Maedchenmoerder Ein Liebesroman
Vorwand, um mich endlich nicht nur moralisch, sondern auch juristisch als »Mittäterin« verurteilen zu können.
Wer hat etwas davon, wenn ich in den Knast gehe? Vermutlich würden mein Anwalt und Dr. de Sousa zwar versuchen, mich mit dem Hinweis auf ihr geliebtes »Stockholm-Syndrom« rauszuhauen - aber hundertprozentig kann ich mich darauf natürlich nicht verlassen. Und - ich muss ganz ehrlich sagen: Ich weiß nicht, ob ich einen solchen Gerichtsprozess mit all dem neuerlichen Medientrubel durchstehen würde. (Das Gefängnis selbst macht mir gar nicht so viel Angst. (Obwohl, wenn ich genauer darüber nachdenke: Tinka und die frische Luft würde ich furchtbar vermissen. - Und ich glaube auch nicht, dass ich mit den anderen Frauen, die in einem solchen Knast hocken, besonders gut klarkäme...))
Die einfachste Lösung wäre, die Sache mit dem Buch zu begraben. Aber beim Schreiben geht es mir so gut wie schon lange nicht mehr. (Es ist fast so, als ob ich alles noch einmal erleben würde. Und welch größeres Glück könnte ich mir bereiten?) Aufhören kommt also nicht in Frage.
Vielleicht muss ich mich von dem Gedanken verabschieden, die Geschichte der Öffentlichkeit erzählen zu wollen. Reicht es nicht, wenn ich sie für mich (Für Dich ! Für uns !) erzähle?
Aber - jetzt muss ich Dir etwas beichten und kann nur hoffen, dass Du mich verstehst - es würde mich sehr schmerzen, die fünfhunderttausend Euro, die mir der Verlag bereits für das Buch gezahlt hat, zurückerstatten zu müssen. Ich brauche Dir ja nicht zu erklären, was fünfhunderttausend Euro bedeuten... Und wenn ich das fertige Manuskript abgebe, würde ich noch einmal dieselbe Summe bekommen! Insgesamt also eine Million ! Davon könnte ich nach Amerika auswandern und bräuchte bis ans Ende meiner Tage kein Geld zu verdienen. (Na ja, vielleicht nicht ganz. Aber die nächsten dreißig, vierzig Jahre könnte ich bestimmt davon leben. Und außerdem hat mein Manager gemeint, dass die Million noch lange nicht »das Ende der Fahnenstange« sei. Hollywood wolle unsere Geschichte unbedingt verfilmen, es gebe bereits drei verschiedene Anfragen. (Im ersten Moment fand ich das natürlich sehr aufregend. Aber als ich erfahren habe, dass sich ausgerechnet Lindsay Lohan darum reißt, meinen Part zu spielen, bin ich doch skeptisch geworden. Angeblich will sie gleich im Januar nach Berlin fliegen, um mich zu treffen... Ich weiß nicht... Allerdings fällt mir von diesen ganzen Hollywoodhühnern ohnehin keins ein, dem ich ernsthaft zutrauen würde, mich zu spielen. Am ehesten vielleicht Lauren Ambrose. (Du weißt schon, die Rothaarige aus Six Feet Under .) Andererseits ist sie fast ein bisschen zu alt für die Rolle. (Ich habe nachgesehen, im Februar wird sie neunundzwanzig.) Außerdem weiß ich gar nicht, ob es überhaupt eine Rothaarige sein sollte, schließlich sind meine Haare immer noch castaño oscuro . (Anfang November habe ich nachgefärbt - was bei meiner Mutter zu einem hysterischen Anfall geführt hat. Und auch Dr. de Sousa hat ihr faltigstes Gesicht gezogen, als sie wissen wollte, warum es mir so wichtig sei, mich mit dieser Haarfarbe zu »identifizieren«, zu der mich »mein Aggressor« genötigt habe.)
Die beste Lösung wäre sicherlich, wenn ich mich selbst spielen würde - nicht weil ich plötzlich die Absicht hätte, Schauspielerin zu werden. Aber ich kann mir einfach nicht vorstellen, wer mich spielen soll. (Für Deine Rolle ist angeblich Daniel Craig der heißeste Anwärter. Daraufhin habe ich mir kurz vor Weihnachten den neuen James Bond im Kino angesehen - und ich muss zugeben: Irgendetwas hat er. (Vor allem die eine Szene fand ich cool, in der er völlig zermatscht am Tresen auftaucht, und der Barkeeper ihn fragt, wie er seinen Martini möchte, » shaken or stirred « und er daraufhin antwortet: » Do I look like I give a damn? «. (Jaaaaaa. Diesen Scherz habe sogar ich kapiert... Übrigens habe ich mir neulich diesen Film mit Deinem geliebten Michael Douglas ausgeliehen, von dem Du so viel erzählt hast: » Falling Down «. Und ich weiß, es ist ein bisschen unfair, weil Du mir gerade nicht widersprechen kannst - aber sooo toll finde ich diesen Mann wirklich nicht. (Und im Burger -Laden richtet er auch kein Blutbad an, sondern schießt bloß in die Decke...)
Doch zurück zu Mr. Craig. Könntest Du Dir vorstellen, von ihm gespielt zu werden? Natürlich gilt für Dich dasselbe wie für mich - eigentlich würdest nur Du selbst Dich richtig
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