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Männer schweigen: Ein Sylt-Krimi

Männer schweigen: Ein Sylt-Krimi

Titel: Männer schweigen: Ein Sylt-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Ehley
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wahrgenommen hat. Und auch jetzt habe ich eigentlich angenommen, er lässt mich am ausgestreckten Arm verhungern. Der kriegt doch sicher Dutzende solcher Mails. Aber nichts da, plötzlich ist Behrmann auf mich zugerauscht, als habe er schon die längste Zeit auf meine Freundschaftsanfrage gewartet.«
    »Überschätzt du dich da nicht ein wenig?«, fragt Bastian spöttisch.
    Fred lacht trocken auf. »Eben nicht. Ich hab mich auch gewundert. Vor allem, als der Typ mir vorhin auch noch seine Wohnungsschlüssel aufgedrängt hat. Fred hier und Fred da. Er tat gerade so, als seien wir Blutsbrüder. Aber langsam wird mir alles klar. Er hat Dreck am Stecken, und ich soll’s für ihn ausbaden.«
    »Wenn ich das recht verstehe, dann beschuldigen Sie gerade einen der renommiertesten Politiker Deutschlands des Mordes«, fasst Silja zusammen.
    Fred Hübner zuckt die Schultern. »Das müsst ihr schon selbst rausbekommen. Fakt ist jedenfalls, dass ich dieses blöde rote Haar ganz bestimmt nicht hier eingeschleppt habe.«
    »Wichtig wäre natürlich zu sehen, ob es noch weitere Spuren für die Anwesenheit der beiden Frauen gibt«, murmelt Sven und lässt sich auf die Knie herunter, um den Fußboden zu inspizieren.
    Sofort schnauzt Bastian: »Lass das bloß sein. Und dann raus hier. Alle Mann und zwar ein bisschen dalli. Sonst schlitzt uns die Spurensicherung nachher bei lebendigem Leib auf. Denn falls das hier ein Tatort sein sollte, dann haben wir den ganz bestimmt schon genug kontaminiert.«
    Während die vier im Gänsemarsch die Wohnung verlassen, meldet sich Fred Hübner noch einmal zu Wort.
    »Ich war übrigens noch nicht ganz fertig. Hab ich noch Redezeit übrig?«
    »Ausnahmsweise«, knurrt Bastian.
    »Ich würde euch nämlich ganz gern verraten, wo ihr den Saubermann der Nation finden könnt. Allerdings müsst ihr euch ein bisschen beeilen.« Hübner wirft einen kurzen Blick auf seine Uhr. »Zwanzig vor sechs. Der Autozug fährt pünktlich zur vollen Stunde ab. Und wie ich die Jungs von der Abfertigung kenne, verstehen die wenig Spaß, wenn einer versucht, ihren Terminplan durcheinanderzubringen.«

Donnerstag, 23. Juni, 17.49 Uhr,
Sylt-Shuttle, Westerland
    In einem weiten Bogen stehen die Autos an der Verladestation des Autozuges an. Die Schlange beginnt einige Meter nach der Abzweigung von der Straße, schmiegt sich dann in eine enge Kurve, macht noch ein paar Schlenker und mündet schließlich in die erste Kontrollstelle, wo jeder Fahrer eine Karte erwerben oder die bereits bei der Auffahrt auf die Insel gekaufte vorzeigen muss. In der Hochsaison und am Wochenende können hier schon mal Warteschlangen entstehen, die bis weit auf die normalen Straßen reichen und die halbe Westerländer Innenstadt blockieren. Das wissen die drei Beamten ebenso wie alle anderen Sylter aus leidvoller Erfahrung. Doch an einem Mittwochabend im Juni ist nicht allzu viel los.
    »Was meint ihr?«, will Bastian Kreuzer von seinen beiden Kollegen wissen, »sollen wir eher inkognito einfahren oder seid ihr für einen Auftritt mit allem Drum und Dran.«
    »Wenn schon, denn schon«, gibt Sven Winterberg energisch zurück. »Schließlich haben wir nur noch zehn Minuten, und der Autozug ist lang.«
    »Wenn der Zug erst einmal rollt, haben wir das Nachsehen. Anhalten wird den wegen uns niemand mehr, da bin ich ziemlich sicher. Dann müssten die Kollegen vom Festland diesen Behrmann in Empfang nehmen«, ergänzt Silja.
    »Und das wollen wir doch vermeiden«, knurrt Bastian und knallt das Blaulicht aufs Dach.
    Als die wartenden Autofahrer das rotierende Licht sehen, manövrieren sie ihre Autos vorsichtig zur Seite. Ein offener Porsche räumt die Spur nur im Schneckentempo, und der Fahrer eines SUV scheint komplett vor sich hin zu schlafen.
    »Scheißpromis«, flucht Bastian und stellt wütend auch noch das Martinshorn an. »Der Typ wird ja hoffentlich nicht blind und taub gleichzeitig sein.« Als auch der SUV zur Seite gefahren ist, fegt der Hauptkommissar mit Vollgas an den restlichen Wartenden vorbei und direkt auf die letzte Schranke kurz vor der Auffahrt zum Shuttle zu. Aus dem offenen Fenster macht er den überrascht aufsehenden Männern von der Abfertigung eindeutige Zeichen. Immer wieder lässt er seine flache Hand ruckartig nach oben schnellen. Im Näherkommen brüllt er ihnen zusätzlich entgegen. »Hoch das Ding, verdammt nochmal.«
    Erschrocken kommen die Angestellten seiner Bitte nach.
    Bastian brettert bis kurz vor die Auffahrtsrampe und

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