Männer unerwünscht (German Edition)
Prompt machte man den Schuldigen an meinem Gesundheitszustand aus: Angelo! Ich hielt die drei Besorgten mit Diskussionen und Pflegeaktivitäten auf Trab bis ich sicher sein konnte, dass sie heute Abend nichts mehr unternehmen würden. Keine Ärztin und keinen Rausschmiss.
Um dreiundzwanzig Uhr waren nämlich alle so erschlagen, dass sie nur noch ins Bett wollten. Ob ich eine Nachtwache benötigte? Selbstlos stellte sich jede Schwester zur Verfügung.
Rita, die vor einer Stunde zurückgekehrt war und sich sogleich mit in die Krankenpflege gestürzt hatte, schlug vor, ihre Matratze rüber zu schleppen. Das war doch das Einfachste. Ihr war es egal, ob sie auf dem Fußboden in ihrer Stinkebude oder auf meinem übernachtete. Weil alle darauf drängten, willigte ich ein. Diente schließlich einer guten Sache.
Innerhalb einer Viertelstunde war Ruhe im Bau. Ich atmete auf. Nun musste ich nur noch die en t scheidende Wendung in die Wege leiten, dann hatte ich alles getan, um Steff und Angelo zu helfen.
Rita war rechtschaffen müde von der schweren Feldarbeit. Sie lag kaum, da schnarchte sie schon. Das war ja eine aufmerksame Nachtwache.
Ich konnte nicht einschlafen, so sehr ich mich auch bemühte.
Leise stand ich auf, kletterte über die zusammengerollte Rita und tappte rüber ins Wohnzimmer. Ich tastete mich durch den stockdunklen Raum zu Angelos Schlafstätte. Er atmete gleichmäßig. Ich rüttelte an seiner Schulter und er schreckte auf.
„Steff?“ , rief er. „Endlich! Ich hab gewusst, dass du ...“
„Pschscht!“ zischte ich. „Ich bin’s, Doris.“
Enttäuscht sank er zurück auf seine losen Kissen. „Was willst du?“ , maulte er. „Warum weckst du mich mitten in der Nacht? Ich bin gerade eingeschlafen. Weißt du, wie schwierig es ist einzuschlafen, wenn man den ganzen Tag untätig rumliegt?“
„Sei froh, dass du hier noch liegen darfst.“ In kurzen Sätzen informierte ich ihn über die sich dra s tisch zugespitzte Lage und die Folgen, wenn nicht bald etwas Entscheidendes geschah.
„Puh, da hast du mir aus der Patsche geholfen“, stellte er fest. „Was soll ich nur tun?“
„Keine Ahnung. Du hast noch ein paar Stunden Zeit, dir darüber Gedanken zu machen. Ab morgen früh kann ich für nichts mehr garantieren.“ Auf Zehenspitzen huschte ich zurück in mein Zimmer. Rita schnarchte und hatte mein Fehlen nicht bemerkt.
Als ich am nächsten Tag gegen Mittag aufstand (Urlaub ist was Feines), waren meine Schwestern längst an ihren jeweiligen Arbeitsstätten. Angelo schlief tief und fest auf seinem Lager. „Lass dir was einfa l len!“ , schrieb ich in großen Buchstaben auf einen Zettel und klebte ihn an die Küchentür.
Ich hatte mir gerade Schuhe und Jacke angezogen und war schon fast draußen, als das Telefon klingelte. Susi war dran. „Musst du heute gar nicht dienen?“ , begrüßte ich sie.
„Doch klar, was denkst du denn. Ich hab Mittackspause“, erwiderte sie, und ich musste grinsen. Die Ärmste! Um nichts in der Welt hätte ich mit ihr tauschen mögen. Ein Leben ohne Bruno war so herrlich und mir graute vor dem Ende meines Urlaubs. Nur nicht dran denken.
„Wir haben eine Neue“, platzte Susi heraus. „Sie heißt Elke und ist quasi vom ersten Tag an von Bruno zur Vorarbeiterin erkoren worden. Sehr zum Leidwesen von Gertrud. Vorgestern hat er ihr Mitarbeit e rin-des-Monats-Plakat von der Wand gerissen und jetzt hängt Elkes Bild da.“
„Warum hat er die denn eingestellt?“ Bruno würde sich niemals zusätzliche Personalkosten aufha l sen.
„Deshalb rufe ich an. Angeblich hat er sie als Urlaubsvertretung für dich angeheuert. Aber gestern war ich dabei, als Elke mit großem Tam-Tam ihren Arbeitsvertrag unterschrieben hat. Feste Kraft, vierzig Stunden, unbefristet.“
Plötzlich hatte ich einen dicken Klumpen im Hals. „Das bedeutet, er wird eine von uns demnächst entlassen.“
„Vermutlich“, stimmte mir Susi zu. „Moni wird bleiben,
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