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Männer schweigen: Ein Sylt-Krimi

Männer schweigen: Ein Sylt-Krimi

Titel: Männer schweigen: Ein Sylt-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Ehley
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profitiert?«
    »So ist es. Ich will nicht behaupten, dass wir hier gar keine Probleme mehr haben, aber es ist im Vergleich zu früher doch erheblich besser geworden.« Kriminalkommissar Wolter stößt eine metallene Eingangstür auf und lässt Silja den Vortritt in ein karges Treppenhaus. »Was ist das eigentlich für ein Typ, zu dem wir unterwegs sind?«
    »Smentek Lavro ist Pole, er arbeitet offiziell bei einem Bremer Gebrauchtwagenhändler als Verkäufer, hat aber schon ein paar Vorstrafen kassiert. Kann durchaus sein, dass er weiterhin geklaute Autos nach Polen verschiebt. Jedenfalls ist in der letzten Nacht seine Schwester auf Sylt erwürgt worden. Und Smentek Lavro hatte nicht immer das beste Verhältnis zu ihr.«
    »Wäre es nicht besser gewesen, den Mann an seinem Arbeitsplatz abzupassen?«
    »Das können wir immer noch tun. Ich will erst mal sehen, ob er nicht vielleicht zu Hause ist. Außerdem würde ich gern mit dem einen oder anderen Nachbarn reden. Wir wissen nämlich nicht, wo sich die Ermordete in ihren letzten Lebenstagen aufgehalten hat. Eine wichtige Spur führt aufs Festland, wir haben in Niebüll ihren Koffer gefunden, immerhin das Einzige, was sie bei ihrer Flucht aus einer Ehe mitgenommen hat.«
    »Und ihr glaubt, sie ist hierhergefahren?«
    »Eher hierher als nach Polen. Denn dann hätte man sie wohl kaum ermordet am Sylter Strand gefunden. Und dieser Bruder in Bremen ist unseres Wissens der einzige Bezugspunkt, den Marga Mönchinger in ganz Norddeutschland hatte.« Vor Silja und dem Bremer Kollegen stoppt ein Fahrstuhl mit zerkratzter Stahltür. Knirschend gehen die Seitenteile auseinander. Silja runzelt die Stirn. »Der wirkt ja nicht gerade vertrauenerweckend.«
    »Aber wenn die Alternative das Steigen von zwölf Stockwerken ist, dann wird man bescheiden«, antwortet Hauke Wolter und entert die Kabine. »Außerdem sind die Treppenhäuser meist das Scheußlichste an diesen Wohnsilos. Gerade weil sie wenig genutzt werden, klumpt sich dort der Mist, im wörtlichen wie im übertragenen Sinn.«
    »Gibt’s bei Ihnen eigentlich einen großen Schwarzmarkt für geklaute Autos?«, will Silja wissen, während der Lift sich in Bewegung setzt.
    »Wo gibt’s den nicht?«
    »Und wohin müsste ich mich wenden, wenn ich an einem illegalen Kauf Interesse habe?«
    »Da sind Sie hier in Tenever nach wie vor nicht falsch. In Sebaldsbrueck könnten Sie es auch noch versuchen, da sitzt nicht nur Mercedes Benz, sondern es gibt auch massig dunkle Geschäfte.«
    »Haben Sie eine Waffe dabei?«, fragt Silja vorsichtshalber, als der Fahrstuhl anhält.
    »Ja, ist besser so«, antwortet Wolter und greift sich unter die Achsel.
    Der Flur, der sich vor den beiden Ermittlern öffnet, stinkt nach Schweiß und kaltem Tabak. Die einstmals hellgrünen Wände sind voller Graffiti und Schmutzspuren.
    »Hierhin ist offenbar nur eine ganz bestimmte Sorte Kreativer vorgedrungen«, murmelt Silja und geht suchend an den Klingelschildern entlang. Vor der vierten Wohnungstür bleibt sie stehen und wendet sich zu ihrem Kollegen um. »Fertig?«
    Hauke Wolter nickt, zieht seine Dienstwaffe und tritt einen Schritt zurück. Silja drückt fest auf den Klingelknopf. Eine Minute lang geschieht gar nichts. Silja klingelt ein weiteres Mal. Im Inneren der Wohnung fällt scheppernd etwas zu Boden, dann hört man schlurfende Schritte.
    »Joschi, bist du es?«, erkundigt sich eine Männerstimme hinter der Tür.
    Hauke Wolter gibt ein knurrendes Geräusch von sich, das alles bedeuten kann. Zur Not auch Zustimmung. Langsam schwingt die Wohnungstür auf und erlaubt den Ermittlern den Blick auf eine spießig eingerichtete Diele, in der ein schlanker gutaussehender Mann mit kräftigem roten Haar steht. Er ist barfuß und trägt einen etwas zerknitterten Nadelstreifenanzug über einem hellblauen Hemd, dessen Kragen bis zur Brust geöffnet ist.
    »Was zum Teufel …«, beginnt der Bewohner der Wohnung. Als er die Waffe in Hauke Wolters Hand erblickt, hebt er beschwichtigend beide Hände. »Hey, hey, hey, jetzt mal langsam. Ich habe nichts verbrochen.«
    »Das haben wir auch gar nicht behauptet.« Silja zückt ihren Kripoausweis und stellt sich vor. »Wir würden gern mit Ihnen reden, Herr Lavro. Es geht um Ihre Schwester Marga.«
    »Heilige Muttergottes. Was hat die Schlampe denn jetzt schon wieder angestellt?« Ohne Anzeichen von größerer Aufregung lässt Smentek Lavro seine Besucher eintreten und führt sie in einen aufgeräumten

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