Mädchen Nr. 6: Thriller (German Edition)
gibt’s?«, fragte sie in der Annahme, dass Mitch anrief. Doch es war ein ziemlich aufgeregter Tifton.
»Dani, ich bin in Virginia. Sie haben Monika Wheeler gefunden! Lebend.«
»Oh, was für ein Glück.«
»Das Baby ist auch am Leben, wenigstens bis jetzt. Wir haben sie gerade in die Klinik gefahren. Dort wird das Baby behandelt. Einer der Deputys hat Monika in einem Van gefunden, der in einen Graben gerutscht war.«
Er brachte Dani die nächsten dreißig Sekunden mit keuchendem Atem auf den neuesten Stand. Dani notierte sich alles und wünschte, dass sie auch offiziell wieder ermitteln dürfte. Das war die beste Nachricht für Ermittler: zu wissen, dass das Opfer überlebt hatte.
»Wem gehört der Van?«, fragte Dani.
Sie hörte das Rascheln von Papier. »Der Name lautet Ronald Fulton. Langes Vorstrafenregister. Kein Job, keine Meldeadresse. Aber er fährt einen brandneuen Van. Wir stellen gerade ein Dossier über ihn zusammen.«
»Hat er eingesessen?«
»Ja, acht Monate wegen Raubüberfalls in Texas und drei Monate wegen versuchten Mords. Der Schuss ging daneben, und das Opfer überlebte, verlor jedoch das Hörvermögen auf einem Ohr.«
»Was für eine Waffe war das?«
»Das muss ich erst nachprüfen. Warum? Glaubst du, es handelt sich um dieselbe Waffe, mit der gestern Abend auf dich geschossen wurde?«
»Wäre eine Idee.«
»Im Augenblick gehe ich dem Anruf nach, den du erhalten hast. Seltsam, dass sich Fulton in Virginia aufgehalten haben soll. Wie auch immer, dass er im Gefängnis gewesen ist, bedeutet, dass wir seine DNS haben«, sagte Tifton. »Monika Wheeler war über und über mit Blut besudelt. Wenn es seines ist, finden wir das heraus.«
»Hat sie etwas über den Broker oder ihren Baby-Deal erzählt?«
»Sie bringt noch kein vernünftiges Wort heraus. ›Nehmt mir nicht mein Baby weg. Herr, vergib mir‹, solche Sachen sagt sie. Aber ich sag dir was, Dani, das Mädchen war für den Kampf gerüstet. Sie hatte einen Splitter von einem Spiegel als Waffe in der Tasche. Und in dem Van fand sich eine Pistole, die vor kurzem abgefeuert worden ist.«
»O mein Gott.«
»Ein paar Leute von unserem Sonderkommando sind deshalb nach Virginia gefahren, wir treffen uns mit den Kollegen von dem FBI-Büro hier. Dann kommt noch ein halbes Dutzend Deputys hinzu, die bei der Suche helfen. Sie setzen Leichenspürhunde und Radarsuchgeräte bei jedem alten Stollen ein, den sie finden können. Die Befragungen haben ergeben, dass noch zwei weitere junge Prostituierte verschwunden sind, deren Freundinnen behaupten, sie hätten ein Kind zur Welt gebracht.« Er schwieg für einen Moment.
»Es sind bestimmt noch mehr«, meinte Dani.
»Ja, sicher«, erwiderte Tifton leise. »Aber wenigstens haben wir Monika retten können«, fuhr er dann fort.
Ein Opfer, das noch am Leben war. Ein großer Erfolg. »Okay«, sagte Dani, ebenso erleichtert wie Tifton, »dann machen wir jetzt weiter, Partner.«
47
P anik strömte während der gesamten Fahrt nach Virginia durch Mias Adern. Sergeant Dani Cole steckte ihre Nase überall hinein und kam ihr allmählich wirklich zu nahe. Brad war nervös, Marshall schien ihr nicht mehr zu vertrauen, und Nika und Fulton waren wie vom Erdboden verschluckt.
Alles löste sich auf.
Sie hatte sofort das Haus verlassen, nachdem die Polizisten gegangen waren, hatte das Radarwarngerät eingeschaltet und war durch kleinere Städte in die Berge gerast, an den verstopften Highways vorbei, die aus der Stadt hinausführten. Und plötzlich, nicht einmal mehr zwei Meilen von der Jagdhütte entfernt, hatte sie den Aufruhr entdeckt.
Stirnrunzelnd war sie von der Straße hinuntergefahren und hatte auf dem Seitenstreifen geparkt. Jetzt beobachtete sie die Straßensperre aus sicherer Entfernung, zwei schwarz-weiße Polizeiwagen und der braune Wagen des Sheriffs. Standen sie etwa vor der Abzweigung zur Hütte? Mia ließ das Fenster runter und blickte nach oben. Ein Hubschrauber kreiste am Himmel.
»Ach du meine Güte«, entfuhr es ihr. Ihr Herz hämmerte. War etwas mit der Hütte? Es konnte nur so sein, es gab meilenweit nichts anderes. Es sei denn … eine weitere Leiche? War Fulton so dämlich gewesen und hatte eine weitere Leiche so nahe an der Hütte deponiert?
Und wo, zur Hölle, steckte er eigentlich?
Mia blieb gut fünf Minuten am Straßenrand stehen. Denk nach, denk nach! Sie schaltete das Radio ein, in der Hoffnung, dass gerade Nachrichten kamen. Nichts. Sie schloss die Augen und versuchte sich
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