Männer unerwünscht (German Edition)
irgendjemand sie irgendwann mal braucht. Heftpflaster zum Beispiel, Nähgarn oder Nylonstrumpfhosen. Diese Dinge sind ewig haltbar. Lebensmittel biete ich nur ungern an, sie verderben schnell. Deshalb hab ich nur wenig Essbares in den Regalen.“
„Müssen Sie nicht von Ihren Einkünften leben?“ , hakte ich nach.
„Oh nein. Ich lebe von meiner bescheidenen Rente und hab alles, was ich brauche. Dieses kleine, alte Haus gehört mir, damit besitze ich mehr als viele andere Menschen auf dieser Welt. Außerdem bin ich immer auf dem neusten Stand, was Neuigkeiten angeht.“
„Wie kamen Sie eigentlich auf die Idee, den Laden zu eröffnen?“
„Den habe ich nicht eröffnet, der existiert schon seit über sechzig Jahren. Als ich meinen Mann ve r ließ, nahm ich hier einen Job als Verkäuferin an. Damals gab es im Laden alles für den täglichen Bedarf und draußen in der Scheune haben wir Futtermittel verkauft. Wir hatten gut zu tun. Später starb der La deninh a ber und hinterließ mir das Haus. Er hatte keine Angehörigen, denen er mit dem Erbe eine Freude hätte m a chen können.“
Ich schwieg.
„Haben Sie einen Freund?“ , fragte mich die alte Dame unvermittelt.
„Ich, äh, nein, nicht direkt“, stotterte ich und wurde auch noch rot. Wie kindisch.
„Raus mit der Sprache! Die Männer laufen Ihnen bestimmt scharenweise hinterher, so hübsch wie Sie sind. Soll ich Ihnen was sagen? Ich hatte früher mal drei Freunde gleichzeitig.“
„Drei? Wie, so richtig ?“ Ich war baff.
„Nachdem ich der Ehe entflohen war, habe ich mein Leben genossen. Erst lief mir Gustav über den Weg. Er war einsam und besaß diesen Laden. Gustav war lieb und nett, zu nett für mich, denn ich hungerte nach Leidenschaft und prickelndem Abenteuer. Das fand ich kurzfristig bei Friedrich und längerfristig bei Hermann.“ Sie zwinkerte mir verschmitzt lächelnd zu.
„Haben Sie mit letzteren noch Kontakt?“
„Mit Hermann, dem längerfristigen. Er kommt manchmal vorbei; hin und wieder verbringen wir ein Wochenende zusammen. Es ist etwas schwierig, weil er verheiratet ist.“
Ich traute meinen Ohren kaum. Eine Welle der Sympathie zu der betagten Frau schwappte über mich.
„So, und nun sind Sie dran!“ , erklärte sie und rieb sich die Hände. „Sie sind jung, da ist das Liebe s leben viel spannender und abwechslungsreicher.“
Ich schluckte. Mein eigenes „Liebesleben“ kam mir harmlos vor gegen das der um fünfzig Jahre älteren Annemarie Schulz. Merkwürdigerweise hatte ich keine Scheu, ihr sehr persönliche Dinge anzuve r trauen. So berichtete ich von meinem Dasein, bevor ich zu meinen Schwestern zog, und meinem derzeitigen Lebenswandel.
Sie wollte sich ausschütten vor Lachen, als ich ihr beschrieb, wie Björn in meinem Bett gelegen hatte und meine Schwestern hereingeplatzt waren. Glucksend kriegte sie sich wieder ein, als die Türglocke kli n gelte. Ich spähte neugierig durch den Vorhang spalt , während Frau Schulz sich um den Kunden bemühte. Es handelte sich um einen Landwirt mittleren Alters, der dringend einen Satz Hosenträger benötigte, weil ihm seine soeben um die Ohren geflogen waren und die Beinkleider nun ins Rutschen kamen.
Zielstrebig schlurfte die Inhaberin auf eine der vielen kleinen Schubladen zu und öffnete sie. Schon beförderte sie ein Paar derbe, braune Hosenträger zutage und half dem Kunden bei der Montage. Offe n sichtlich zufrieden mit der Ware und dem Service bezahlte der Bauer den stolzen Preis von 30 Euro für ein Paar Hosenträger.
Damit war das Geschäftliche erledigt, nun ging’s ans Dorfgeschehen. Laut Aussage des Landwirts hatte sich ein Mann namens Manfred Murks (weiß der Geier, um wen es sich da handelte) am frühen Mo r gen den Fuß gebrochen, als er unglücklich von der Leiter fiel, die er zum Reinigen der Regenrinne an die Hauswand gelehnt hatte. Und nun die heißeste Story: Die jüngste Tochter der Meierherms (auch in diesem Fall: Keine Ahnung wer das war) war im Begriff, Schande über die
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