Männer schweigen: Ein Sylt-Krimi
schnell noch die anderen Räume?«
Als nach wenigen Sekunden die Meldung »Schlafzimmer und Bad sind auch sauber« kommt, hebt Hübner ironisch den Daumen.
Bastian Kreuzer entschließt sich, die Geste zu ignorieren, obwohl es ihm schwerfällt. »Sven, du kannst Silja jetzt reinholen«, ist zunächst alles, was er sagt.
Nachdem die drei Kommissare ihre Waffen zurück in die Holster gesteckt haben, bauen sie sich im Halbkreis um Fred Hübner und das zerschlissene Sofa auf.
»So, jetzt zu Ihnen. Was soll das Ganze?«, schnauzt Bastian. Er wirkt durchaus so, als würde er Hübner am liebsten an den Kragen gehen.
Doch der Journalist lässt sich nicht einschüchtern.
»Das Gleiche könnte ich Sie auch fragen. Was soll das Ganze?«
»Wen haben Sie erwartet?«, setzt Bastian nach, ohne auf die Gegenfrage zu reagieren.
»Woher wollen Sie wissen, dass ich überhaupt jemanden erwartet habe?«
»Sie haben den Türöffner betätigt, ohne sich zu erkundigen, wer unten steht.«
»Stimmt. Ich dachte, Behrmann kommt zurück.«
»Er war hier?«
»Ja klar. Ist doch seine Wohnung.«
»Ich denke, Sie haben die Schlüssel.«
»Erst seit ein paar Minuten. Behrmann hofft, dass ich mich in seiner Wohnung häuslich einrichte, aber irgendwie sagen mir die Möbel nicht zu.« Fred Hübner wagt ein schiefes Lächeln.
»Das hier ist nicht lustig«, fährt Bastian Kreuzer ihn an. »Wir ermitteln in zwei Mordfällen, und wir haben gerade einen ernst zu nehmenden Hinweis auf diese Wohnung und ihren Eigentümer bekommen. Und jetzt liegst du hier rum und erzählst uns Märchen!«
Noch während Bastian redet, drängt sich Silja an ihm vorbei. Sie tritt nah an die Couch heran, stößt Fred Hübner zur Seite und lässt ihre Hand in der Spalte zwischen Sitzfläche und Lehne der Couch hin und her gleiten.
»Hey Chef, die Lady tut mir weh«, beschwert sich Hübner prompt, aber niemand achtet auf ihn.
»Schaut mal, was ich gefunden habe«, verkündet Silja mit einer Stimme, die Bastian noch sehr genau aus der Zeit ihrer Trennung kennt. Sie klingt, als könne man mit ihr Eiswürfel in allerfeinste Scheibchen schneiden. In der triumphierend erhobenen Hand hält die Kommissarin ein langes leuchtend rotes Frauenhaar. Während ziemlich schnell die kümmerliche Restfarbe aus dem ohnehin schon blassen Gesicht des Journalisten weicht, zieht Sven ein Papiertaschentuch aus der Jeans und nimmt damit das Haar aus Siljas Hand.
Bastian raunt ihr zu: »Wie bist du auf die Idee gekommen, ausgerechnet in dieser Ritze nachzusehen?«
Silja antwortet achselzuckend: »Frauen wissen eben genau, wo sich der Dreck fängt.«
Zu Bastians großer Verwunderung hören sich ihre Worte noch nicht mal ironisch an. Aber er hat jetzt keine Zeit, um lange darüber nachzudenken. Stattdessen knüpft er sich Fred Hübner vor.
»Eigentlich hätte ich mir ja schon heute Morgen denken können, dass du nicht ohne Grund in direkter Nachbarschaft einer Toten am Strand rumliegst. Die Frage nach deinem Alibi stellt sich also nicht mehr.« Dann räuspert er sich und fügt in offiziellem Tonfall an: »Herr Hübner, Sie sind verhaftet wegen Verdachts auf Mord in zwei Fällen.«
Dann zückt er sein Handy und fordert die Spurensicherung an. Obwohl es bereits später Nachmittag ist, gelingt es Bastian Kreuzer, die Kollegen vom Festland sofort in Bewegung zu setzen.
Fred lauscht dem Telefonat mit fassungslosem Blick und hebt schließlich in einer beschwichtigenden Geste beide Hände.
»Wenn ihr mir vielleicht eine Minute zuhören würdet, Leute, dann wäre das vermutlich für uns alle von Vorteil.«
Während Bastian energisch den Kopf schüttelt und Hübner schon abführen will, sagt Silja leise: »Lassen wir ihn doch einfach reden. Wir können ja nichts dabei verlieren. Und vielleicht ist hier tatsächlich irgendwas oberfaul.«
»Kluges Mädchen«, gibt Hübner zurück und fängt sich sofort einen warnenden Blick von Bastian ein.
»Du hast fünf Minuten«, erklärt der Hauptkommissar mit einer Geste auf seine Uhr, »keine Sekunde länger. Und wehe, du lieferst uns jetzt keine schlüssige Story.«
»Okay.« Fred Hübner macht eine kurze Pause. Die Kommissare können genau sehen, dass er Mühe hat, sich zu konzentrieren. Aber nach einigen Augenblicken erklärt er leise: »Ich will ein Buch über Behrmann schreiben, deshalb habe ich ihn kontaktiert. Ist erst wenige Tage her, vorher war ich ihm nur zwei- oder dreimal flüchtig begegnet. Glaube nicht, dass der Typ mich damals überhaupt
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