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Maedchenmoerder Ein Liebesroman

Titel: Maedchenmoerder Ein Liebesroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thea Dorn
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meinem Magen, ich weiß nicht, was passiert wäre, wenn ich auch noch dieses süße Honigzeug draufgepackt hätte. (Und heute breche ich, wenn ich irgendwo Nougat sehe...)) Außerdem machte mich das harmlose Touristengebaren, das er plötzlich an den Tag - oder richtiger: an die Nacht - legte, fast wahnsinnig. Er bestand darauf, noch eine Runde um den Kreisverkehr am Ende der Platanenallee zu drehen, wobei er die Blumendekoration in der Mittelinsel kommentierte, als würde er in der verdammten Jury des verdammten Villes-Fleuries -Wettbewerbs sitzen. (Noch so eine französische Obsession. Macht es irgendjemanden glücklich, Buchsbäume in Schmetterlingsform zu stutzen?!)
    Als eine Kirchturmuhr zehn schlug, steuerte mein Peiniger schließlich eins der Cafés in der Platanenallee an. Draußen wurde immer noch serviert, deshalb nahmen wir an einem der Bistrotische auf dem Trottoir Platz und bestellten ein Bier (für ihn) und einen Pfefferminzsirup mit Leitungswasser (für mich).
    Ahnte ich sofort, was passieren würde, als ich nach einer knappen halben Stunde das dunkelhaarige, pummelige Mädchen in dem rotgeblümten Kittelkleid auf uns zukommen sah? Die ehrliche Antwort ist: ein wenig.
    Bereits bei unserem Mittagessen im Autobahngrill hatte mein Peiniger begonnen, sich in einer Weise für die anderen Mädchen, die dort herumsaßen, zu interessieren, die nichts Gutes verhieß. Doch nennen Sie mich ruhig wieder einmal naiv: Ich hatte wirklich geglaubt, er würde nur deshalb davon quatschen, ob ich diese oder jene »F…« am Nachbartisch nicht auch »heiß« fände, um mich zu ärgern. Seit seinem vergeblichen Versuch im Campingwagen von Oudenaarde hatte er mich körperlich in Ruhe gelassen. (Und obwohl mir meine Therapeutin verboten hat, so zu denken: Ich werde die Frage nicht los, wie die Geschichte weiter verlaufen wäre, wenn mein Peiniger sich mit mir begnügt hätte, um seine Gelüste auszuleben. Wie viel Leid und Schmerz wären der Welt erspart geblieben, hätte er nicht nach immer neuen Mädchen Ausschau halten müssen. Meine Therapeutin hat mir zwar erklärt, dass ich mir diese Art von Selbstvorwürfen nicht machen dürfe. Ich hätte gar nichts tun können, um zu verhindern, dass sich die Begierde dieses »in höchstem Maße gewalttätigen sexuellen Sadisten« auf immer neue Opfer richtete. Wahrscheinlich hat sie Recht. Trotzdem komme ich darüber nicht hinweg.)
    Die Miene jenes pummeligen dunkelhaarigen Mädchens im rotgeblümten Kleid, die so geleuchtet hatte, als sie meinen Peiniger entdeckt hatte, verfinsterte sich, als sie mich am selben Tisch sitzen sah. (Ich finde es abartig, ein Mädchen als »es« zu bezeichnen. Selbst wenn es grammatikalisch natürlich korrekt wäre. Deshalb wundern Sie sich bitte nicht, wenn ich auch in Zukunft jedes Mal, »das Mädchen... sie « schreiben werde.) Ihr Name war Geneviève. Sie war achtzehn. Und die einzige Tochter des Patrons der Auberge de la Tête Noire . Leider habe sie bis eben im Restaurant helfen müssen. Und sie habe furchtbare Angst gehabt, der » cher D ...« (nur der Teufel soll den Namen jenes Mannes noch einmal in den Mund nehmen!) - der » cher D ...« sei schon fort, weil sie sich so verspätet habe. (In Wahrheit war sie keine zehn Minuten nach der Zeit gekommen, die sie vorhin anscheinend durchs Küchenfenster verabredet hatten. Ich wette, die arme Geneviève hat sich in jener Nacht noch tausendmal dafür verflucht, dass sich das schmutzige Geschirr nicht viel höher gestapelt hat.)
    Hätte ich eine Möglichkeit gehabt, jenes Geschöpf, das meinen Peiniger so arglos anhimmelte, zu warnen? Jeden meiner Blicke, mit dem ich der Unseligen zu signalisieren versuchte, in welcher Gefahr sie sich befand, jedes Kopfschütteln, jedes hinter seinem Rücken mit stummen Lippen geformte » non! « verstand sie komplett falsch. Und selbst wenn ich die Gelegenheit gehabt hätte, ihr ein Briefchen zuzustecken, auf dem in schönstem Französisch gestanden hätte: » Geneviève, sauve-toi, avant qu’il ne soit trop tard! Ton cher D... est un assassin violent! « - selbst dann hätte dieses leider nicht sehr schlaue Kind wahrscheinlich weiter an seinem Swimmingpool genuckelt, gekichert und geglaubt, ich sei eifersüchtig auf es . (Nun habe ich doch das Neutrum verwendet. Aber bei »Kind« sieht die Lage auch anders aus.)
    Meinem Peiniger bereitete es größten Spaß, der armen Geneviève Unsinn zu erzählen. Zum Beispiel behauptete er, ich sei seine » nièce « und meine

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