Mädchen Nr. 6: Thriller (German Edition)
Strähne war gelockt, könnte sein, dass sie Arbeit machte, aber die Farbe war eine nette Abwechslung. Die letzten beiden Mädchen waren recht dunkel gewesen.
Fulton hatte angerufen. Dieses Mal würde es keine Probleme mit der Leiche geben. Jetzt war nur noch ein Mädchen übrig. Und reichlich Zeit, die Perücke bis zu Kristinas Besuch am Sonntag fertigzustellen.
Vorausgesetzt, Dani Cole kam nicht in die Quere. Wie es schien, hatte sie sich die erste Nachricht nicht zu Herzen genommen.
Der Saab fuhr die West Ashe Street entlang. Vier-vierzehn, vier-vierzehn … Coles Adresse herauszufinden, war nicht schwer gewesen. Zwar stand sie nicht im Telefonbuch, aber zu einem gewissen Preis ließ sich alles in Erfahrung bringen. Geburtsdatum, vorherige Adressen, Einträge ins Strafregister. Mit dem geringen Einsatz von Zeit und Geld – bingo!
Vier-vierzehn West Ashe Street. Da war es. Ein gemütliches Holzhaus mit einer großen Vorderveranda und schwarzen Fensterläden. Fahr daran vorbei und parke ein paar Blocks entfernt. Die Nacht war frisch, ein kleiner Spaziergang würde guttun.
Die Küchenschere und der Umschlag mit dem gelben Haar – beides steckte in der Jackentasche. Und der Schraubenzieher. Jetzt galt es zu hoffen, dass es weder eine Alarmanlage noch neugierige Nachbarn gab.
Hinter den Fenstern von Coles Haus war es dunkel. Es konnte sein, dass ihr Wagen schon in der Garage stand – das müsste man rasch überprüfen –, aber wahrscheinlicher war, dass Sergeant Cole noch nicht Feierabend gemacht hatte. Schließlich war sie mit zwei Leichen beschäftigt. Um eine davon war es schade gewesen: Russell Sanders. Er hatte nicht auf der Liste gestanden, seine Beseitigung war jedoch einfach nicht zu ändern gewesen. Durch Rosie war er dem Babyhandel zu nahe gekommen. Und Rosie selbst, nun … Sie hatte ihr Schicksal schon vor zwei Jahren besiegelt, als sie beschloss, ihr Baby zu verkaufen wie einen lausigen Sack Mehl.
Unschuldig? Das glaubst aber nur du, Sergeant Dani Cole. Du wirst es noch verstehen.
Ein Geräusch – eine Tür wurde geöffnet. Ganz ruhig. Kam es von Sergeant Coles Haus? Nein, einer der Nachbarn.
Halte dich im Hintergrund. Hinter den Büschen. Riesige Angeber-Azaleen. Versteck dich und bleib ruhig. Beobachte.
Ein Hund – Boxer oder Pitbull, es war zu dunkel, um das genau zu erkennen – sprang die Vordertreppe des Nachbarhauses herab. Gefolgt von einem pummeligen Jungen. Der Junge klimperte mit einem Schlüsselbund, den er in der einen Hand hielt. In der anderen hatte er einen Snack, an dem er knabberte, während der Hund sein Geschäft erledigte. Dann ließ sich das Tier ausgiebig Zeit, jeden Zentimeter Rasen abzuschnüffeln, bevor der Junge schließlich nach ihm pfiff.
»Komm schon, Runt. Ich bring dich nach Hause.«
Sie bewegten sich auf die Gartenpforte von Coles Haus zu. Und in Richtung der Azaleen.
O nein. Nicht bewegen. Zu nahe, zu nahe! Wie können sie es wagen, zu stören? Musste dieser dämliche Junge ausgerechnet jetzt in den Garten kommen? Dieser blöde, blöde Hund, und dieser dämliche Junge …
Das kalte Metall der Schere wurde warm in der Hand. Finger schoben sich in die Griffe. Der Junge schlenderte heran, dicht gefolgt von der Töle. Er biss noch einmal von dem ab, was auch immer er da gerade aß, und warf den Rest auf den Boden. Er war nur noch zehn Schritte entfernt und kam näher und näher.
Langsam die Schere hervorziehen. Ganz langsam. Bereit. Nicht bewegen.
Der Hund blieb stehen, als der Essensrest zu Boden fiel. Er nahm ihn auf und kaute daran, während er an den Büschen vorbeitrottete. Das Tier machte sich nun nicht mehr die Mühe, die Hecke abzuschnüffeln. Nahm weder die Witterung des Eindringlings noch das Blut an den Klingen auf. Sie rochen nach nassen Kupfermünzen …
Die beiden Gestalten gingen an den Azaleen vorbei. Zu nahe, aber jetzt war alles wieder in Ordnung. Ausatmen. Die Schere wieder einstecken. Sie sind fort. Beide. Wenigstens für den Augenblick.
Der Junge ging zu Coles Gartenpforte, schritt hindurch und kehrte eine Minute später ohne den Hund zurück. Dann lief er an der Hecke vorbei nach Hause.
Sicher.
Aber jetzt gab es ein neues Problem: Dani Cole besaß einen Hund. Zu dem Jungen war er lieb gewesen. Aber man konnte nie wissen. Zeit, nachzudenken. Umzuplanen. Wäre die Nachricht für Cole besser an der Haustür oder im Briefkasten aufgehoben? Nein, das würde die Wirkung verfehlen.
Okay. Sich aufrichten und unauffällig
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