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Maedchenfaenger #4

Titel: Maedchenfaenger #4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jilliane Hoffman
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beendete den Gedanken für ihn. «Mit den Mädchen, die immer noch vermisst sind? Wir finden sie. Schnell. Deswegen müssen wir ihn ja identifizieren. Wir nehmen das Leben dieses Kerls auseinander, jedes miese kleine Detail, bis wir jeden seiner Schritte zurückverfolgen können. Wenn es noch weitere Opfer gibt, wenn Lainey - und andere vielleicht - noch leben, muss er sie irgendwo versteckt haben. Und es muss eine Verbindung zu seinem täglichen Leben geben, die uns dort hinführt.»
    «Ich weiß nicht, was besser wäre», dachte Hicks laut, «zu wis­sen, dass Picasso tot und seine Asche in alle Winde verstreut und der Albtraum vorbei ist, bevor seine Opferliste die von Bundy oder Cupido übersteigt, ohne zu wissen, wo er den Rest seiner Opfer versteckt hat...»
    «... oder zu wissen, dass er quicklebendig ist und sich über die Nachrichten totlacht», ergänzte Zo und zeigte hinaus auf die Straße, wo sich der Medienzirkus auf dem Parkplatz versammelt hatte, angeführt vom neuesten und größten Star von Channel Six.
    «Gute Frage», murmelte Hicks und stand auf, um zu gehen.
    «Ja, gute Frage», stimmte Bobby leise zu, während er be­obachtete, wie sich der Wagen der Gerichtsmedizin von Palm Beach County auf dem Rückweg langsam durch das Chaos auf dem Blue Heron Boulevard wand und so lange an einer roten Ampel stehen musste, dass die Horde der Kamerateams auf ihn zustürmen konnte.

 

8o
     
    Als Lainey klein war, hatte sie keine Spielkameraden. Nicht weil sie schlecht roch oder unbeliebt war oder so was, sondern weil sie nach der Scheidung ihrer Eltern, bevor Todd und ihre Mom nach Coral Springs zogen, hauptsächlich bei ihrer Großmutter in einer Seniorensiedlung in Delray lebte, wo es kaum andere Kinder zum Spielen gab. Ihre Mutter arbeitete und hatte keine Zeit, sie nach­mittags zu Verabredungen zu kutschieren; Liza wollte nicht mit ihr spielen, und Lainey wollte nicht mit Bradley spielen. Also war sie meistens allein, wenn sie mit ihren Barbies und dem Barbie-Swimmingpool stundenlang hinter dem Seniorentreff spielte, und die Welt war in Ordnung. Lainey spielte gern allein. Und sie las gern allein und saß gern allein vor dem Fernseher. Es machte ihr nie was aus, allein zu sein, anders als manchen ihrer Freundinnen, die unbedingt ständig jemand um sich haben wollten. Doch jetzt hasste sie es.
    Sie saß wieder in ihrem engen, übelriechenden Verlies. Er hatte ihr Hundefutter und Wasser in die Ecke gestellt, doch nur einen Bruchteil dessen, was er das letzte Mal dagelassen hatte, und sie hatte Hunger. Selbst wenn sie inzwischen gelernt hatte zu rationieren, jetzt war wirklich nicht viel da - nur ein paar Hand­voll Trockenfutter. Und er war schon sehr, sehr, sehr lange weg. Wie lange, konnte sie nicht sagen, aber es fühlte sich länger an als je zuvor. Sie fing langsam an zu denken, dass er vielleicht gar nicht wiederkam. Und falls doch, kam er vielleicht nicht mehr zu ihr herunter. Und wieder fragte sie sich, wie es sich anfühlte zu verhungern.
    Doch was sie mehr alles andere auf der Welt vermisste - mehr als Pommes und Cola und Milkshakes, mehr als die Sonne und sogar mehr als ihre Mutter und Liza und Molly -, war Katy. Sie vermisste es, mit ihr zu reden, ihre Stimme zu hören. Sie ver­misste die Hoffnung, die Katy ihr gab, dass irgendwann alles wie­der gut werden würde. Sie vermisste ihre Freundin. Und rief im Innern wusste sie, dass sie ihre Stimme wahrscheinlich nie, nie wieder hören würde.
    Es konnte hundert Räume wie diesen geben, hundert Verliese, mit kalten, hässlichen Ketten bestückt. Ein Labyrinth von Kerkern und Folterkammern wie die Katakomben unter dem Kolosseum in Rom, das sie gerade in Geschichte durchgenommen hatten. Katy hatte gesagt, es gab noch mehr - mehr Mädchen - irgendwo hier unten. Eine, zwei, zwanzig - sie hatte keine Ahnung, wie viele. Manchmal konnte sie in der Ferne gedämpfte Schluchzer oder Schreie hören, aber hinter der Wand in ihrer Nähe war niemand mehr. Niemand, mit dem sie sprechen oder dem sie zu­hören konnte. Niemand, der sie davon abhielt durchzudrehen.
    Und er ... der Teufel. Das Monster. Er hasste sie jetzt. Er re­dete nicht mehr mit ihr - nicht mal ein Flüstern oder Grunzen -, und er saß auch nicht mehr bei ihr wie früher. Sie war froh dar­über, aber sie hatte auch Angst. Seit er neulich das Loch entdeckt hatte, das Katy grub, hatte Lainey nichts mehr von ihr gehört. Und auch wenn sie versuchte, sich nicht vorzustellen, was mit ihrer Freundin

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