Maenner in Freilandhaltung
konnte, hatte selbst ich mich von der allgemeinen Unruhe anstecken lassen. Kein Wunder, denn als Mitglied des Planungskomitees war Daniel voll in die Vorbereitungen involviert. Der Countdown lief. Nur noch zwei Tage, dann war es so weit.
In Ermangelung einer Kneipe oder eines Restaurants wurden die Zusammenkünfte des Planungskomitees reihum bei den Mitgliedern zu Hause abgehalten. An diesem Tag war Daniel an der Reihe. Und obwohl das Treffen für mich mit Arbeit verbunden war, denn es hatte sich so eingebürgert, dass derjenige, bei dem die Versammlung stattfand, nicht nur für die Sitzgelegenheiten, sondern auch für die Bewirtung sorgte, war ich insgeheim sogar ganz froh, dass der Ausschuss heute unter meiner Aufsicht tagte, denn die üblichen Verdächtigen – Hannah, Rebecca und Vicky – waren mal wieder mit von der Partie. Des Weiteren wurden noch sechs andere Komiteemitglieder erwartet.
Daniel saß eingekeilt zwischen Rebecca und Hannah auf dem Sofa. Während ich eine Platte mit Häppchen herumreichte, beäugte ich misstrauisch, wie die Damen Daniel in Beschlag nahmen. Dabei versuchte ich herauszufinden, nach welcher der beiden Daniel im Traum gerufen hatte. War das Lächeln, das er Hannah gerade zugeworfen hatte, nicht ein bisschen zweideutig gewesen? Hatte er ihr dabei zugeblinzelt? Und warum hatte er beim Sprechen nach Rebeccas Hand gegriffen? Aber entweder war Daniel ein guter Schauspieler oder ich eine schlechte Beobachterin. Wie mir schien, verteilte er seine Gunst gleichmäßig nach allen Seiten.
Nachdem eine Weile über den Bierpreis und den Vorrat an Toilettenpapier diskutiert worden war, verlas Hannah eine Liste mit Dingen, die noch erledigt werden mussten. Ein paar Freiwillige meldeten sich.
»Was ist mit dir, Louisa?«, fragte Hannah plötzlich wie aus heiterem Himmel.
Überrascht sah ich auf.
»Wir können jede helfende Hand brauchen.«
Warum eigentlich nicht? Ein bisschen Ablenkung konnte sicher nicht schaden, denn in den letzten Tagen hatte ich viel zu viel an Jan gedacht. Und an Simon. Und dann wieder an Jan. Um auf andere Gedanken zu kommen, hatte ich das ganze Haus von oben bis unten auf Vordermann gebracht. Aber der Staubsauger hatte Jans Namen gebrummt, dafür hatte das Quietschen des Fensterleders irgendwie nach Simon geklungen. Es war echt zum Verrücktwerden!
»Klar, ich helfe gerne. Sag mir einfach, was ich tun soll.«
»Sehr schön.«
Hannah lächelte mich an. Aber ich fiel auf diese offen zur Schau gestellte Freundlichkeit nicht rein. Dahinter verbarg sich der triumphierende Gesichtsausdruck einer Schwarzen Witwe, die genau wusste, dass ihr das Opfer bereits ins Netz gegangen war. Jede Wette, dass die Aufgabe, die sie für mich in petto hatte, irgendwas mit Starkstrom oder giftigen Substanzen zu tun hatte. Aber es kam schlimmer.
»Uns fehlt noch eine Schwarzwälder Kirschtorte für das Nachtischbüfett. Die übernimmst du«, bestimmte Hannah mit einem zufriedenen Blick auf ihre Liste.
Na bravo. Dank Jettes Nachhilfestunden machte ich zwar beim Kochen gute Fortschritte, aber was das Backen betraf, war ich gänzlich unerfahren. Während ich noch überlegte, ob ich im Supermarkt schon mal eine Fertigbackmischung für Schwarzwälder Kirschtorte gesehen hatte, wandte Hannah sich bereits dem nächsten Punkt der Tagesordnung zu.
Nach knapp zwei Stunden, als es beim besten Willen nichts mehr zu besprechen gab – sogar über die Farbe der Servietten war ausführlich diskutiert worden –, schloss Hannah ein wenig widerstrebend, wie mir schien, die Sitzung. In der allgemeinen Aufbruchsstimmung war mir gar nicht aufgefallen, dass alle sich verabschiedet hatten und zur Haustür gegangen waren – alle bis auf eine. Als ich ins Wohnzimmer zurückkehrte, saß Rebecca immer noch auf dem Sofa.
Meine Güte, die Frau war ja schwerer loszuwerden als Heftpflaster! Ich stapelte ein paar Teller laut klappernd übereinander und gähnte demonstrativ. Endlich schien auch Rebecca den Wink mit dem Zaunpfahl verstanden zu haben. Sie warf einen Blick auf ihre Armbanduhr.
»Meine Güte, so spät ist es schon. Seit Hannah Vorsitzende des Planungskomitees ist, werden diese Treffen von Mal zu Mal länger. Sie verzettelt sich einfach zu sehr«, nutzte Rebecca die Chance für einen Seitenhieb gegen Hannah.
Während der Sitzung war mir bereits aufgefallen, dass die zwei sich nicht ganz grün waren. Was nicht weiter verwunderlich war, wenn man bedachte, dass sie es beide auf denselben Mann abgesehen
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