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Maedchen mit begrenzten Moeglichkeiten

Maedchen mit begrenzten Moeglichkeiten

Titel: Maedchen mit begrenzten Moeglichkeiten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Muriel Spark
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von Jane hörte?»
    Ehe Rudi verraten konnte, daß er das Manuskript schon gesehen hatte, sagte Jane rasch: «Es ist eine Art anarchistisches Buch.»
    «Hältst du übrigens immer noch etwas von Anarchismus?» fragte Rudi Nicholas.
    «Aber nichts von Anarchisten im allgemeinen, nebenbei bemerkt», sagte Nicholas.
    «Wie ist er denn übrigens gestorben?» fragte Rudi.
    «Er ist zu Tode gemartert worden, heißt es», sagte Jane.
    «In Haiti, wieso das?»
    «Ich weiß nicht viel darüber, nur das, was ich den Nachrichten entnommen habe. Reuter berichtete von einem örtlichen Aufstand. Associated News bringt auch gerade etwas darüber … Ich dachte an das Manuskript ‹Sabbat-Notizen›.»
    «Ich habe es immer noch. Wenn er durch seinen Tod berühmt wird, werde ich es suchen. Wie ist er denn gestorben?»
    «Ich kann Sie nicht verstehen, die Verbindung ist miserabel. Ich sagte, ich kann Sie nicht verstehen, Rudi …»
    «Wie ist er gestorben, auf welche Weise?»
    «Es wird eine ganze Menge wert sein, Rudi.»
    «Ich werde es schon finden. Die Verbindung ist schlecht, nebenbei bemerkt, können Sie mich hören? Wie ist er denn gestorben?»
    « … eine Hütte …»
    «Ich kann nicht verstehen …»
    « … in einem Tal …»
    «Sprechen Sie lauter.»
    « … in einem Palmenhain … ganz verlassen … es war gerade Markttag, alle waren auf dem Markt.»
    «Ich werde es schon finden. Vielleicht gibt es einen Markt für das Sabbat-Buch. Treibt man denn etwa einen Kult mit ihm?»
    «Er hat versucht, ihnen ihren Aberglauben auszutreiben, heißt es. Sie schaffen da viele katholische Priester beiseite.»
    «Ich verstehe kein Wort. Ich rufe Sie heute abend wieder an, Jane. Auf bald.»

 
     
     
     
     
     
    5
     
     
    Selina betrat den Salon mit einem hohen, großrandigen blauen Hut und in Schuhen mit hohen Keilabsätzen. Diese Mode kam aus Frankreich und galt als Kennzeichen der Resistance. Es war spät am Sonntagmorgen. Sie hatte einen angemessen ausgedehnten Spaziergang mit Greggie über die Promenadenwege von Kensington Gardens hinter sich.
    Selina nahm den Hut ab und legte ihn neben sich auf das Sofa. «Ich habe heute einen Gast zu Tisch», sagte sie, «Felix.» Felix war Oberst G. Felix Dobell, Abteilungschef beim amerikanischen Nachrichtendienst, dessen Büros sich in der oberen Etage im Hotel neben dem Club befanden. Er war einmal zusammen mit anderen zu einem Tanzabend im Club eingeladen gewesen und hatte sich Selina auserkoren.
    «Und ich habe Nicholas Farringdon zu Tisch», sagte Jane.
    «Aber der war doch diese Woche schon einmal hier?»
    «Nun ja, aber er kommt heute wieder. Ich war auf einer Party mit ihm.»
    «Schön», sagte Selina, «ich mag ihn.»
    «Nicholas arbeitet beim amerikanischen Nachrichtendienst», sagte Jane, «vermutlich kennt er deinen Oberst.»
    Es stellte sich heraus, daß die beiden Männer sich nicht kannten. Sie saßen also zu viert bei Tisch und die beiden Mädchen bedienten und holten das Essen aus dem Speiseaufzug. Der Lunch am Sonntag war die beste Mahlzeit in der ganzen Woche. Wenn eins der Mädchen aufstand, um etwas zu holen oder abzuräumen, erhob sich Felix Dobell höflich halb von seinem Stuhl und setzte sich dann wieder. Nicholas hingegen genoß als Engländer die Rechte des Grandseigneurs und lehnte sich bequem zurück, während die beiden Mädchen ihn bedienten.
    Die Leiterin, eine große Frau mit grauem Teint, die gewöhnlich Grau trug, gab kurz bekannt, «daß ein konservatives Parlamentsmitglied am nächsten Dienstag eine Diskussion anläßlich der kommenden Wahlen geben werde».
    Nicholas lächelte unverhohlen, und sein langes dunkles Gesicht wirkte dadurch womöglich noch anziehender. Der Gedanke, daß man eine Diskussion ‹gebe›, schien ihm zu gefallen, und er sprach das auch dem Oberst gegenüber aus, der ihm liebenswürdig zustimmte. Der Oberst schien in den ganzen Club verliebt zu sein, und Selina war der Mittel- und Brennpunkt seiner diesbezüglichen Gefühle. Diese Wirkung auf männliche Besucher war nichts Ungewöhnliches im May of Teck Club. Auch Nicholas war von dieser Ganzheit entzückt, allerdings auf eine sehr besondere Weise, insofern, als sie seine dichterische Phantasie bis zu einem Punkt der Gereiztheit beschäftigte. Gleichzeitig erkannte er nämlich voller Ironie, daß diese seine Gedankengänge der kleinen Gemeinschaft ein Bild aufzwangen, das ihr selbst völlig unverständlich bleiben mußte.
    «Wissen Sie, Greggie, ich kann hier nicht überall zur

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