Männer unerwünscht (German Edition)
allem wegen der Kühlung, die im Liegen besser zu bewerkstelligen war. Ich schüttete Eiswürfel in einen Leinenbeutel und schob ihn unter Angelos Haupt.
„Eigentlich bin ich gekommen, um dich abzuholen“, kam Holger auf den Anlass seines Besuchs zu sprechen. Er wandte s ich an Angelo. „Kannst du deine Krankenschwester ein paar Stunden entbehren?“
„Ungern“, gab dieser zurück und zwinkerte dem Doc vielsagend zu. Der grinste wissend. Männer unter sich. Blöde.
„Wozu willst du mich abholen?“ Wurde ich vielleicht auch mal gefragt, oder machten das die Herren unter sich aus?
„Überraschung!“ , rief Holger. „Zieh dir alte Sachen an.“
„Muss ich mir immer alte Klamotten anziehen, wenn ich mit dir unterwegs bin?“ , nörgelte ich.
„Ja. Es sei denn, wir besuchen einen Reiterball.“
Ich machte eine grauenvolle Grimasse in Gedenken an die gestrige Veranstaltung. Meinen Faulenz-Plan würde ich später in die Tat umsetzen, und so zog ich meine älteste Jeans und ein ausgeblichenes Sweatshirt an. Draußen war es frisch und es sah nach Regen aus.
Holger wendete den Wagen, trat das Gaspedal durch und Kuhstedt flog an mir vorbei. Es dauerte gar nicht lange, da hatten wir das Ziel erreicht: Das Hexenhäuschen im Wald.
Es hatte sich verändert. Das Fachwerkgerippe war teilweise mit roten Ziegelsteinen ausgefüllt. Die Dachsparren und L atten schienen auf den Dachdecker zu warten.
Ein Häuschen zum Verlieben und sich drin wohlfühlen. Hier würde ich gerne wohnen. Ob der Hau s herr was dagegen hätte? Was für schwachsinnige Gedanken spukten da durch meinen Kopf?! Gut, dass der Doc keine telepathischen Fähigkeiten hatte.
„Damit das Haus bald fertig wird, muss noch einiges getan werden. Und deshalb dachte ich bei mir: Lad doch die Doris zum Steine abklopfen ein! Brauchst du ne Schürze? Du kannst dich dort drüben auf die Bierkiste setzen. Der Steinhaufen ist gleich daneben.“
„Besten Dank für die tolle Einladung! Eigentlich ist mir heute gar nicht nach Aktivitäten zu Mute. Ich hätte viel lieber gefaulenzt und gelesen“, warf ich ein. Der Kerl war kackfrech. Spannte mich ungefragt für seine Belange ein.
„Unsinn. Du wirst sehen, es wird dir einen Heidenspaß machen.“ Er tätschel te mir aufmunternd die Schulter und überreichte mir Hammer und Meißel. Als ich an meinem Arbeitsplatz angekommen war, warf er mir ein Paar Arbeitshandschuhe zu.
„Ich bin überhaupt nicht ha ndwerklich begabt“, gab ich zu b edenken.
„Macht nichts. Dafür braucht man keine Begabung. Das kann jeder Trottel“, rief er fröhlich.
Egal , ich war nun mal hier, und vielleicht wurde es ja tatsächlich ganz lustig. Sorgfältig hämmer te ich von jedem Ziegelstein den alten Mörtel ab. Nach einer halben Stunde ging mir die stupide Tätigkeit flüssig von der Hand. Holger lobte mich überschwänglich vom obersten Dachsparren aus, wo er fleißig werkel te.
Wir verlebten einen arbeitsamen Nachmittag, jeder in seine Aufgabe vertieft. Am Abend sah ich aus wie ein Schwein. Staub, Erde und kleine Steinchen klebten an meiner Kleidung und in meinem Haar, auße r dem juckte mir die Haut. Zu Hause würde meine erste Anlaufstelle die Dusche sein.
Ich hatte eine Menge Steine ges äubert und ordentlich aufgestapelt. Stolz schaute ich auf mein Werk.
„Du hast ordentlich was geschafft“, stellte Holger fest. „Viel mehr als die Schwestern.“
„Welche Schwestern?“ , fragte ich.
„Na die Krankenschwestern. Da waren schon einige hier und haben Steine geklopft. Aber keine war so fix wie du.“
Ich war also weder die erste noch die einzige Frau, die Holger zum Arbeiten hierher lotste. Und ich hatte mir insgeheim schon etwas darauf eingebildet, beim Bau seines Hauses mit anpacken zu dürfen. Mit einem Schlag war meine gute Laune dahin. Warum? Weil ich eine von vielen in Holgers Sammlung war, und diese Rolle lag mir nicht. Dorissack
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