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Maedchenmoerder Ein Liebesroman

Titel: Maedchenmoerder Ein Liebesroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thea Dorn
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rechnete mit allem, auch damit, dass Du mich erwürgen würdest. (Schließlich hatte ich Deinen Schutzwall durchbrochen, ich hatte Dich erregt, ohne dass Du mich getreten, geschlagen, gefesselt oder mir befohlen hättest, alberne Unterwäsche zu tragen und an mir herumzufummeln.) Aber Du hast einfach angefangen, mich auszuziehen. Noch nie hattest Du das getan, ein einziges Mal, im Wohnwagen in Oudenaarde hattest Du mir die Jeans halb heruntergerissen. Jetzt öffneten Deine Hände die Knöpfe an meiner Bluse, rechter Ärmel, linker Ärmel, zogen den Reißverschluss an meiner Jeans auf, fassten den rechten Saum, den linken, mit einem Ruck war ich nackt, und als ich Deinen ganzen Körper auf mir spürte und Du mir dabei zum ersten Mal das Gesicht zugewandt hast, wusste ich, dass alles gut werden würde. Dein Schwanz drückte gegen meinen Oberschenkel, und ich...
     
     
    ... ich merke, dass es mir schwer fällt, über diese Dinge zu schreiben. Mein Geliebter, Du hast Recht: Ich bin und bleibe eine verklemmte Abifotze. Es ist so lächerlich. Da fiebere ich seit Stunden dem Moment entgegen, in dem ich die Lust jener Nacht endlich noch einmal erleben darf - und jetzt sitze ich da und druckse herum.
    Zu meiner Verteidigung kann ich höchstens anführen, dass es vielleicht nicht nur an meiner Verklemmtheit liegt, sondern auch daran, dass die Dinge, die in Wirklichkeit so berauschend gewesen sind, mir restlos gewöhnlich erscheinen, sobald ich versuche, sie in Worte zu fassen. Ich will jetzt keine philosophischen Ausflüchte machen: Aber irgendetwas ist falsch an Worten, wenn sie mich abstoßen, obwohl mich die Dinge, die sie beschreiben sollen, nicht weniger erregen als damals …
     
     
    Vielleicht muss ich zuerst von Deinen Beinen sprechen, Deinen frisch rasierten Beinen, die an meinen frisch rasierten Beinen rieben. Ich konnte nicht genug kriegen von Deiner Haut, die so weich und glatt war, wie ich es bei einem Mann nie für möglich gehalten hätte. (Nicht, dass ich je zuvor einen Mann so berührt hätte...) Aber Deine Weichheit war, anders als die Weichheit meines Körpers, nicht schlaff, sondern spannte sich voll Kraft. Mit allen Fingern fuhr ich Deine Muskeln entlang, Berge, Täler, eine Landschaft wie die, durch die wir am Nachmittag geflogen waren. Es überwältigte mich, jene Muskeln, die ich bislang nur zu spüren bekommen hatte, wenn Du mich geschlagen oder getreten hattest, anfassen zu dürfen. Und konnte es wirklich erst einen Tag her sein, dass ich mit Abscheu verfolgt hatte, wozu Du Gabriella in der Camargue gezwungen hattest? Jetzt tat ich es selbst und liebte Dich für das Vertrauen, das Du meinem Mund, meinen Zähnen entgegenbrachtest. Du schmecktest nach Salz, Seetang, Waldboden und einer Spur von Süße, und ich musste über den Ekel lachen, mit dem ich im Sommer reagiert hatte, als Carina mir erzählt hatte, dass sie ihrem Freund zum ersten Mal einen »geblasen« habe. Jetzt stieß mich einzig und allein ab, dass sie dieses kindische Wort dafür benutzt hatte, denn was hatte das, was mein Mund in Luchon tat, mit Blockflöten, Geburtstagskerzen oder Pustefix zu tun? Und ich lachte innerlich, als mir einfiel, wie ich mich stets geweigert hatte, eine der Austern zu versuchen, die meine Eltern bei unseren Frankreich-Urlauben ständig geschlürft hatten, und wie meine Mutter mir erst letztes Jahr an Silvester gestanden hatte, dass auch sie Austern grässlich finde und nur mitgeschlürft habe, um nicht als Spielverderberin dazustehen …
     
     
    Mein Geliebter. Jetzt haben wir tatsächlich den Jahreswechsel verpasst. Hast Du dort, wo Du bist, ein Glas Champagner, mit dem Du anstoßen kannst? Ich habe mir eine kleine Flasche gekauft, ganz einsam hat sie die letzten Tage im leeren Kühlschrank herumgestanden. Zur Feier der Erinnerung werde ich sie jetzt aufmachen und einen Schluck trinken.
     
     
    Allein schmeckt es mir nicht. Sag mir, dass auch Du in diesem Moment ein Glas in der Hand hältst und an mich denkst.
     
     
    David.
     
     
    Ich wünsche Dir ein frohes neues Jahr.
     
     
    In Liebe,
    Julia

Lieber David!
    Als ich mit Tinka eben Gassi gehen wollte, war sie noch immer ganz benommen.Wir haben es nur bis zur nächsten Ecke geschafft. Es kann natürlich auch an diesen Bergen von Raketen- und Krachermüll liegen. Der Geruch muss ihre Nase furchtbar quälen. Ich hatte jedenfalls Angst, ich müsste sie zurücktragen. (Meine Wohnung ist im vierten Stock, und es gibt keinen Aufzug.)
    Hoffentlich kommt sie

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