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Maedchenmoerder Ein Liebesroman

Titel: Maedchenmoerder Ein Liebesroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thea Dorn
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Doppelbett gewesen ist. Niemand wüsste besser als ich, dass unsere Beziehung mit Knutschen und Kuscheln nicht das Geringste zu tun hat. Doch warum es Dir so gottverdammt unmöglich ist, wenigstens ein einziges Mal den Satz zu sagen: »Julia, Du bedeutest mir etwas.« Denn ich weiß doch, dass ich Dir etwas bedeute!!!

Lieber David!
    Kannst Du mir meinen Anfall verzeihen? Dafür habe ich wirklich verdient, dass Du mich Kitschfotze nennst. Es soll nicht wieder vorkommen.
    Aber es ist nicht einfach für mich. Du hast mich zwar stets gelobt, dass ich so großartig schweigen könne - doch jetzt merke ich, wie schwer es mir fällt, niemanden zu haben, mit dem ich die Dinge ernsthaft teilen kann. Carina darf ich von alldem, was in Lourdes und später geschehen ist, gar nichts erzählen. Jetzt, wo sie Jura studiert, käme sie womöglich auf dumme Gedanken, und außerdem habe ich sowieso fast keinen Kontakt mehr zu ihr. Mit Dr. de Sousa will ich darüber nicht sprechen, sie würde alles nur wieder drehen und wenden und so lange zerreden, bis ich mir am Schluss wie ein dummes kleines Mädchen vorkomme, das sich im finsteren Wald verlaufen hat. Und Tinka ist zwar die beste Zuhörerin der Welt - aber letzten Endes ist sie eben doch nur ein Hund.
    Ist es Fotzenkram, wenn man Dinge, auf die man besonders stolz ist, immer und immer wieder erzählen will? (Ich glaube eigentlich nicht. Schließlich hast Du mir die Geschichten, was Du mit den Mädchen vor mir angestellt hast, auch hundertmal erzählt.) Und die Aufgabe, Hermana Lucía zu ködern, war wirklich keine leichte gewesen. Deshalb kannst Du von Glück reden, dass mich der Ehrgeiz gepackt hat, als wir an jenem Sonntagmorgen noch einmal an der Grotte und den Bädern vorbeigeschlendert sind und Du mir die junge Latina-Nonne in der weißen Tracht gezeigt hast, die dort mit den anderen »Schwestern vom Göttlichen Erlöser« herumstand und Erinnerungsfotos knipste. (Bei aller Schicksalsgläubigkeit bleibe ich aber dennoch dabei, dass es nicht dieselbe gewesen ist, die Du am Abend zuvor wegen des Rosenkranzes angesprochen hast.) Ich habe jedenfalls sofort gespürt, wie sehr Du sie haben wolltest - und dass Du keine Ahnung hattest, wie Du sie von den anderen Nonnen fortlocken solltest. Denn ein » Porno Paparazzi Girl «, das auf den Shootingtrick hereingefallen wäre, war unsere Hermana Lucía gewiss nicht! (Und so dumm, sie gewaltsam mitten aus dem Pilgergewusel zu entführen, warst Du nicht.)
    Ich muss heute noch grinsen, wenn ich an Dein verdutztes Gesicht denke, als ich Dir erklärt habe, dass Du zurück ins Auto gehen und alles Weitere mir überlassen sollst. Was für ein Triumph, als Du Dich tatsächlich davongemacht hast! (Allerdings nicht, ohne mir vorher noch einmal zu sagen, dass ich »vollkommen übergeschnappt« sei, es sowieso nicht schaffen würde und Du mir höchstens dreißig Minuten Zeit ließest...)
    Jetzt kann ich es ja zugeben: Nachdem Du weg warst, ist mir ziemlich mulmig geworden, schließlich hatte ich nicht die geringste Ahnung, wie ich Hermana Lucía dazu bringen sollte, allein mit mir das Heiligtum zu verlassen und zum Auto zu gehen. Die anderen Nonnen flatterten die ganze Zeit um sie herum, als sei sie das Herz der Schar. (Und ich wunderte mich, dass Nonnen ein so lebhafter Haufen sein können.)
    Wer weiß, was geschehen wäre, hätte die arme Hermana nicht plötzlich ein äußerst irdisches Bedürfnis verspürt und sich deshalb mit eiligen Schritten von ihrer Gruppe entfernt. Hätte ich mich den »Schwestern vom Göttlichen Erlöser« angeschlossen und wäre mit ihnen nach Argentinien oder Chile geflohen, hätte sich mir keine Gelegenheit geboten, sie allein zu stellen? (Es ist merkwürdig, wenn ich mich jetzt zu erinnern versuche, kommt es mir vor, als ob ich tatsächlich mit diesem Gedanken gespielt hätte - ja, fast will mir scheinen, ich wäre einen Moment lang regelrecht verzweifelt gewesen, als ich sah, wie sich unsere Nonne in RichtungToiletten entfernte. Denn war dies nicht ein klares Schicksalszeichen, das mich aufforderte, nicht zu fliehen - sondern zu beweisen, dass ich halten konnte, was ich Dir versprochen hatte? (Die Frage hingegen, ob Du angefangen hättest, in Lourdes ein Massaker anzurichten, sobald Dir klar geworden wäre, dass ich mich aus dem Staub gemacht hätte - diese Frage habe ich mir damals nicht wirklich gestellt. (Und ich vermute, es lag weniger daran, dass ich Dir nicht zugetraut hätte, Deine Drohung in die Tat umzusetzen -

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