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Mädchen Nr. 6: Thriller (German Edition)

Mädchen Nr. 6: Thriller (German Edition)

Titel: Mädchen Nr. 6: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Brady
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überhaupt, dass sie ein Baby zur Welt gebracht hatte? Alicia war ab dem fünften Monat im Strandhaus des Brokers untergebracht worden und hatte niemandem etwas davon erzählt. Niemandem.
    Ging es um das Geld, das sie bekommen hatte? War der Kleinen etwas geschehen? Einen schrecklichen Moment lang zog sich alles in ihrem Bauch zusammen. Ihr Baby. Ihr kleines Mädchen. Das jetzt anderen gehörte.
    Sie schloss die Augen und zog ihre Jacke enger um sich. Das alte Bahndepot war ein gruseliger Ort, sie wollte nicht dorthin gehen.
    Aber sie würde es tun. Es geht um deine Tochter.

    Es kam nicht in Frage, dass die Polizei einem Zivilisten – der dem möglichen Opfer zudem noch nahestand – gestattete, mitzukommen, wenn die Leiche aus dem Fluss gezogen wurde. Viel konnte Dani jedoch nicht dagegen tun. Lancaster war Mitchs Heimat. Er kannte die Highland Bridge und wusste, wie man über den Süden herankam. Daher war es kein Wunder, dass er sich ein Taxi geschnappt hatte und kurz nach Dani und Tift vor Ort angekommen war. Uniformierte Beamte versuchten, ihn und andere, die eine Story witterten, zurückzuhalten. Doch vom Flussufer aus sah Dani seinen dunklen Schopf aus der Menge herausragen. Mit seinen langen Beinen schritt der das gelbe Polizeiband ab, versuchte, eine bessere Sicht zu bekommen. Hier und da wechselte er ein paar – wütende – Worte mit den Beamten und rieb über das Gesicht. Schließlich war er verschwunden.
    Gut, dachte Dani. Sie wünschte niemandem, bei so etwas dabei zu sein.
    Wasserleichen waren stets ein grausiger Anblick. Das Taucherteam der Polizei hatte den Toten bereits herausgezogen und am Ufer abgelegt – aufgedunsen, blass, mit einigen kleineren Kopfverletzungen.
    »War er schon vorher tot?«, fragte Dani den Gerichtsmediziner. Es handelte sich um denselben schmächtigen Mann, der auch Rosie untersucht hatte und sich nun gerade etwas auf einem Spiralblock notierte. Ein langer Tag.
    »Das kann ich noch nicht sagen«, murmelte er.
    »Leichname driften normalerweise mit dem Gesicht nach unten, wo sich das Blut sammelt. Wenn sie auf dem Flussbett aufkommen oder gegen Felsen oder Baumstämme stoßen, ist auch eine postmortale Blutung möglich.«
    Mist. Tifton kam in ihre Richtung, und sie lief ihm entgegen. »Wir müssen die Autopsie abwarten, bevor wir wissen, in welchem Zustand er ins Wasser gefallen ist. Und auch dann sind wir vielleicht noch nicht schlauer.«
    Der Gerichtsmediziner blickte selbstgefällig von seinem Notizblock auf. »Nun, das Einschussloch am Kopf könnte natürlich hilfreich sein.«
    Dani riss die Augen auf. »Einschussloch?«
    Auf den Gerichtsmediziner schimpfend, traten die beiden näher zur Leiche. Einer der behandschuhten Kriminaltechniker drehte sie auf die Seite.
    »Nicht sehr groß, und keine Austrittswunde«, stellte Tifton fest. »Vermutlich eine Zweiundzwanziger.«
    Dani hörte kaum zu, denn der Anblick überrollte sie wie eine Dampfwalze. Kurzes, graues Haar, darin ein kleines, schwarzes Loch dicht über dem Ohr.
    Dad.
    Sie versuchte zu schlucken, aber der Kloß in ihrem Hals schwoll an, bis ihr mit einem Mal richtig übel wurde. Sie murmelte Tifton etwas zu, rannte zu einem Hohlweg und erbrach das wenige, das sich in ihrem Magen befand. Würgend sank sie auf die Knie und hielt sich gekrümmt, bis das Bild ihres Vaters verblasste und sie wieder klar sehen konnte.
    Lieber Himmel, dachte sie. Ihr Atem ging abgehackt. Schluss damit. Du kannst stärker sein.
    »Nails?«
    Tifton. Verdammt.
    »Ich komme!«, rief sie. »Dachte, ich hätte hier drüben etwas gesehen, habe mich aber geirrt. Bin in einer Minute da.«
    Seine Schritte verklangen. Dani zog ein Päckchen Kaugummi aus der Tasche und begann, gründlich die Minze herauszukauen. Wenig später spuckte sie es in ein Gebüsch, stand auf und wischte sich über die Hose. Sie atmete tief ein, machte sich auf den Weg zurück zum Ufer und warf einen Blick auf die Handvoll Leute, die noch hinter dem Absperrband der Polizei stand. Mitch schien wirklich gegangen zu sein. Sie wusste nicht, wohin, aber es hätte ihnen gerade noch gefehlt, dass ein notorisch neugieriger Zivilist, der selbst emotional in diesen Fall verwickelt war, seine gebrochene Nase in Dinge steckte, die ihn nichts angingen. Und ihr hätte es gerade noch gefehlt, dass Mitch in ihrer Nähe war, sie berührte und stützte oder sie so intensiv beobachtete, dass er dabei Dinge entdeckte, die er nicht entdecken sollte.
    Sie ließ ihren Blick suchend über das

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