Mädchen Nr. 6: Thriller (German Edition)
mehr am Leben war und er ihn nicht mehr hintergehen konnte, so würde Brad niemals auf das einfach verdiente Geld mit den Babys verzichten oder Mitch die Genugtuung gönnen, ihn ins Gefängnis wandern zu sehen. Denn tief in seinem Inneren war Brad nichts als ein Feigling. Ein einfach zu manipulierender, rückgratloser Feigling.
Mia kam näher. Ihr seidener Bademantel klaffte weiter auf und gab den Blick auf ihre Scham frei. Brad starrte sie entsetzt an. »Du hast dich nie gefragt, was mit Jill Donnelly passiert ist, oder?«, fragte sie. »In den Nachrichten stand, dass sie vermisst wurde. Doch du hast kaum einen Gedanken an sie verschwendet.«
»Ich hatte sie seit Jahren nicht gesehen … Ich hätte ja nie gedacht …« Er schluckte. »Ist Jill Donnelly auch tot?«
Mia strich sich durch die Haare. »Sie sind alle tot.«
Brad stöhnte. »Und Nika? Was ist mit ihr?«
»Sie noch nicht. Mach dir keine Sorgen, du bekommst das Kind.« Mia beugte sich zu ihm vor und flüsterte: »Ich bin nicht auf die Babys scharf.«
»Was willst du dann?«
»Ich möchte, dass die Mütter bezahlen«, antwortete sie schlicht. »Dass sie es wiedergutmachen.«
Brad sah aus, als würde er jeden Moment kollabieren. »Du bist durchgeknallt«, sagte er. »Himmel, du bist total irre!«
Mia lächelte leicht. »Und daran solltest du dich immer erinnern.«
»Hör auf, mir zu drohen.«
Doch Mia sah, wie die Gedanken in seinem Kopf ratterten. Die Cayman-Inseln, Brasilien, Europa. Wohin konnte er fliehen? Wie schnell könnte er dort sein? Und wie würde er sein Geld transferieren?
»Ich muss wissen, wo Nika ist«, befahl er und klang doch gleichzeitig verzweifelt.
»Sie ist in Sicherheit. Im Moment noch. Ich habe kein Interesse daran, ihr Kind zu töten.«
»Und nach der Geburt?«
Mia schob sich das Haar mit einer kleinen Bewegung zurück. »Ich werde sie zur Hölle schicken, wo die anderen bereits schmoren. Dort gehört sie hin.«
Brad schloss die Augen. »Du bist verrückt. Ich werde die Polizei alarmieren.«
Jetzt musste sie kichern. »Und was ist mit den biografischen Angaben der Mädchen? Du weißt schon: die Seiten, die in deinem Safe fehlen?« Sie verschränkte die Arme vor der Brust. »Wo sind die?«
Sein Blick loderte vor Hass.
»Die sind bei mir. Perfekt für die Polizei vorbereitet. Sie liegen gefaltet in einem Briefbogen aus deinem Büro, auf dem sich lauter Fingerabdrücke von dir befinden. Die ganze Zeit über hast du vorgehabt, deinem Vater die Schuld in die Schuhe zu schieben, wenn die Sache herausgekommen wäre, oder? Tja, das ist dann wohl hinfällig.«
»Mein Vat–« Brad stockte. Mit bebender Stimme sagte er: »Du hast meinen Vater getötet.«
»Dafür solltest du mir danken. Er war kurz davor, dir das Handwerk zu legen. Dank Rosie.«
»Neiiiin!« Es klang wie der Schrei eines verwundeten Tiers. Brad presste die Handballen auf die Augenhöhlen, als wolle er verhindern, dass sein Kopf explodierte.
»Warum?« Seine Frage klang wie eine Mischung aus Stöhnen und Weinen. Er taumelte durch den Raum, als habe er die Orientierung verloren. Mia war angewidert. Jetzt klopfte Brad hektisch seine Hosentaschen ab, fand jedoch nichts. Im Laufe der Monate war aus ihm ein gewöhnlicher Junkie geworden. Er war kein bisschen besser als die Süchtigen auf der Straße, außer dass er teurere Drogen konsumierte. Mia war klar, dass er kaum noch funktionierte, wenn er sich nicht mit Schmerz- und Betäubungsmitteln zudröhnte.
Und sie wusste, dass sie ihn in der Hand hatte, solange sie ihn damit versorgte.
»Vorsicht, Brad, du wirst doch nicht die Hand beißen, die dich füttert.«
Er fuhr sich mit der Zunge über die Lippen, als könne er den Geschmack seiner Pillen schmecken. Hasserfüllt sah er sie an. »Du weißt, dass Mitch die Akten haarklein durchgeht. Mit Detective Cole.«
Mia runzelte die Stirn. »Cole arbeitet nicht mehr an dem Fall.«
»Du dämliche Hure.«
Mia warf ihm einen bitterbösen Blick zu. »Nenn mich nie wieder so.« Sie bleckte die Zähne und krümmte die Finger, als hielte sie ihre Schere. »Nenn mich nie wieder so.«
»Cole nimmt zusammen mit Mitch jede einzelne Unterlage unter die Lupe. Ich habe das Passwort geändert. Das verschafft uns etwas Zeit, doch wenn Cole ihm hilft … Ich glaube, sie hat gestern Nacht nicht einmal sein Apartment verlassen. Heute Nachmittag hörte ich ihn telefonieren, als er wegging. Er wollte Cole in Rosies Wohnung treffen.«
Mia erstarrte bis ins Mark. Diese verdammte
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