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Maenner in Freilandhaltung

Maenner in Freilandhaltung

Titel: Maenner in Freilandhaltung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michaela Thewes
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her.
    »Oder seinen Kuss erwidert.« Jette grinste wie ein Honigkuchenpferd.
    Ich gähnte herzhaft. Nicht, dass mich das Thema gelangweilt hätte – ganz im Gegenteil –, aber ich war einfach todmüde.
    »Musstest du heute Nacht wieder mit Ernie raus?«, fragte Jette mitfühlend.
    »Nein, das ist Gott sei Dank vorbei. Mittlerweile hat er seine Blase so weit unter Kontrolle, dass er die ganze Nacht durchhält. Das ging wirklich flott. Aber Daniel und Hannah sind erst gegen ein Uhr morgens wiedergekommen. Was die beiden wohl so lange getrieben haben?«
    »Vielleicht war es in der Notaufnahme so voll.«
    »Das hat Daniel auch behauptet.« Nachdenklich steckte ich mir ein Stück Paprika in den Mund.
    »Wie sah er denn aus?«, fragte Jette, die sich nach den Möhren nun auch noch die Champignons vorknöpfte.
    »Wer? Hannahs Fuß? Keine Ahnung, hab ich nicht gesehen. Auf jeden Fall ist der Knöchel nicht gebrochen.«
    »Nein, ich meine Daniel. Wie hat Daniel ausgesehen?«
    »Daniel?«, fragte ich irritiert. Ich hatte keine Ahnung, worauf Jette hinauswollte. »Du meinst, ob er einen Knutschfleck am Hals hatte oder die Hose noch offen stand?«
    Jette krauste ihre Stupsnase. »Ach was, das meine ich nicht. Hat er irgendwie schuldbewusst ausgesehen?«
    Ich überlegte kurz. »Nein, aber vielleicht ist er ja auch so abgebrüht, dass er sich nichts anmerken lässt.« Ich stieß einen tiefen Seufzer aus. »Hoffentlich kommt Nina bald wieder. Ich bin es so satt, für einen erwachsenen Mann den Babysitter zu spielen.«
    »Da wirst du dich vermutlich noch etwas gedulden müssen. So wie ich Nina einschätze, wird sie erst wiederkommen, wenn sie weiß, wie es in Zukunft mit ihrem Leben weitergehen soll.«
    »Apropos Zukunft: Hast du dir die Sache mit dem Restaurant noch mal überlegt?«
    »Da gibt’s nichts zu überlegen.« Doch Jette hatte eine Spur zu lang mit der Antwort gezögert. »Und allein ist das ohnehin viel zu riskant«, schob sie rasch noch hinterher.
    »Manchmal muss man eben etwas wagen.«
    »Na, das sagt ja die Richtige«, konterte Jette trocken.
    In diesem Moment begann es in meiner Handtasche zu klingeln. Eigentlich war ich ganz dankbar für diese Unterbrechung. Schnell legte ich das Messer zur Seite und angelte mein Handy hervor.
    »Sorry, es ist die Kanzlei. Ich muss rangehen.«
    Pia war am Apparat. Sie brauchte bei einer Umsatzsteuererklärung dringend meine Hilfe. Nachdem sie mir den Fall geschildert hatte, leierte ich wie auf Knopfdruck mein Wissen herunter.
    »Es handelt sich dabei um ein Dreiecksgeschäft, das in § 25 b UStG geregelt ist. Sieh dir die Stelle am besten noch mal an und überprüfe, ob von allen Beteiligten die Umsatzsteuer-Identifikationsnummern vorliegen.«
    »Puh, das hat sich so angehört, als hättest du jede Menge Spaß an deinem Job«, kommentierte Jette ironisch, als ich das Telefonat beendet hatte. »So viel überschäumende Begeisterung ...«
    »Gelegentlich ist es schon ein wenig trocken«, gab ich zu. »Aber welcher Job ist das nicht?«
    »Och, ich wüsste da schon was. Wir beide wären ein spitzenmäßiges Team.« Jettes dunkle Augen begannen aufgeregt zu leuchten. »Erzähl mir jetzt nicht, dass du dir nicht auch schon mal vorgestellt hast, wie es wäre, wenn wir gemeinsam die Dorfschenke übernehmen würden.«
    »Klar hab ich mir das vorgestellt«, gab ich ehrlich zu. »Aber ich habe mir auch schon mal vorgestellt, wie es wäre, mit Brad Pitt verheiratet zu sein oder ein paar Millionen im Lotto zu gewinnen.« Und alle drei Dinge hatten sich gar nicht mal so übel angefühlt. »Außerdem – vergiss bitte nicht: Ich hab schon ein Leben.«
    »Ganz genau.« Jette trocknete sich die Hände an einem Küchenhandtuch ab und sah mich durchdringend an. »Du hast nur ein Leben, nicht zwei oder drei. Vorausgesetzt, du glaubst nicht an Reinkarnation. Da sollte man, wie ich finde, gelegentlich mal die Richtung überprüfen und, wenn es sein muss, ’ne kleine Kurskorrektur vornehmen.«

Kapitel 14

    Auch wenn ich nicht an Reinkarnation glaubte: Kerstins Frösche hatten definitiv mehrere Leben! So wie Katzen. Ich hoffte nur, dass es weniger als sieben waren, denn sonst musste ich mich noch eine Weile mit ihnen arrangieren. Der hässlichste Frosch – ein Exemplar mit einem dümmlichen Grinsen im Gesicht und einer Geige in den Händen – hatte sogar einen Sturz aus luftiger Höhe überstanden. Er war mir beim Putzen ganz ohne Absicht – ehrlich! – aus den Händen gerutscht. Irgendwie

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