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Maedchenfaenger #4

Titel: Maedchenfaenger #4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jilliane Hoffman
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er ihr ins Ohr, während er ihre Hand- und Fußschellen aufschloss. Sein warmer Atem roch nach altem Kaffee. Er zog sie auf die Füße.
    Zeit zu sterben. Sie hoffte nur, es würde nicht wehtun. «Bitte, Mister», flehte sie, als er sie stieß, und streckte die ausgebreiteten Arme ins Nichts. Sie hatte keine Ahnung, wo es hinging, was vor ihr war. Ob sie vor einer Treppe oder einem offenen Fenster stand. «Bitte! Ich werde brav sein. Ich verrate niemandem was!»
    Quietschend öffnete sich eine Tür. Sie spürte seine Hand auf ihrem Hinterkopf. Er drückte ihren Kopf hinunter und gab ihr einen Stoß. Sie stolperte gegen eine Wand, dann fiel sie auf harten Lehmboden.
    «Ich weiß», war alles, was er sagte.
    Dann ging die Tür hinter ihr zu, gefolgt von einem Geräusch - ein Riegel oder ein Schlüssel, der im Schloss gedreht wurde. Sie hörte Schritte auf den Holzdielen auf der anderen Seite, wo sie vorher gewesen war. Dann hörte sie noch eine Tür zuschlagen und leise Schritte auf einer knarrenden Holztreppe. Sie hörte ihn irgendwo oben herumlaufen. Das schwere Klacken seiner Ab­sätze auf knarrenden Dielen. Das Rasseln von Schlüsseln. Dann war es still.
    Der Raum oder Verschlag, in dem sie sich befand, war sehr, sehr klein. Sie saß mit dem Rücken an der Wand und berühr­te mit den Füßen die andere Seite. Die Decke war niedrig. Sie konnte sich nicht aufrichten. Es roch moderig und nach Erde, wie in dem Kriechkeller unter der Veranda ihres alten Hauses, das sie bewohnt hatten, als sie fünf Jahre alt war, vor dem Um­zug nach Coral Springs. Wenn sie und Liza dort Verstecken spielten, konnte Liza sie nie finden, weil sie nie unter der Ve­randa nachsah. Liza sagte, da unten, außerhalb des Sonnenlichts, lebten böse Wesen.
    Lainey hatte Angst. Sie zog die Knie an die Brust und begann sich hin und her zu wiegen. Sie brauchte ihre Superkräfte jetzt gleich. Sie hatte keine Zeit mehr. «Mommy, Mommy, Mom­my ...», flüsterte sie in die Dunkelheit.
    Dann hörte sie ein Geräusch, das ihr das Herz stocken und das Blut in den Adern gefrieren ließ. Ein schwaches Kratzen irgend­wo. Gleich in der Nähe. Vielleicht nur ein paar Zentimeter von ihr entfernt. Und es kam näher.
    Es kam aus der Wand.
    Liza hatte recht. Da waren Wesen, die in den Mauern lebten, weit weg vom Licht und von den Lebenden. Schreckliche Wesen. Ratten oder Schlangen oder Ungeziefer. Oder noch Schlimmeres.
    Zombies.
    Lainey hatte nie an Zombies und Geister und all die Monster aus den Horrorfilmen geglaubt, bis sie selbst in einem Horrorfilm gelandet war. Jetzt wusste sie, dass es sie wirklich gab und dass das Schlimmste möglich war. Zombies, die sich mit langen gelben Nägeln durch die Wände kratzten, mit toten Händen nach ihr griffen und sie in die Hölle schleppten ...
    «Neiiiiin!», schrie sie und hielt sich mit beiden Händen die Ohren zu. «Neiiiin!»
    Das Kratzen hörte auf. Lainey hielt die Luft an, jede Faser ihres Körpers war zum Zerreißen gespannt. Sie versuchte zu lau­schen, zu hören, ob der Zombie wirklich weg war oder ob er bereits vor ihr stand, weil er während ihres Schreis durch die Wand gekommen war und gleich über sie herfallen würde, mit fauligem Atem, um sie bei lebendigem Leib zu fressen ...
    Die Zeit stand still. Wie lange, wusste sie nicht. Vielleicht wa­ren es Stunden, die sie reglos dasaß, mit angehaltenem Atem, und betete, dass sie allein im Dunkeln wäre.
    Dann begannen die Wände zu flüstern.

 

35
     
    «Es ist Gale Sampson. Vor zwanzig Minuten wurde sie identifi­ziert», sagte Gunther Trauss Montagmorgen am Telefon, wäh­rend er an seinem Frühstücksbrot kaute. «Die DNA-Probe, die Ihnen die Mutter am Samstag gegeben hat, kam eben aus dem Labor zurück. Sie ist es eindeutig.»
    «Verdammt. Ich hatte es im Gefühl.» Bobby winkte einem Beamten der Highway Patrol zu, der ihm in der Einfahrt des Miami Regional Operations Center entgegenkam. «Aber sie war blond.»
    «Sie wissen doch, wie Teenager sind», gab Gunther zurück. «Sie wechseln die Haarfarbe wie ihre Unterwäsche. Haare sind ein Accessoire. Ich habe eine siebzehnjährige Tochter. Sie hat alle Farben des Regenbogens durch. Meine Frau behauptet, das wäre normal; ich nicke nur und hoffe.»
    «Ich fahre heute Vormittag bei der Mutter vorbei. Später muss ich zu einer Vorverhandlung bei der Staatsanwaltschaft, die wahr­scheinlich den ganzen Nachmittag dauert. Haben Sie sonst noch was für mich?»
    «Die Verfärbungen an den Knöcheln stammen

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