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Maedchenmoerder Ein Liebesroman

Titel: Maedchenmoerder Ein Liebesroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thea Dorn
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spielen, aber so wie die Dinge liegen, brauchen wir über diese Variante ja leider nicht weiter nachzudenken.
     
     
    Jetzt habe ich wegen dieser ganzen Filmgeschichten den Faden verloren... Also, die Frage war, wie ich mit meinem Buch weitermachen soll. Darf ich der Öffentlichkeit erzählen, dass ich diejenige war, die unsere Hermana Lucía in dem Toilettenraum in Lourdes angesprochen hat? Ich bin sicher, die Leute würden nichts verstehen. Sie würden mich einzig und allein verdammen, ohne zu begreifen, warum ich Dir bei Deinem großen Versuch helfen musste .
    Vielleicht haben wir beide das ewige Höllenfeuer verdient für das, was wir getan haben. Aber wer sagt, dass wir auf der Welt sind, um dem ewigen Höllenfeuer aus dem Weg zu gehen? (Ich weiß, ich weiß, der Papst sagt das zum Beispiel...) Ich habe jedenfalls keine Angst. Denn schließlich wird die Hölle der Ort sein, an dem wir zwei uns endlich wiedersehen …
    Wobei, wenn ich es bedenke, halte ich die Sache mit der Hölle für ziemlich fragwürdig. Denn woher soll ein Mann, der zu machtlos ist, in die irdischen Geschehnisse auch nur irgendwie einzugreifen, die Mittel haben, eine ganze Hölle am Laufen zu halten? Hast Du in jenem Bergbuchenwald, in dem Du die arme Hermana Lucía so zugerichtet hast, Gott nicht mehrfach aufgefordert, Dich zu stoppen? Und war die einzige Antwort nicht friedliches Bachgeplätscher und Vogelgezwitscher gewesen? Weshalb Du die arme Hermana Lucía völlig zu Recht gefragt hast, ob sie nicht endlich einsehen wolle, dass die ganze Geschichte mit ihrem »göttlichen Erlöser« nichts als ein riesiger Schwindel sei?
    Ich habe es heute in einem Heiligenlexikon nachgeschlagen: Lucia ist tatsächlich diejenige, die mit Lichtern auf dem Kopf herumgelaufen ist. (Ich wiederhole: Auf dem Kopf! Nicht dort, wo Du die Kerze platziert hast...) Was die abgeschnittenen Brüste angeht, muss ich Dich allerdings enttäuschen: Das war nicht die heilige Lucia, sondern die heilige Agatha. (Lucia hatte sich die Augen herausgerissen, weil sie nach ihrem Erweckungserlebnis plötzlich nichts mehr von ihrem Verlobten wissen wollte - und die Jungfrau Maria soll ihr ein neues, viel schöneres Paar Augen geschenkt haben...)
    Aber - jetzt halt Dich fest, als ich das gelesen habe, ist es mir kalt den Rücken hinaufgekrochen: Es gibt eine enge Beziehung zwischen Lucia und Agatha: Lucia soll wegen ihrer kranken Mutter zu Agathas Grab auf Sizilien gepilgert sein und dort ihr Erweckungserlebnis gehabt haben. Ist das nicht unfassbar? Da verstümmelst Du einer Nonne namens Lucia die Brüste, weil Du irrtümlicherweise glaubst, dies wäre das Schicksal, das ihre Namenspatronin so unbeschadet überstanden haben soll, und dann stellt sich heraus, dass die heilige Lucia selbst es zwar mit den Augen hatte - dass ihr persönliches Idol aber niemand anderes als ebenjene mit den Brüsten gewesen ist? An dieser Stelle muss man doch anfangen, an eine höhere Macht zu glauben, die alle Fäden in der Hand hält und nach Belieben verknüpft.
    Auch die Sache mit den Augen ist komplett unheimlich. Ich bin sicher, Du weißt noch, was uns als Erstes aufgefallen ist, als wir nach unserer Spanienrunde in das Waldstück zurückgekehrt sind, wo die arme Hermana Lucía unentdeckt herumlag. (Oder sagen wir lieber: Wo die Reste der armen Hermana Lucía von Menschen unentdeckt herumlagen...) Richtig! Ihre Augen waren fort! Natürlich waren es »bloß« die Vögel und Insekten der Pyrenäen gewesen, die sie ihr aus dem Kopf gepickt oder genagt hatten - trotzdem: Dass die ganze Geschichte am Schluss so aufgegangen ist, obwohl Du (wenigstens teilweise) die heilige Lucia mit der heiligen Agatha verwechselt hast, bleibt für mich der endgültige Beweis, dass es das Schicksal gibt.
    Und jetzt verrate mir, bitte, wie ich das alles der Öffentlichkeit so erklären soll, dass sie es begreift? Oder weshalb ich, nachdem die arme Hermana Lucía endlich von ihrem Martyrium »erlöst« worden war, Dein Messer nehmen und ein Herz mit »D&J« in ihren Bauch ritzen musste ? (In diesen Bauch, der noch runder und weißer gewesen ist als derjenige der armen Geneviève...) Wo selbst Du mich angefahren hast, was »dieser Quatsch« soll?!
    Ich habe es Dir zwar nie gesagt, aber, Himmel, ja, es hat mich verletzt, dass Du mich in diesem Moment nicht verstanden hast. So wie es mich verletzt hat, dass Du mich in der Nacht zuvor noch nicht einmal angefasst hast, obwohl dies unsere erste Nacht zu zweit in einem

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