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Maedchenmoerder Ein Liebesroman

Titel: Maedchenmoerder Ein Liebesroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thea Dorn
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das müssen Sie den Zuschauern erklären! Bei allem, was Sie miterleben , was Sie durchstehen mussten, wollen Sie am meisten unter dem schlechten Essen gelitten haben?« (Vor lauter Brillezupfen hat er sogar vergessen, mit dem Standardschmonzes zu kommen, dass das Essen in Frankreich und Spanien doch so besonders toll sei …
    In ihrem Interview hat Deine Mutter auch noch behauptet, sie würde mich »wahnsinnig gern« treffen, um sich bei mir persönlich für alles zu entschuldigen, was Du mir angetan hast. Mein Manager meint allerdings, dass er bislang kein einziges Wort von ihr gehört habe. Und ehrlich: Richtig scharf bin ich nicht darauf, Deine Mutter kennen zu lernen. Sie sieht Dir ja noch nicht einmal ähnlich. Außerdem würden wir sowieso nur aneinandergeraten, ich kann nämlich nicht begreifen, wieso Frauen Kinder bekommen, wenn sie nicht bereit sind, sich um diese Kinder zu kümmern. Gut, Deine Mutter war gerade mal siebzehn, als sie schwanger wurde. Trotzdem: Dass sie Dich einfach zu ihren Eltern abgeschoben hat, um in Berlin ihr Kifferleben weiterzuführen, war nicht in Ordnung. Und dass sie jetzt überall die verlogene Arie anstimmt »Ich wollte doch immer nur das Beste für meinen David« - und für diese Arie vermutlich auch noch jede Menge Geld kassiert - ist endgültig widerlich.
    Sorry. Ich schätze, die Nachricht, dass sich Deine Mutter an Deiner Prominenz bereichert, macht Dich nicht besonders glücklich, aber leider ist es die Wahrheit...
     
     
    Ich bin müde, und meine Tinka ist auch schon unter dem Tisch eingeschlafen, deshalb:
     
     
    Gute Nacht!
     
     
    Deine Julia,
     
     
    die in dieser Nacht hoffentlich von Dir träumt.

Lieber David!
    Ich wünsche Dir einen wunderschönen guten Morgen! So tief habe ich schon lange nicht mehr geschlafen. Ist das nicht ein gutes Zeichen? Dass es am letzten Tag in diesem Jahr noch einmal aufwärtsgeht? Allerdings: Wenn ich daran denke, dass es in weniger als sechzehn Stunden vorüber ist, werde ich ganz trübsinnig. Und noch trauriger werde ich, wenn ich in die Zukunft blicke und die vielen öden Jahre sehe, die vor mir liegen, während unsere zwei Wochen im Rückspiegel immer kleiner werden... Drum schnell zurück nach Lourdes!
     
     
    Ich hatte Angst, Du würdest womöglich gar nicht im Auto sitzen oder sonst etwas ginge schief, als ich Seite an Seite mit unserer Hermana Lucía die steile Straße hinaufstapfte, in der wir am Morgen geparkt hatten. Ich bin sicher, die arme Nonne war ohne jedes Misstrauen, dennoch hättest Du alles verderben können, wenn Du nicht schnell und entschlossen genug gehandelt hättest. Wie hätte ich dagestanden, wenn Du plötzlich die Pfadfinder- oder eine andere Nettigkeitsnummer abgezogen hättest, freudig aus dem Auto gesprungen und uns mit Deinem Sportlergang entgegengekommen wärst? Denn dass Du (was immer Du warst) nicht mein Vater sein konntest und dass Du außerdem keine wirkliche Gehbehinderung hattest - dass ich also wild gelogen haben musste -, das hätte Hermana Lucía dann auf den ersten Blick begriffen. Zu jenem Zeitpunkt zitterte ich fast so sehr wie später sie.
    (Ich weiß, ich darf mich nicht beklagen. Schließlich war es mein Fehler, dass ich Dich überrumpelt habe, anstatt Dich vorher in meinen Plan einzuweihen.)
    Hast Du gemerkt, wie trocken meine Kehle war, als wir endlich den Ford erreichten? Die arme Hermana Lucía muss weiterhin geglaubt haben, ich sei so nervös, weil ich den Trotz oder Zorn meines Vaters fürchtete. Die Geste, mit der sie mir über den Kopf strich und mich mit ihrem harten spanischen Akzent » une bonne fille « nannte, jagt mir jetzt noch Schauer über den Rücken.
    Hatte ich in diesem Moment kein Mitleid mit ihr? Habe ich nicht doch noch einmal erwogen, stehen zu bleiben und ihr in letzter Sekunde zu sagen, dass sie um ihr Leben rennen solle?
    (Lieber David, ich weiß, Du wirst es als Fotzenkitsch abtun, und es tut mir leid, dass ich Dich damit behellige - aber ich muss mich diesen Fragen stellen.)
    Im Nachhinein kommt es mir vor, als ob ich in einem Wald auf einen Baum geklettert wäre: Ich bin schon ziemlich weit oben, bis ich merke, dass es vielleicht besser wäre, ich würde im Nachbarbaum sitzen, an dessen Ästen Mitgefühl und Erbarmen und all die anderen schönen menschlichen Regungen wachsen. Von der Ferne betrachtet ist mein Baum gar nicht so weit entfernt von dem anderen Baum. Wenn man selbst darin sitzt, erkennt man, dass man nicht einfach hinüberspringen kann,

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