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Maedchengrab

Maedchengrab

Titel: Maedchengrab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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Sie hielt inne, dann fragte sie ihn, was all das seiner Meinung nach zu bedeuten habe.
    »Ich weiß es nicht.«
    »Lohnt es sich, Dempsey noch mal ins Ohr zu raunen?«
    Er zuckte mit den Schultern und konzentrierte sich auf sein Bier. Clarke sah auf ihrem Handy nach der Uhrzeit.
    »Noch ein schnelles?«, schlug Rebus vor.
    »Mein Zuhause ruft«, sagte sie und schüttelte den Kopf.
    »Das bedeutet …?«
    »Ungeöffnete Post, unbezahlte Rechnungen, ungewaschene Wäsche.«
    Er nickte verständnisvoll und sah auf die Uhr: Er hatte den Zeitpunkt verpasst, seine Wäsche abzuholen. » Wir sprechen demnächst weiter«, sagte er.
    Sie war aufgestanden und streckte ihm ihre Hand entgegen. Rebus schlug ein, und sie schüttelten sich die Hände, obwohl es sich komisch anfühlte, viel zu förmlich. War das ihre Art zu sagen, dass ihre gemeinsame Zeit vorüber war? Bevor er sie fragen konnte, war sie schon verschwunden.
    »Bleiben nur noch du und ich, hm?«, sagte er zu seinem Bierglas. »So wie eh und je.« Dann beugte er sich vor und konzentrierte sich auf die Wand gegenüber, dachte noch ein bisschen über Gregor Magrath nach, über Familien und ihre Geheimnisse.
    Es war Abend im Jo-Jo Binkie’s. Frank Hammell war beim Zahnarzt gewesen. Niemand hatte gewagt, ihn nach der Platzwunde an seinem Kopf zu fragen. Von der Galerie aus sah er zu, wie der DJ an seinem Pult zuckte und tanzte. Nicht dass der Mann Platten aufgelegt hätte – die Musik kam von CD s und vom Laptop. Hammells Geschmack war das nicht, aber Darryl hatte es auf ein jüngeres Publikum abgesehen, das nicht so sehr aufs Geld achtete. Und der Laden war angesagter denn je, die Leute kamen von überall her – manchmal sogar mit Bussen aus dem Westen, aus Fife oder Borders. Ein paar Dutzend Tänzer verrenkten sich auf der Tanzfläche, Hammell musterte das Angebot. Da war eine dürre Blondine, der er fast bis zum Bauchnabel in ihr tief ausgeschnittenes, kurzes Kleid gucken konnte.
    Fast.
    Ein paar Mitarbeiter schritten den Rand der Tanzfläche ab, hielten Ausschau nach potentiellen Unruhestiftern. Hammell kannte ihre Namen nicht. Sie waren neu. Fast alle waren neu. Darryl hatte ihm erklärt, einige seien nicht pünktlich zum Dienst erschienen; andere hätten hinter Hammells Rücken schlecht über ihn geredet. Sie mussten ersetzt werden. Ein paar seien zu alt und dem Job nicht mehr gewachsen; manche zeigten keinen Einsatz. Als Hammell heute Abend durch seinen eigenen Club ging, hatte er an der Tür niemanden mehr erkannt. Selbst der so zuverlässige Rob war spurlos verschwunden. Mit den Angestellten in seinen Pubs war es dasselbe: raus mit den alten und rein mit den neuen. Darryl bezeichnete das als »Auffrischung der Marke«. Aber es kam Geld rein – eine beachtliche Leistung angesichts der herrschenden Rezession, wie Darryl selbst erklärt hatte –, und dank seiner kreativen Buchführung wurde auch nicht alles versteuert.
    Hammell fuhr sich mit der Zunge über seine neue Plombe. Sie kam ihm nicht ganz glatt vor, aber er mochte die raue Oberfläche. Er spürte eine Bewegung neben sich, drehte sich um und sah Darryl. Er klopfte dem jungen Mann zur Begrüßung auf die Schulter.
    »Ganz schön was los für einen Werktag«, überbrüllte Hammell die Musik.
    »Es wird noch voller«, behauptete Darryl. Anscheinend trug er schon wieder einen neuen Anzug, dunkel mit blassgrünem Hemd darunter.
    » Wo ist Rob denn heute Abend?«
    Darryl wandte sich von den Tanzenden zu seinem Arbeitgeber um. »Ich musste ihn entlassen«, sagte er.
    Hammell zog die Augenbrauen hoch. » Was war denn los?«
    »Gar nichts war los. Aber als du oben im Norden warst, fiel’s mir leichter, ihm zu sagen, dass er gehen muss. Er hat ein bisschen Geld bekommen, genau wie die anderen.«
    »Aber Rob war ein guter Mann.«
    »Er war dein Mann, Frank, das war das Problem mit Rob.« Christie deutete auf die Tanzfläche. »Jetzt sind hier nur noch meine Leute.«
    Hammell zog die Schultern zurück und ballte die Fäuste. » Was zum Teufel ist hier los?«
    Darryl Christie antwortete mit einem kalten Grinsen. »Du bist raus, Frank, das ist los. Dein Anwalt – der jetzt mein Anwalt ist – macht schon die Verträge fertig. Du wirst mir dein gesamtes Unternehmen für ein Pfund Sterling verkaufen.«
    »Du Dreckschwein, mach, dass du hier wegkommst.« Hammell stand direkt vor ihm, Spucke spritzte ihm aus dem Mund. »Nach allem, was ich für dich getan habe? Du undankbares kleines Arschloch.« Er deutete mit dem

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