Männer unerwünscht (German Edition)
giebig.
„Tja. Ähem“, begann er. „Hier liegt eine ...“, plötzlich bekam seine Stimme einen hochwichtigen Klang, „polyseptische Zystamie vor. Der Patient braucht Ruhe, Ruhe und nochmals Ruhe und darf sein Bett die nächsten Tage auf keinen Fall verlassen.“
Geschäftig klappte er seine Tasche zu. P lötzlich hatte er es sehr eilig. Er rief dem Kranken zu: „Gute Besserung! Halten S ie sich an meine Vorschriften!“, d ann verließ er im Laufschritt den Raum. Keine der Schwestern mochte sich ihm in den Weg stellen, um sich über Ursache, Verlauf und Heilungschancen dieser seltenen Krankheit zu informieren.
„... sein Bett die nächsten Tage auf keinen Fall verlassen“, hörte ich Bärbel stöhnen. Ich flitzte hinter dem Doc her und saß kaum im Wagen, da gab er schon Vollgas.
„Da hast du mir ja ne n schönen Schlamassel eingebrockt“, beschwerte er sich. „Der Typ ist kerng e sund. Polyseptische Zystamie, so einen Blödsinn gibt’s überhaupt nicht.“
„Du hast ein gutes Werk getan. Ich danke dir“, verkündete ich feierlich.
„Hoffentlich schlägt keine deiner Schwestern in einem medizinischen Handbuch nach.“
„Ach was“, beruhigte ich ihn. „Bestimmt klärt sich die Sache mit Steff bald. Dann ist Angelos wieder gesund.“
„Ihr seid mir so heilige Schwestern.“ Holger stöhnte.
„Ich habe mich niemals als heilig bezeichnet“, erwiderte ich pikiert.
„Dieser ganze Unfug vom Pfad der Tugend. Ich wette, jede von euch hat was auf dem Kerbholz.“
Ich beschloss, das Thema zu wechseln. „Wie geht’s deinem Flitzer?“ Der Wagen schepperte nicht mehr und war wieder sauber.
„Hab ihn mit dem Hammer ausgebeult und durch die Waschstraße gefahren. Sieht wieder ganz m a nierlich aus“, fand er.
Fand ich auch.
15
Rita war nur noch selten daheim. Tag für Tag erfand sie neue Gründe, weshalb sie unbedingt zu Ludolfs Öko-Hof musste. Abends kehrte sie mit rosigen Wangen und einem Korb voll gesunder Lebensmittel heim. Nach Uschi hatten jetzt auch Steff und Bärbel Wind von Ritas erster Liebe bekommen. Sie hatten ja Augen im Kopf.
Eines Tages stattete ich den beiden Verliebten einen Besuch ab. Sie waren gerade damit beschä f tigt, Unkraut zwischen den kleinen Weißkohlpflänzchen, die in ordentlichen Reihen auf einem Acker hinter Ludolfs Haus wuchsen, herauszuzupfen. Beide trugen wegen der gelegentlichen kräftigen Schauer gelbe Regenmäntel, aus denen nur ihre geröteten Gesichter herausschauten.
Ritas Hände starrten vor Dreck, sie trug Gummistiefel, die ihr ein paar Nummern zu groß waren und wirkte mega-happy. Keine Spur mehr von der alten Rita, die meistens schlecht gelaunt, unzufrieden und mundfaul gewesen war. Die Liebe, die Liebe – ich sag’s ja.
Ich lief zurück zu Ludolfs Haus und kochte Tee, während die beiden unermüdlich weiterzupften. In Ludolfs Küchenschrank fand ich eine Dose Kekse aus Bio-Getreide, packte sie zu der Thermoskanne in den handgeflochtenen Korb und kehrte zurück zum Kohlacker.
Rita richtete sich mit unterdrücktem Stöhnen auf und fasste sich ans Kreuz. Bestimmt tat ihr jeder Knochen weh nach der tagelangen Arbeit in gebückter Haltung. Ludolf massierte ihr mit geschickten Han d griffen den lädierten Rücken. Einfach so überm Regenmantel.
Wir setzten uns auf die windschiefe Bank unter einer dicken Eiche und machten Teepause. Dankbar schlürften die beiden Arbeitsamen das heiße Getränk und futterten die Kekse. Ich kriegte nur zwei Stück ab, aber das machte nichts. Ich weidete mich am Anblick der jungen Liebenden.
Mit einer zärtlichen Geste pflückte Ludolf meiner Schwester einen Kekskrümel vom Kinn. Sie erröt e te und warf mir einen scheuen Blick zu.
„Ich freue mich so für euch beide“, platzte es aus mir heraus.
Rita, die offiziell noch immer nichts über ihre Beziehung zu Ludolf verlauten ließ, wurde angesichts meiner Worte noch roter.
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