Mädchen Nr. 6: Thriller (German Edition)
wegschlendern. Ein wenig abwarten und wiederkommen, wenn die Nachbarn schliefen. Besser vorbereitet sein. Es bestand zwar die Gefahr, dass Cole in der Zwischenzeit nach Hause kam, aber das Risiko war es wert.
Hunde konnte man aus dem Weg schaffen. Dani Cole auch.
Dani starrte auf den Computermonitor. Keine Elemente. Nichts. Die Speicherkarte von Mitch war tatsächlich leer. Er hatte keine Fotos von ihr gemacht, während sie sich übergeben hatte. Hatte sie nicht wie ein Insekt unterm Mikroskop beäugt.
Sie entspannte sich und schloss die Augen.
Du wirst überrascht sein …
Okay. Ein wenig.
»Dann machen Sie denen gefälligst Dampf, okay?« Tiftons Stimme brachte sie in die Wirklichkeit zurück. Er kam herein, sein Handy am Ohr. »Der Gouverneur kennt den Typen. Jeder will, dass wir den Fall am liebsten schon gestern gelöst haben.« Er legte auf und sah Dani an. »Die Spurensicherung hat gerade eine Schusswaffe am Flussufer gefunden. Eine Smith & Wesson M41.«
»Das ist eine .22er. Könnte Sanders damit erschossen worden sein?«
»Wenn wir Glück haben, ja. Sie müssen aber erst die Kugel aus ihm rausholen, bevor wir es mit Sicherheit wissen. Aber ich checke gleich mal die Seriennummer. Dann wissen wir, auf wen die Waffe zugelassen ist.« Er setzte sich an den Computer. »Hast du mit der Gerichtsmedizin gesprochen?«
Dani erzählte ihm von Rosie. Den OP-Narben, dem Umschlag vom Flughafen mit der Nachricht und den Haaren und dem Baby. Tifton hielt die Finger am Hinterkopf verschränkt und runzelte die Stirn.
»Wo ist das Kind?«
»Das weiß ich nicht. Ich habe gerade ihre Familie angerufen, aber sie sind nicht in der Verfassung für ein Gespräch. Ich werde es morgen noch einmal versuchen.« Dani schüttelte den Kopf. »Was mich am meisten stört, ist die Tatsache, dass das Haar in dem Umschlag sauber war. Kein Blut, kein Rost von der Schere, mit der es abgeschnitten wurde. Das sieht nicht so aus, als hätte jemand impulsiv aus Rache gehandelt. Wirkt eher wie eine Art Plan.«
»Der wäre?«
»Kann ich hellsehen? Ich meine bloß, wenn der Killer die Polizei mit den Haaren provozieren will, warum macht er sich die Mühe, sie zu säubern? Das Haar einer toten Frau unterm Scheibenwischer klemmen zu haben, ist schon ziemlich gruselig, aber noch gruseliger wäre blutiges Haar gewesen.«
»Vielleicht erregt es den Killer, die Haare von toten Frauen zu berühren. Vielleicht wünscht er sich, eine Frau zu sein, und sammelt es, um –«
»Igitt«, entfuhr es Dani. Sie schauderte.
Tifton tippte die Seriennummer in den Computer ein und drehte den Bildschirm so, dass Dani etwas lesen konnte. »Wenn auf dem Umschlag keine Fingerabdrücke zu finden waren, dann muss derjenige Handschuhe getragen haben«, sagte er, während vor ihm die Zahlenkolonnen über den Bildschirm liefen. »Am Flughafen gibt es keine Kamera, die direkt auf deinen Wagen gerichtet war, aber in der Nähe sind einige auf dem Grünstreifen. Die Bänder werden gerade geprüft. Handschuhe engen den Täterkreis ein.«
»Er hätte sich die Handschuhe auch überstreifen können, nachdem er an den Kameras vorbeigegangen war. Wenn er an ihnen vorbeigelaufen ist. Das Logischste wäre doch, dass er kurz anhält, die Nachricht unter den Scheibenwischer klemmt und weiterfährt. Mit Handschuhen und vielleicht sogar mit einer Verkleidung. Selbst wenn er auf den Bändern zu sehen ist, so werden wir doch nie erfahren, wer er ist, solange wir nicht wissen, ob er neben meinem Wagen angehalten hat.«
»Das nenne ich Optimismus«, brummte Tifton. Das Computerprogramm hatte die Suche beendet, und er beugte sich vor. »Wer hätte das gedacht? Russell Sanders besitzt eine Smith & Wesson M41. Wir werden herausfinden, ob er durch seine eigene Waffe getötet wurde.«
Danis Herz zuckte. Ihr Vater wurde mit Ihrer Dienstwaffe getötet …
»Nails. Hörst du mir zu?«
»Ja. Der Typ hat sich also selbst in den Kopf geschossen. Das ist der neueste Schrei. Passiert öfter mal.«
»Ach du liebe Güte, Dani.«
Ihr Handy klingelte. Freeling.
»Autopsie?«, fragte Tifton, als sie auflegte.
Dani nickte. »Er sagt, dass er in einer halben Stunde anfängt. Er hat erst noch Papierkram zu erledigen.« Sie blickte auf ihren Computerbildschirm. Keine Bilder.
Dani stand auf und zog die Speicherkarte raus. »Wir treffen uns dort. Ich muss noch etwas erledigen.«
11
M itch wartete, bis Brad in seiner Wohnung verschwunden war, stieg dann die Treppe hinauf zum Gästeapartment,
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