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Maenner und andere Katastrophen - Roman

Maenner und andere Katastrophen - Roman

Titel: Maenner und andere Katastrophen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Gier
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Artischockenhappen auf einmal in den Mund und vergaß zu kauen.
    »Gern«, antwortete der Mann, der Kevin Costner ähnlich sah. »Wie sehen Shrimps aus?«
    »Das sind die kleinen Krummen, die sich mit den Mandarinen in der Majonnaise verstecken«, erklärte Katja.
    Der Mann musterte sie freundlich interessiert. »Tatsächlich?«, fragte er. »Wo denn?«
    Katja warf mir ein vielsagendes Lächeln zu, bevor sie sich mit Kevin Costner auf eine ausführliche Unterhaltung einließ. Ich lächelte zurück, was mir aber mit vollem Mund nicht so recht gelingen wollte. Dezent versuchte ich, die Artischockenhappen aus dem Mund wieder auf meinen Teller zu würgen, als ich Mo mit einem älteren Mann auf mich zukommen sah. Er sah so seriös aus, dass ich es nicht wagte, das Gemüse auszuspucken.
    »Und das ist sie«, sagte Mo und zeigte mit dem Finger auf mich. »Meine Schwester Judith Raabe, und das ist Herr von Radebrecht.«
    Herr von Radebrecht hatte vornehme graue Schläfen und trug eine schicke Brille. Auch sein Anzug war tadellos. Ich war sicher, dass er es für ungezogen gehalten hätte, wenn ich mit vollem Mund sprach.
    »Hmhm«, machte ich also höflich und bemühte mich, die Artischockenhappen an meinem Gaumen plattzudrücken.
    Mo sah mich leicht verärgert an. »Herr von Radebrecht ist der Galerist, der ein paar von deinen Marionetten gekauft hat.«
    »Und verkauft!« Herr von Radebrecht ergriff meine Hand und schüttelte sie. »Es freut mich, Sie persönlich kennen zu lernen.«
    Ich schluckte die Artischocken mit einem einzigen Kraftakt hinunter.
    »Hmpff«, sagte ich erfreut.
    »Ihre Marionetten sind wundervoll, kritisch, kraftvoll, komisch und doch gleichzeitig naiv«, sagte der Galerist, »die Leute sind begeistert.«
    Mein Mund war nun wieder frei.
    »Wirklich?«, rief ich entzückt. »Wissen Sie, ich habe eine ganze Menge geba ...«
    Ich verstummte, weil Mo mich feste in die Seite gestoßen hatte.
    »Sie hat eine ganze Menge Zeit gebraucht, meint sie«, sagte er zu Herrn von Radebrecht. »Daher sollten wir bei den nächsten Kunstwerken noch einmal über den Kaufpreis nachdenken.«
    Herr von Radebrecht nickte. »Selbstverständlich«, sagte er. »Tatsache ist, dass meine Kunden sowieso nichts erwerben möchten, was unter tausend Mark kostet. Wenn die anderen Marionetten genauso gut sind, wie die, die ich bereits verkauft habe, sehe ich da kein Problem.«
    »Die anderen sind noch viel besser«, sagte ich im Brustton der Überzeugung. »Möchten Sie sie sehen?«
    »Sehr gern«, antwortete Herr von Radebrecht. »Wäre Ihnen morgen Nachmittag in der Galerie recht?«
    »Das ist in Ordnung«, sagte Mo an meiner Stelle.
    »Wunderbar, dann sehen wir uns morgen. Sagen Sie Ihrer Schwester, das war eine ganz exzellente Modenschau«, sagte Herr von Radebrecht warm. »Sie scheinen eine besonders kreative Familie zu sein.«
    Als er sich verabschiedet hatte, blieb ich ganz benommen zurück.
    »Ha!«, schrie Mo neben mir und rieb sich die Hände. »Ha! Ha!«
    »Ich wünschte, wenigstens du würdest einen klaren Kopf behalten«, sagte ich anklagend.
    »Was denkst du denn, du Schaf!«, rief Mo. »Wenn ich nicht den Kopf behalten würde, könnten wir die ganze Sache vergessen. Weißt du überhaupt, was das bedeutet?«
    »Nein«, gab ich zu.
    »Du bist jetzt eine Geschäftsfrau«, sagte Mo. »Du musst ein Image aufbauen, zähe Verhandlungen mit den Galeristen führen, um Preise feilschen, die Materialien günstig erwerben, ein Gewerbe anmelden, deine Einkünfte versteuern, mit den Behörden verhandeln, dich kranken- und sozialversichern ...«
    »Eigentlich will ich aber bloß meine Puppen basteln«, unterbrach ich ihn ängstlich.
    »Also gut«, sagte Mo sofort. »Damit habe ich natürlich gerechnet. Ich meine, wozu hast du denn einen Bruder? Ich werde dein Manager und stelle dir das gesamte Material. Außerdem sorge ich dafür, dass dir die Körper und die Fadenkreuze geliefert werden. Dafür bekommst du von mir pro Puppe einen bestimmten Betrag als Lohn, da werden wir uns sicher einig, und du garantierst mir die Herstellung von, sagen wir, fünf Puppen im Monat. Bei Auftragsanfertigungen berechnen wir dem Galeristen entsprechend mehr, also kannst du dich, falls du dich bei der fünfhundertsten Ausführung von Hotzenplotz langweilst, durch das Mehrgeld motivieren ...«
    Meine Gedanken schweiften ab. Das klang alles zu schön, um wahr zu sein. Dennoch spürte ich das Glück in mir hochkribbeln wie Champagner.
    An einem Tag wie heute war

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