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Maedchenmoerder Ein Liebesroman

Titel: Maedchenmoerder Ein Liebesroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thea Dorn
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Lösung, nicht wahr?
     
     
    Jetzt aber zurück zu uns! Denn der allerverrückteste Teil von jenem Sonntag steht ja noch bevor. Du weißt, was ich meine? Für mich ist die Sache mit dem Casino der letzte Beweis, dass das Schicksal damals auf unserer Seite gewesen ist. Es hat ja schon damit angefangen, dass sie uns überhaupt hineingelassen haben. Ich hätte meine Fingernägel darauf verwettet, dass uns der Türsteher abwimmeln würde, weil zumindest mein - halbschmutziger und seit meinen Schnippeleien in Arles auch ein wenig blutiger Aufzug - beim besten Willen nicht als die » Tenue correcte « zu bezeichnen war, die laut Messingschild » exigée « sei. Aber Du hattest mal wieder Recht, als Du gesagt hast, dass ich mir keinen Kopf machen solle: Dies hier sei » fucking « Luchon und nicht Monte Carlo.
    Der nächste Schicksalsbeweis war, dass es Dir gelungen ist, die Frau an der Eingangskasse so zu bequatschen, dass sie sich mit Deinem Ausweis zufriedengegeben hat. Ich bin zwar nach wie vor stolz auf die Vater-Knie-Geschichte, die ich der armen Hermana Lucía am Vormittag erzählt habe - dennoch gebe ich zu, dass auch Du Weltmeister bist, wenn es darum geht, anderen Leuten Unsinn aufzutischen. Was habe ich mich zusammenreißen müssen, als Du angefangen hast, dass man unseren Wagen geknackt und all unsere Sachen geklaut habe! » A Lourdes! Madame, imaginez! En plus à Lourdes! « Und als Du mit strengem Blick auf mich gemeint hast, Du würdest hoffen, dies sei mir eine Lehre, nie wieder meinen Rucksack samt Papieren im Kofferraum zu lassen, und die Dame Dir daraufhin Deinen Ausweis zurückgegeben und uns mit breitem Lächeln » bonne chance « gewünscht hat, da wäre ich fast geplatzt.
    Du weißt, dass ich ein bisschen nörgelig geworden bin, weil mich die billigen Spielautomaten im ersten Saal so enttäuscht haben und ich nicht verstehen konnte, wieso es Dir Spaß machte, neben all diesen hässlichen, alten Menschen, die noch schlechter angezogen waren als wir, zu sitzen und sinnlos Münzen in eine Maschine zu füttern. (Nein, ich begreife nicht, wieso Du das Münzgewitterchen, als Du endlich einmal gewonnen hattest, ein »cooles Geräusch« genannt hast. Mich erinnert es nach wie vor lediglich an meine Mutter und ihre Macke, im Parkhaus mit Scheinen zu bezahlen und sich dann stundenlang darüber aufzuregen, dass der Automat ihr achtzehn Euro in Münzen zurückgegeben hat...)
    Das Geräusch hingegen, das im nächsten Saal die Kugeln in den Rouletteschalen gemacht haben, würde ich gern noch einmal hören. (Allerdings verspüre ich nicht die geringste Lust, hier in Berlin allein ins Casino zu gehen.)
     
     
    Ich muss nach Tinka schauen. Die zwanzig Minuten sind vorbei …
     
     
    ... alles in Ordnung. Sie schläft ganz tief.
     
     
    Im Nachhinein würde ich sagen: Es war ein Glück, dass Du so lange verloren hast. Auch wenn es mir natürlich wehgetan hat mit anzusehen, wie die Croupiers Deine Jetons, die Du so beharrlich auf die 35 gesetzt hast, einen nach dem anderen vom Tisch kehrten. Gleichzeitig habe ich Dich dafür bewundert, dass Du nicht so feige gespielt hast wie die anderen, die immer auch irgendwelche Jetons auf » Rouge « oder » Noir « gesetzt haben, um wenigstens die Aussicht auf einen mickrigen Gewinn zu haben.
    Ich kann mich nicht mehr genau erinnern, wie viel Euro Dir noch geblieben waren, als ich mich zu Dir hinabgebeugt habe - Du hast auf einem Stuhl gesessen, ich habe hinter Dir gestanden -, um Dir ins Ohr zu flüstern, dass Du alle restlichen Jetons auf die 29 setzen sollst, und zwar sofort. Ich nehme es Dir nicht übel, dass Du altes Krokodil mich angefaucht und die Jetons erst recht wieder auf die 35 gesetzt hast. Hättest Du es nicht getan, wäre es nur halb so spannend geworden. Ich muss einen Puls von zweihundert gehabt haben, als der Croupier sein » Rien ne va plus « sagte und ich Deine Hand in Richtung Tisch zucken sah und mich deshalb traute, Dir noch einmal ins Ohr zu flüstern. Und als Du den ganzen Stapel tatsächlich mit einer blitzschnellen Bewegung auf die 29 geschoben hast, nachdem der Croupier links von uns schon missbilligend mit der Zunge geschnalzt hatte - » Monsieur, s’il vous plaît, rien ne va plus « -, da war ich dem Herzinfarkt nahe.
    Was für ein unfassbarer Liebesbeweis war es von Dir, dass Du tatsächlich bereit warst, Dein letztes Geld nicht auf das Datum Deines einzigen Sieges, sondern auf jenes zu setzen, das für immer mein privater Feiertag bleiben

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