Männer unerwünscht (German Edition)
wants to be the one and only.
Dunkle Regenwolken bedeckten den Himmel, und der Wind blies kalt. Fröstelnd zog ich die Schu l tern hoch und ließ das Werkzeug fallen.
„Fährst du mich jetzt nach Hause? Es fängt gleich an zu regnen“, rief ich dem auf dem Dach Heru m turnenden zu.
„Okay, wie du willst. Ich mache gleich morgen früh weiter. Zum Glück hab ich dieses Wochenende frei, da kann ich viel schaffen.“ Er kletterte hinab, klopfte sich kurz die Hose ab und stieg ins Auto. Ich setzte mich daneben. Wollte nach Hause und meine Ruhe haben.
Auf der Rückfahrt redete Holger in einem fort. Ich saß schweigend daneben und reagierte auf keinen seiner Scherze. Dorissack, du bist blödblödblödblödblöd! Was zum Teufel hatte ich mir bloß von der B e kanntschaft zum Doc versprochen?
Ich starrte aus dem Fenster, an das die ersten dicken Regentropfen klatschten. Meine Stimmung fiel ins Bodenlose.
Daheim stieg ich wortlos aus. Holger sah mir mit gerunzelter Stirn nach. Ja, ja, die launischen Frauen und das heulende Elend. Diese nicht weiter ernstzunehmende Thematik war ihm aus der Wochenbettabteilung des Krankenhauses bestens bekannt. Hatte was mit den weiblichen Hormonen zu tun. – Holger ließ nicht erkennen, was er wirklich von mir dachte.
Angelo lag da, wo ich ihn zurückgelassen hatte, und schlief. Ich zog den durchnässten Leinenbeutel unter seinem Kopf heraus, füllte einen neuen mit Eiswürfeln und platzierte ihn auf die Beule. Obwohl es erst neun Uhr war, ging ich zu Bett und fiel bald in einen unruhigen Schlaf, der von grässlichen Alpträumen durchsetzt war.
Als ich am nächsten Morgen erwachte, hatte ich immer noch schlechte Laune. Einer von Herthas Sprüchen fiel mir ein: „Frische Luft ist ein Allheilmittel“. Ob der auch auf mich anwendbar war?
Ich zog mich an und schaute ins Zimmer meines Patienten. Der schlief immer noch. Oder schon wieder. Ich erneuerte den Eisbeutel und bemerkte, dass die Beule schon deutlich kleiner geworden war. Leise stellte ich ihm ein Frühstück, bestehend aus den re stlichen Tombola-Scheiben, Corn flakes und mäßig-frischen Aufbackbrötchen vors Bett. So, der war versorgt.
Ich ließ Derrick nach draußen und stellte ihm Trockenfutter hin. Butschi bekam frisches Wasser und Jod-S-11-Körnchen. Dann verließ ich das Haus. Kalte Luft und ein leichter Nieselregen schlugen mir entg e gen. Ich zog meine dünne Regenjacke bis zum Kinn zu und tappte über den aufgeweichten Boden.
Ziellos wanderte ich durch den Regen, während ich mich verzweifelt bemühte, meinen depressiven Anflug in den Griff zu bekommen. Meine Füße bestimmten selbständig, wohin mich mein Weg führte und so war ich überrascht, als ich schließlich vor dem kleinen Gemischtwarenladen stand. Leider hatten meine F ü ße nicht bedacht, dass Sonntag war und sonntags alle Geschäfte geschlossen hatten.
Alle anderen Geschäfte – aber dieses nicht. Annemarie Schulz entdeckte mich, wie ich durchnässt und übellaunig vor der Schaufensterscheibe herumlungerte, und winkte mir zu. Schon öffnete sich die Bi m meltür, und sie bat mich hinein.
„Sie sind ja völlig durchnässt“, stellte sie fest und servierte statt Erfrischungsgetränk wärmenden Tee. Ich zog meine Jacke und die dreckigen Schuhe aus, und setzte mich dicht vor den Kanonenofen, der leise vor sich hin knisterte.
„Warum machen Sie sich sonntags im Laden zu schaffen?“ , wollte ich wissen.
„Mir ist’s egal, welcher Wochentag ist. Außerdem kommen sonntags hin und wieder Kunden, weil sie ja sonst nirgends was kaufen können.“ Sie stellte mir einen Teller mit Plätzchen vor die Nase.
Ich räusperte mich. „Verstehen Sie mich nicht falsch“, begann ich vorsichtig, „aber ... was von Ihrem ... ähem ... Sortiment kaufen besagte Kunden denn?“
Annemarie Schulz lachte. „Sie meinen, mein Warenangebot ist nicht gerade typisch für ein floriere n des Geschäft, nicht wahr? Nun, mein Laden floriert auch nicht, ich betreibe ihn bloß aus Spaß. Ich verkaufe Dinge, von denen ich sicher bin, dass
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