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Mädchen im Schnee

Mädchen im Schnee

Titel: Mädchen im Schnee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N Schulman
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Rückenausschnitt, das sie am Abend zuvor auf einen der Haken im Schlafzimmer bereitgehängt hatte, keines Blickes, sondern zog die ACNE -Jeans und das häufig getragene Filippa-K-Oberteil an. Plötzlich wollte sie überhaupt nicht mehr weggehen und am liebsten gar nicht gesehen werden.
    »Magda, soll ich dir noch nachschenken?«, fragte Jeanette von draußen. Sie klopfte leicht an die Tür. »Magda?«
    »Ja, danke. Tu das. Ich komme gleich.«
    Magdalena stand auf und betrachtete sich im Spiegel. Das geschminkte Gesicht überraschte sie, ja, sie war erstaunt, dass sie überhaupt zu sehen war. Sie fühlte sich so unsichtbar. Versuchsweise lächelte sie der Person gegenüber zu und versuchte etwas hinzukriegen, was wenigstens entfernt an ein Strahlen in den Augen erinnerte.
    Sie dachte an das Foto von Ebba, an ihre gleichmäßige Bräune, das blonde Haar und die vollen Brüste. Dagegen war sie also ausgetauscht worden, so hätte sie aussehen müssen.
    Scheiße aber auch, dass ich jetzt nicht arbeiten gehe, dachte sie. Es wäre alles so viel leichter mit einem Block, hinter dem ich mich verstecken könnte, und einem Stift als kleiner Waffe.
    »Ich habe dein Glas da hingestellt«, sagte Jeanette, die gerade ein Teelicht in einem runden schmiedeeisernen Kerzenständer an der der Wand neben dem Ledersofa anzündete. »Nimm noch Käse und Cracker, ich muss hier nur ein paar Sachen fertig machen.«
    »Du hast alles so schön hergerichtet«, sagte Magdalena und nickte in Richtung Tablett und dem aufwendigen Arrangement aus dicken Kerzen und runden Steinen in einem großen Glaszylinder.
    Sie setzte sich mit hochgezogenen Beinen auf das Sofa, genau wie früher. Nach ein paar raschen Schlucken Wein fühlte es sich in ihrer Brust ein wenig ruhiger an.
    Als Cindy Laupers »Girls just want to have fun« ertönte, drehte Lisa die Lautstärke hoch, nahm ihr Weinglas und machte ein paar Tanzschritte über das Parkett bis zur Sofagruppe.
    »Keine Musik wird je so gut sein wie die der Achtziger, das ist einfach so«, sagte sie und setzte sich neben Magdalena in den Sessel.
    Magdalena drehte ihr Glas und sah den Wein in Zeit lupe an den Rändern hochschwappen. Herum und herum und herum.
    Bei »Only You« von den Flying Pickets flog Lisa wieder aus dem Sessel hoch.
    »Gott, ich liebe diesen Song!«, rief sie und drehte die Lautstärke noch höher. »Jedes Mal wenn ich ihn höre, muss ich an Simon denken. Das ist doch total krank. Wir müssen in der Fünften gewesen sein, als wir dazu eng getanzt haben.«
    »Kannst du’s bitte etwas leiser machen?«, fragte Jeanette. »Die Nachbarin unter mir nutzt jede Gelegenheit, sich über mich zu beschweren.«
    »Sorry.«
    Lisa drehte die Lautstärke runter und setzte sich wieder in den Sessel.
    »Prost, Mädels, heute Abend lassen wir es krachen!«
    Jeanette hob ihr Glas, und Magdalena und Lisa taten es ihr nach.
    »Ich hoffe, dass heute Abend genauso viel Zug drin ist wie letztes Mal, als Ante gespielt hat«, sagte Lisa. »Er hat ein paar Jahre in Los Angeles gelebt und in einer Menge Clubs gearbeitet, und dann war er Musikproduzent und alles Mögliche. Und das, wo er früher so ein Schlappschwanz war. Aber du solltest ihn jetzt sehen, Magda. Er ist superschick. Und offensichtlich auch steinreich. Fährt in einem BMW rum, und im Sommer hat er sich auf dem Grundstück in Uddeholm einen großen Pool mit Holzterrasse gebaut. Der muss wie blöd verdient haben da in Amerika.«
    »Es ist einfach schön, dass was los ist«, sagte Jeanette und hielt ihnen noch mal den Tetrapack hin. »Und er ist auch kein bisschen überheblich geworden, oder so.«
    Magdalena nickte und hielt ihr Glas hin, sodass Jeanette ihr einschenken konnte.
    »Du auch nicht«, sagte Lisa zu Magdalena. »Du bist genauso wie immer.«
    Magdalena versteckte sich in der Musik, sie tanzte, dass die Haare flogen. Zum ersten Mal seit mehreren Monaten dachte sie nichts. Ihr Körper fühlte sich leicht und weich an, und sie ließ ihn machen, was er wollte, machte einfach mit, schloss die Augen und verschwand. Als sie wieder aufsah, waren Jeanette und Lisa in der wogenden Menge nicht mehr zu sehen, aber das war ihr egal, sie machte die Augen wieder zu und tanzte weiter in dem kreisenden Glitzer von der Discokugel und dem Blinken der Spotlights.
    Sie musste den Mädels zustimmen, Ante hatte wirklich Geschick, gute Musik auszusuchen und die Leute in Schwung zu bringen. So eine Stimmung hatte sie auf einer Tanzfläche seit vielen Jahren nicht mehr

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