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Mädchen im Schnee

Mädchen im Schnee

Titel: Mädchen im Schnee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N Schulman
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geworfen haben. Als Christer vom Küchentisch aufstand um zu öffnen, war ihm richtig übel.
    Bengt hielt eine Tüte in der einen und einen Plastikbeutel mit Hefegebäck in der anderen Hand und sah ihn erstaunt an.
    »Bist du krank?«
    »Es geht mir nicht gut, aber ob ich krank bin, weiß ich nicht. Auf jeden Fall ist es nichts Ansteckendes.«
    »Brauchst du irgendwie Hilfe? Wolltest du deshalb, dass ich komme?«
    Bengt schlüpfte auf der Fußmatte aus seinen Stiefeln und folgte ihm in die Wohnung.
    Christer setzte sich auf den Stuhl, auf dem er schon den ganzen Tag gesessen und auf die Berge gestarrt hatte. Bengt sah ihn nachdenklich an, rückte den anderen Stuhl vom Tisch ab und setzte sich.
    »Ich etwas passiert? Ich mache mir langsam wirklich Sorgen.«
    Christer schob schweigend das Tablettendöschen quer über den Tisch, als wäre es eine Schachfigur auf einem Spielbrett.
    »Meine Medizin, ja, meine Güte!«, sagte Bengt und nahm die Dose.
    Als Christer immer noch nichts sagte, wirkte Bengt richtig verunsichert.
    »Ja, und?«
    Christer holte tief Luft.
    »Weißt du, wo ich die gefunden habe?«
    »Keinen Schimmer.«
    »In einem Müllkeller im Abbortorpsvägen.«
    Bengt warf einen raschen Blick aus dem Fenster und dann wieder auf die Tablettendose. Einen Sekundenbruch teil schien es, als wollte er sie von sich schleudern, doch stattdessen packte er sie nur noch fester. Eine dunkle Röte breitete sich über seinen Hals aus.
    »Wir beobachten dort ein illegales Bordell«, sagte Chris ter leise. »Diese Dose hier lag in derselben Tüte wie eine Menge benutzter Kondome. Es gibt also keinen Zweifel. Jedenfalls nicht für mich. Und sicherlich auch nicht für einen Staatsanwalt.«
    Bengt machte den Mund auf, um etwas zu sagen, doch er blieb stumm sitzen.
    »Es war ein Dienstvergehen von mir, dieses Beweismaterial beiseitezuschaffen, das ist dir hoffentlich klar. Wenn das rauskommt, bin ich geliefert.« Christer schloss die Augen. »Das widert mich so wahnsinnig an. Seit ich diese Dose gefunden habe, habe ich keine Minute geschlafen. Mein eigener Vater rennt zu …«
    Christer konnte den Satz nicht zu Ende bringen.
    Bengt räusperte sich. Die Röte war wieder verschwunden, aber seine Stirn glänzte feucht.
    »Gunvor und ich …«
    Christer stand so abrupt auf, dass der Holzstuhl hinter ihm umfiel.
    »Jetzt hör aber auf! Ich will nichts über Mutter hören. Nicht ein Wort, ist dir das klar?«
    Bengt senkte den Blick. Von oben sah er so klein aus, dachte Christer, fast wie ein Schuljunge. Seinen großen, starken Vater zu sehen, wie er sich hier duckte und schämte, das tat mehr weh, als Christer erwartet hatte. Trotzdem konnte er sich nicht zurückhalten.
    »Dir ist hoffentlich klar, dass das ein Straftatbestand ist! Das ist nicht nur ekelhaft, sondern du kannst dafür auch in den Knast gehen.«
    Bengt antwortet nicht, sondern stand auf und schob die Dose mit ruckartigen Bewegungen in die Jacke.
    Als die Haustür zuschlug, verbarg Christer das Gesicht in den Händen. Er zitterte am ganzen Leib.
    Man kann seinen eigenen Vater nicht reinreiten, dachte er. Das geht einfach nicht.
    Ernst Losjö stellte einen Teller Tomatensuppe, den er direkt aus einer Dose aufgewärmt hatte, auf den Couchtisch. Das klirrende Geräusch ließ Gabrielle aufsehen.
    Manchmal beneidete er sie um ihre Fähigkeit, in diesem Dämmerzustand zu versinken, wenn die Wirklichkeit rundherum zu anstrengend wurde. Dann überließ sie alle Entscheidungen und Verpflichtungen den anderen. Ihm. Ihre Haare waren fettig und verfilzt und lagen wie ein Mopp über das Kissen ausgebreitet. Das letzte Mal hatte er sie vor knapp vier Tagen überreden können zu duschen.
    »Du musst essen«, sagte er.
    Langsam setzte sich Gabriella im Sofa auf. Als sie so weit war, die Beine gekreuzt und die Haare aus dem Gesicht gestrichen hatte, reichte Ernst ihr den Teller.
    Da klingelte es an der Tür.
    »Ich mache auf«, sagte Ernst und verließ das Wohnzimmer.
    Draußen auf der Treppe stand ein Polizist, den Ernst nicht kannte.
    »Mein Name ist Urban Bratt«, sagte er und streckte die Hand aus. »Darf ich einen Augenblick hereinkommen?«
    Ernst wich in den Flur zurück. Jetzt passiert es, dachte er.
    Ohne etwas zu sagen, steckte der Polizist die Hand in die Tasche und holte etwas heraus. Ein rosafarbenes Nokia, an dem mit einer Schnur ein kleiner, brauner Plastikaffe befestigt war. Heddas Handy.
    Ernst musste dem Polizisten nur ins Gesicht schauen, um zu begreifen.
    Jetzt lief die

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