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Mädchen im Moor

Mädchen im Moor

Titel: Mädchen im Moor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Rothen. Aber es wird dann nichts mehr nützen. Der Gesetzgeber ist frei von Gefühlen … er richtet sich nur nach dem strafrechtlichen Nutzen.«
    »Und der wäre?«
    »Auflösung von Wildmoor und Überführung der Mädchen in ein normales Jugendgefängnis, das sich von einem normalen Frauengefängnis nur durch den Namen ›Jugend‹ unterscheidet …«
    »Unmöglich!« Holger v. Rothen brannte mit bebenden Fingern seine Zigarre an. »Ich werde alles versuchen, dies zu verhindern.«
    »Wie wollen Sie das erreichen?«
    v. Rothen sah ernst den ersten Qualmringen seiner Zigarre nach.
    »Helena ist ein Luxusgeschöpf –«, sagte er langsam. »Der Klang von Geld oder die Zahl auf einem Scheck sind für sie die überzeugendsten Argumente –«
    Vivian stand groß, schlank, mit von der Kälte etwas gerötetem Gesicht ihrem Vater gegenüber. Sie trug noch die Stallkleidung … blauer Rock, blaue Bluse, darüber eine buntgeblümte Schürze, um ihr Haar ein Kopftuch. Nur die derben Schuhe hatte sie gewechselt … sie trug die normalen Winterschnürschuhe.
    Holger v. Rothen strich sich wieder mit zitternder Hand über seine weißen Haare. Die Minuten des Wartens, bis Vivian in Begleitung ihrer Heimmutter Hedwig Kronberg kam, hatten ihm mehr Nerven als stundenlange Verhandlungen gekostet. Vor allem war es völlig unsicher gewesen, ob Vivian nicht auch ihren Vater ablehnte … v. Rothen hatte diese Möglichkeit in Erwägung gezogen. Sie hätte ihn um Jahre gealtert … das wußte er.
    Nun stand sie vor ihm, etwas trotzig, etwas stolz, lauernd und abweisend, und doch in den Augen die große, stumme Bitte: Vater, sei gut zu mir –
    »Guten … guten Tag, Vivi …«, sagte v. Rothen leise.
    »Guten Tag, Vater.«
    »Gut siehst du aus –«
    »Mir geht es auch gut …«
    »Das freut mich, mein Kind.«
    Das Gespräch versandete. Dr. Schmidt hatte Hedwig Kronberg zugewunken, das Zimmer zu verlassen. Er selbst zögerte, ob er auch gehen sollte. Der Besuch eines Strafgefangenen muß in Gegenwart einer Aufsichtsperson stattfinden, das war Vorschrift. Damit sollte verhindert werden, daß Briefe oder Werkzeuge oder sonstige unerlaubte Dinge in die Anstalt geschmuggelt wurden oder Kassiber hinaus aus der Anstalt wanderten. Holger v. Rothen ahnte den Konflikt in Dr. Schmidt und wandte sich ihm zu.
    »Ich habe keine Feile bei mir«, sagte er krampfhaft fröhlich. »Und Nachrichten vom Schiel-Emil bringe ich auch nicht …«
    Dr. Schmidt nickte und verließ wortlos das Zimmer.
    Holger v. Rothen zeigte auf einen der Sessel.
    »Setz dich, Vivi …«
    »Danke, Vater. Ich komme aus dem Stall … da stinken die Kleider …«
    »Ja, natürlich …«, v. Rothen strich sich wieder über die Haare. »Wenn du dich gut führst, ist im Herbst alles vorbei … vielleicht auch schon früher, durch eine Bewährungszeit … Dr. Bratke wird rechtzeitig einen diesbezüglichen Antrag stellen …«
    »Das soll er sich sparen, Vater.«
    v. Rothen sah seine Tochter verständnislos an. »Aber warum denn?«
    »Ich will nicht.« Vivians hübsches Gesicht zeigte die Starrheit einer unberechenbaren Abwehr. Holger von Rothen beugte sich vor. Es kostete ihn unmenschliche Beherrschung, nicht aufzuspringen und Vivian an sich zu reißen. Das einzige, was ihn zurückhielt, dies zu tun, war die Furcht, sie könnte ihn zurückstoßen, ihren Vater von sich weisen. Es wäre einem völligen Zusammenbruch v. Rothens gleichgekommen.
    »Wir sollten uns jetzt schon über dein weiteres Leben unterhalten, Vivi.«
    »Darüber bin ich mir im klaren, Vater.«
    »Das ist schön, mein Kind. Aber zunächst fahren wir nach Capri und erholen uns zwei Monate von Wildmoor. Dann sollst du endlich dein Rennpferd bekommen … ich habe da einen Zweijährigen, einen feurigen Rappen, in Aussicht. Er verspricht, einmal Derbysieger zu werden! Und dann wirst du mich immer begleiten, wohin ich auch fahre … wir wollen uns die ganze Welt ansehen –« v. Rothens Augen glänzten vor innerer Freude. »Na, Vivi, was sagst du dazu?«
    Vivian hatte den Kopf gesenkt. Unter dem verblichenen Kopftuch quollen die hochgesteckten Haare hervor. Sie hielt die Hände vor sich an der Schürze gefaltet und schwieg eine Zeitlang. Dann hob sie den Kopf, und in ihren Augen lag deutlich die Kraft zu dem, was sie sagen wollte.
    »Nein, Vater.«
    »Du willst kein Rennpferd mehr?!«
    »Ich komme nicht mehr nach Hause …«
    »Vivi!« Holger v. Rothen sprang entsetzt auf. Vivian wich zurück an den Schreibtisch Dr. Schmidts und

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