begann, als CUT-Koordinatorin von Acre zu arbeiten. Sie warb dafür, die Ressourcen des Regenwaldes zu nutzen und damit Arbeitsplätze für die Armen zu schaffen. Als Chico Mendes sich um den Bürgermeisterposten der Gemeinde Xapurí bewarb, leitete sie erneut seinen Wahlkampf. Bei den nächsten Wahlen kandidierte sie selbst für einen Sitz in der Verfassunggebenden Versammlung des Bundesstaats, denn ihr wurde klar, dass soziale Bewegungen allein nicht ausreichten, um das Leben der Amazonasbewohner zu verbessern. Die Politik musste sich ändern. Die begabte Rednerin rechnete den Menschen vor, dass mit Gummi und Paranüssen zwanzigmal mehr Geld zu verdienen war als mit der Landwirtschaft. Viele Menschen horchten zwar auf, doch Marina verlor die Wahl. Nicht so 1988, als sie für das Stadtparlament von Rio Branco kandidierte: Sie erhielt so viele Stimmen wie nie ein Stadtratskandidat zuvor und zog am 1. Januar 1989 für zwei Jahre als erste Frau und erste Linke überhaupt in den Rat ein. Rio Branco hatte sich aufgrund des Zuzugs vom Land von einer verschlafenen Kleinstadt in eine Stadt mit heute 330 000 Einwohnern verwandelt. Vor allem die Menschen in den
favelas
vertrauten Marina Silva, denn sie war eine von ihnen und kannte ihre Sorgen und Nöte.
    Der Agrarexperte Fábio Vaz de Lima aus São Paulo, der in Xapurí dabei half, eine Gummizapfer-Kooperative aufzubauen, unterstützte sie in ihrer Wahlkampagne. Marina fand in ihmden Mann, der sie nicht nur liebte, sondern auch ihr Engagement für die nachhaltige Entwicklung des Regenwaldes teilte. Die beiden sind bis heute verheiratet, und Marina bekam zwei weitere Kinder mit ihm, Moara und Mayara.
    Als sie ihren ersten Gehaltsscheck als Stadträtin bekam, erschien ihr dieser um Einiges zu hoch, und sie machte in den Medien publik, wie viel die Politiker der Stadt verdienten und was sie obendrein noch an Extras bekamen. Sehr zum Ärger vieler Stadtverordneter setzte sie eine Gehaltskürzung durch.
    Das

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