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Maedchenfaenger #4

Titel: Maedchenfaenger #4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jilliane Hoffman
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ver­bluten. Bobby erinnerte sich, wie er in dem totenstillen Kranken­hauszimmer saß und das neugeborene Leben in seinen Armen wiegte, und schon zu diesem Zeitpunkt war vergessen, dass er es jemals nicht mit Leib und Seele gewollt hatte, und er hatte zu Gott gebetet, bitte, bitte, rette meine Frau. Er hatte gebetet, dass er das kleine Mädchen nicht allein großziehen müsste, denn er würde alles falsch machen. Niemals würde er es ohne LuAnn schaffen. Sechs Stunden später kam endlich die Nachricht, dass seine Ge­bete erhört worden waren. LuAnn würde leben. Doch sie konnte keine Kinder mehr bekommen.
    Er versprach Gott, dass er sich mehr Mühe geben würde als je ein Vater zuvor. Dass er Ihn nicht enttäuschen würde. Doch genau das hatte er getan. Irgendwann waren ihm die Dinge ent­glitten. Das Märchen bekam plötzlich ein anderes Ende.
    «Katy, du bist high», sagte Bobby, als sie an ihm vorbei zur Treppe ging. «Nein. Nein, bin ich nicht, Daddy.»
    «Lüg mich nicht an, Katherine Anne. Ich bin Polizist; ich weiß, wie man dann aussieht. Was zum Teufel hast du genommen? Was hat er dir gegeben?»
    «Nichts!» Plötzlich flackerte Wut in ihren geröteten Augen auf. «Er hat nichts damit zu tun. Immer hackst du auf ihm herum!»
    «Das bist nicht du!»
    «Jetzt schon. So bin ich. Gewöhn dich dran.»
    «Sieh dich nur mal an», mischte sich LuAnn leise ein. «Deine Noten gehen den Bach runter, du bist dauernd bis in die Puppen unterwegs und hast bei den Cheerleadern aufgehört. Du suchst ständig Streit. Du lügst uns an. Du lügst dich an. Das bist nicht du.»
    «Ich gehe ins Bett. Ich bin müde.» Katy ging an LuAnn vorbei.
    «Lass deine Mutter nicht so stehen!» Bobby packte sie am Arm und schob den Ärmel des Hollister-Sweatshirts hoch, das sie neuerdings jeden Tag trug selbst bei fünfundzwanzig Grad im Schatten. Katy wand sich und versuchte den Arm wegzuziehen, doch er hielt sie fest. Direkt über der Armbeuge waren winzige Einstiche zu sehen.
    «Mein Gott!», schrie LuAnn. «O mein Gott!»
    Bobby fühlte sich, als hätte jemand ihm den Boden unter den Füßen weggezogen. Er war so schrecklich wütend, dass er Angst hatte, sie an die Wand zu stoßen, wenn er nicht losließ. «Es ist vorbei», sagte er leise. Er ließ sie los und sank zurück gegen das Geländer.
    Katys Augen füllten sich mit Tränen. «Ich hasse euch», zischte sie, als sie die Treppe hinaufging.
    «Das kannst du tun», antwortete er mit geschlossenen Augen, «aber es ist vorbei, Katherine. Diesmal ist es endgültig vorbei. Du siehst den Jungen nie wieder.»
    Die Tür ihres Zimmers schlug zu, und das gelbe «Betreten verboten»-Schild fiel zu Boden, dann rollte es scheppernd die Treppe herunter und blieb vor seinen Füßen liegen.
    Bobby wischte sich die Tränen aus den Augen. Plötzlich spürte er zwei warme Hände im Nacken. Sie rieben seine Schultern. Er berührte sie. LuAnn stand hinter ihm und starrte den Steck­brief von Elaine Emerson an, der dort neben dem ihrer eigenen Tochter lag.
    «Du wirst sie finden», sagte sie leise, als sie ihn auf den Scheitel küsste. «Ich weiß, diesmal wirst du sie finden.»

 

34
     
    Er beobachtete sie.
    Auch wenn Lainey ihn nicht sehen konnte, sie spürte seine Anwesenheit. Er war irgendwo ganz in der Nähe, doch weit ge­nug entfernt, um zu denken, sie würde seine Gegenwart nicht bemerken. Er stand auf solche Spielchen. Er kam rein, um ihr was zu essen zu bringen und die Handschellen zu öffnen, mit denen sie an der Wand festgekettet war. Dann setzte er sich hin und sah wortlos zu, wie sie wer weiß was aß, und wischte ihr, wenn sie fertig war, mit einem kratzigen Lappen, der nach Oma-Parfum roch, den Mund ab. Am Ende kettete er sie wieder an und räumte die Schüssel weg. Er sagte gute Nacht oder tschüs oder sonst irgendwas und schloss geräuschvoll die Tür, damit sie dachte, dass er weg wäre. Aber in Wirklichkeit blieb er und be­obachtete sie, manchmal stundenlang, so kam es ihr vor. Warum, wusste sie nicht. Vielleicht wartete er darauf, dass sie was anstell­te - sich die Klebestreifen von den Augen riss oder eine knarren­de Diele entfernte, unter der sich der Fluchttunnel verbarg, den sie grub, wie er vielleicht glaubte. Oder vielleicht wollte er zu­sehen, wie sie auf dem Metalltopf, der in der Ecke stand, aufs Klo ging. Egal worauf er es abgesehen hatte, Lainey wusste jedenfalls, dass er da war. Der Widerling hatte sie noch kein Mal täuschen können. Glaubte sie zumindest. Sie

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