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Männer schweigen: Ein Sylt-Krimi

Männer schweigen: Ein Sylt-Krimi

Titel: Männer schweigen: Ein Sylt-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Ehley
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Mönchinger hat es zwar noch nicht offiziell erfahren, aber die Beschreibung der Toten im Radio war eindeutig. Außerdem hat Christa sich das passende Ende für die Schwägerin ohnehin seit Tagen genauso vorgestellt. Das Beste an der ganzen Sache ist allerdings, dass ihr Bruder nun jenseits jeden Verdachts steht. Ein sichereres Alibi, als sich zur Tatzeit in Polizeigewahrsam zu befinden, lässt sich kaum denken. Christa rechnet zwar nicht damit, dass die Polizei Hubert sofort freilässt, aber sie weiß, dass sie ihre Ungestörtheit besser so lange nutzen sollte, wie es noch möglich ist.
    Energisch stößt sie die Tür zu Marga Mönchingers ganz privatem Reich auf.
    Früher hatte Christa selbst in diesem Raum ihr Nähzimmer, aber Marga hat gleich nach ihrem Einzug in das gemeinsame Haus ihre Ansprüche auf ein eigenes Zimmer angemeldet. Bald darauf flogen alle Möbel raus, und der Raum wurde neu eingerichtet. Helle Ikea-Schränke, ein dunkelrotes Sofa und ein ziemlich großer Flachbildfernseher wurden geliefert. Und wie es schien, füllte sich der Raum bald mit allerlei Krimskrams, der gern auch mal auf den niedrigen Schränken und dem Boden herumlag.
    Auch jetzt herrscht Unordnung. Christa muss sich ihren Weg zwischen Stapeln von Frauen- und Fernsehzeitschriften bahnen, um zu den Anrichten vorzudringen. Zunächst zieht sie die Schubladen zögerlich auf, durchsucht eine nach der anderen und schließt sie wieder, bevor sie die nächste öffnet. Doch bald überkommt Christa ein rauschhaftes Gefühl des Sieges über die verhasste Schwägerin. Sie hat es geschafft! Marga ist endgültig aus dem Rennen um die Gunst des Bruders ausgeschieden. Oder, um genau zu sein, sie ist verschieden und damit verschwunden, jetzt und in alle Ewigkeit, wie Christa Mönchinger sich triumphierend immer wieder sagt. Der Rausch steigert sich zur Extase. Christa fühlt sich gut, sie fühlt sich in einer Weise euphorisch, wie sie es seit langem nicht mehr erlebt hat. Vielleicht sogar noch nie. Mit Wollust zieht sie jetzt alle Schubladen gleichzeitig auf, auch die, die sie bereits durchsucht hat, sie greift mit beiden Händen hinein und wirft den Inhalt in hohem Bogen auf den Boden. Zunächst sind da nur weitere Zeitschriften, ein paar Taschenbücher und einige DVDs, doch bald stößt Christa auf anderes.
    Dessous tauchen auf. Sie sind weinrot, rosa und schwarz. Sie bestehen aus Gummi oder aus Spitze, und sie haben Löcher und Schlitze an Stellen, an denen anständige Unterwäsche eher doppelt gewebt zu sein hat. Ekel überfällt Christa Mönchinger wie ein plötzliches Fieber. Ekel und Hass, nicht nur auf die Schwägerin, sondern auch auf den Bruder, der offensichtlich Gefallen an solchen Schweinereien gefunden hat. Oder sollte er von Margas heimlichen Schätzen nichts gewusst haben? Hat Marga möglicherweise auch Hubert gegenüber die Rolle der anständigen Ehefrau gespielt und vielleicht anderswo ihr lasterhaftes Vor-Ehe-Leben weitergeführt?
    Vor Schreck über diesen Gedanken bleibt Christa fast die Luft weg. So weit hat sie bisher selbst in ihren bösesten Phantasien nicht gedacht. Aber könnte das nicht manches erklären? Hektisch verlässt sie das Zimmer der Schwägerin und läuft hinüber in ihren eigenen Schlafraum. Der ist spartanisch eingerichtet, ein Bett, ein Kleiderschrank, ein Nachttisch und ein kleiner Spiegel an der Wand, mehr braucht eine anständige Frau nach Christas Meinung nicht. Allerdings hat sie die Woche, in der Hubert und Marga vor zwei Jahren ihre Hochzeitsreise gemacht haben, genutzt, um unten im Kleiderschrank einen kleinen Safe anbringen zu lassen. Dort bewahrt Christa seitdem den Schmuck ihrer Mutter auf. Es ist nicht viel und wahrscheinlich auch nichts besonders Kostbares. Aber der Gedanke daran, vielleicht eines Tages die alte Perlenkette, die schmale Weißgolduhr oder den Granatarmreif an dem verhassten Körper der rothaarigen Schlampe zu sehen, die so heimtückisch das Herz ihres Bruders gestohlen hat, trieb Christa Mönchinger zum Handeln. Seit dieser Reise ist der Schmuck im Safe verschlossen, und Christa trägt ihn selbst nur heimlich, nämlich dann, wenn sie genau weiß, dass weder Hubert noch Marga sie mit dem Geschmeide zu Gesicht bekommen werden. Nur keine schlafenden Hunde wecken und den Bruder auf leichtsinnige Gedanken bringen, ist seit zwei Jahren ihre Devise.
    Doch als Christa jetzt die Zahlenkombination in den Safe eingibt, geht es ihr nicht um den Familienschmuck, sondern um etwas anderes, das

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