Mädchen im Schnee
lassen.«
Munther sah unentschlossen aus.
»Mein Vorschlag ist, dass wir uns heute Abend mit einer Kamera da hinsetzen und dokumentieren, wer in die Wohnung reingeht und wer rauskommt«, fuhr Petra fort. »Ich habe das Gefühl, als würden uns ein paar Stunden schon das bringen, was wir brauchen.«
»Okay, tut das«, sagte Munther schließlich. »Was meinst du, Christer? Kannst du heute Abend Überstunden machen?«
»Klar, kein Problem.«
Magdalena beugte sich über die Tiefkühltruhe und versuchte, sich zwischen den Fischeisklötzen zu entscheiden. Köhler- oder Seehechtfilet. Wenn sie noch Eier kaufte, könnte sie Thunfisch mit Eisoße machen. Oder Seehecht mit Eisoße, genauer gesagt.
»Meine Mädchen essen Fisch nur, wenn er so aussieht.«
Magdalena, aus ihrer Essensplanung gerissen, sah auf.
Petter stand einen halben Meter von ihr entfernt und hielt ein Paket panierten Fisch hoch.
»Du hast mir nicht auf meine SMS geantwortet«, sagte er.
»Nein.«
»Warum nicht?«
»Ich konnte mich nicht entscheiden, was ich antworten sollte«, sagte Magdalena und beugte sich wieder über die Tiefkühltruhe.
Jetzt wusste sie nicht mehr, wonach sie suchte, aber die Luft von da unten kühlte ihr zumindest die heißen Wangen.
»Das sieht dir aber gar nicht ähnlich. Sonst hast du doch keine Schwierigkeiten, dich auszudrücken.«
»Vielleicht«, murmelte Magdalena zu der Tiefkühltruhe.
»Und wenn ich abends mal anrufen würde, gehst du dann dran?«
Magdalena sah auf.
»Kann schon sein, ja.«
»Du bist so rätselhaft. Wird man so, wenn man zu lange in der Großstadt lebt?«, fragte Petter und schob sich genau auf diese besondere Weise die Haare hinter das Ohr.
Die Stiefel von Nils kamen angetrampelt. Zwei Tüten Milch lagen wie Holzscheite in seinem Arm gestapelt.
»Hier, Mama. Und jetzt will ich noch mehr holen.«
Magdalena nahm ihm die Milch ab, tat sie in den Einkaufskorb und schaute auf die Liste.
»Danke, Schatz. Butter könntest du noch holen. So ein Paket, wie wir es immer zum Broteschmieren nehmen. Das findest auch dahinten bei der Milch.«
»Okay«, sagte Nils und stob davon.
Petter sah sie an.
»Bis später«, sagte er. »Ich werde versuchen, mal abends anzurufen.«
»Tu das«, erwiderte Magdalena und sah ihm nach.
Als Nils mit der Butter wiederkam, legte Magdalena sie in den Korb und beauftragte ihn, Tomaten zu holen. Das war der letzte Punkt auf der Liste. Nils rannte zum Gemüse. Magdalena schlich hinterher. Wohin war Petter verschwunden? Sie merkte, dass ihr heiß wurde, und sie machte den Reißverschluss der Jacke ein Stück auf.
Als Magdalena beim Gemüse ankam, hatte Nils schon vier Tomaten in eine Tüte gelegt und aus den dünnen Henkeln einen Knoten gemacht. Stolz hielt er seine Trophäe hoch.
»Wir sind jetzt fertig, wir können zur Kasse gehen und bezahlen«, sagte Magdalena.
Nils übernahm wieder die Führung, zog durch den Laden und stellte sich hinter einer Dame in die Schlange. Kein Petter weit und breit.
»Ja, hallo, Magda. Wir haben uns ja lange nicht gesehen.«
Die Dame vor ihnen hatte sich umgedreht – es war Magdalenas alte Lehrerin Ellen.
»Ich habe schon gehört, dass du wieder nach Hause gezogen bist. Wie schön.« Ellen begann, ihre Lebensmittel auf das Band zu legen. »Wenn du mal über etwas anderes als Mord und Elend schreiben willst, dann kannst du gern in die Schule kommen. Die Fünfte hat eine Klassenfahrt in die Berge gemacht; sie haben gezeltet und in Eisbächen gebadet und sind mit Schneeschuhen gewandert. Jetzt haben sie die Reise mit einer Ausstellung in der Aula dokumentiert. Einige haben Fotos gemacht, andere haben gemalt oder Gedichte geschrieben.«
»Ah, das klingt ja engagiert«, sagte Magdalena.
»Ja, wirklich. Es ist wichtig, dass wir die Kinder sehen. Aber das weißt du ja, schließlich hast du selbst ein Kind. Und es ist doch auch so schön, wenn in der Zeitung einmal nette Nachrichten stehen und nicht nur Trauriges, das sage ich …«
»War das alles?«, fragte die Kassiererin und schob den Warentrenner in die Metallschiene.
»Ja, danke.«
Ellen holte ihren Geldbeutel aus der Handtasche.
Magdalena stieg ein schwacher Farbgeruch in die Nase und sah sich langsam um. Hinter ihr in der Schlange stand Petter, die Unterarme auf den Wagengriff gestützt.
»Ja, aber vielleicht kannst du ja vorbeikommen und ein paar Zeilen darüber schreiben«, sagte Ellen, ehe sie zum Ende des Bandes ging, um ihren Einkauf einzupacken.
»In Ordnung, aber ich
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