Männer unerwünscht (German Edition)
nervös auf und ab und flatterte, als mache er Flugübungen. Das ging eine halbe Stunde so, dann ließen ihn sein bohrender Hunger und die brennende Sehnsucht nach den eigenen vier Wänden schließlich den ganzen Mut zusammennehmen und er segelte auf den Käfig zu. Bärbel stieß einen gedämp f ten Jubelruf aus, als Butschi am Käfigeingang landete. Nur noch ein Hopps und er wäre drin. Dann würde er picken, und sie konnte das Türchen schließen.
Doch wir hatten die Rechnung ohne den Kommissar gemacht. Der hatte sein Opfer nämlich bew e gungslos beschattet und geduldig auf den geeigneten Moment des Eingreifens gewartet. Er stürzte auf se i nen Feind zu, so schnell seine kurzen Beine und der dicke Bauch zuließen , und holte mit aller Brutalität zum Schlag aus .
„Butschiiiii!“ , schrie Bärbel gellend. Sie sprang auf, um ihrem Liebling zu Hilfe zu eilen, doch im gle i chen Moment langte Derrick mit der Pranke zu. Uschi schlug sich die Hände vors Gesicht und ich saß wie festgenagelt da.
Butschi bemerkte den herannahenden Allesfresser erst, als es zu spät war. Er flatterte ein paar Ze n timeter gen Himmel, doch die fiesen Krallen sausten erbarmungslos auf ihn nieder. Trotz der ausweglosen Situation flatterte er nochmals.
Das machte Derrick erst richtig wütend. Er fauchte, öffnete seinen Schlund mit den spitzen Zähnen – und biss zu. Aber er biss ins Leere, denn Butschi hatte sich zur Seite geworfen, und hackte, als er Auge in Auge mit dem schwarzweißen Monster war, diesem mit dem gebogenen Schnabel in dessen empfindliche Nase. Schon im nächsten Augenblick war er entkommen und flatterte kreischend durch die Lüfte.
Bärbel stieß einen lang anhaltenden, ohrenbetäubenden Schrei aus. Wäre sie nicht so tierlieb, dann hätte sie Derrick, an dessen Krallen unzählige graue Federn hingen, erwürgt. Der Kater blutete an der Nase, wurde von Uschi ins Haus gejagt und zur Strafe in die Besenkammer gesperrt.
Nun war guter Rat teuer. Nochmal würde uns Butschi die Nummer mit dem Futter nicht abkaufen. Er saß zitternd in den Zweigen einer großen Buche. Unsere Aufmerksamkeit wurde kurzzeitig von ihm abg e lenkt, als sich die Haustür öffnete. Steff und Angelo erschienen – Hand in Hand! Ich wäre den beiden am liebsten vor Begeisterung um den Hals gefallen, doch die ungläubigen Gesichter meiner beiden Schwestern verboten es mir. Und die durch Butschis Beinah-Tod ohnehin angespannte Atmosphäre.
„Was ist passiert? Warum hast du geschrien ? “ , fragte Steff die leichenblasse Bärbel. Diese wurde einer Antwort entbunden, denn ein Fahrzeug hoppelte über unsere Auffahrt: Ludolfs alter Renault-Lieferwagen. Die Ereignisse überschlugen sich.
Butschis überstrapazierte Nerven hielten diesem unbekannten Motorenlärm nicht Stand und vera n lassten ihn wiederum zu r Flucht, und zwar auf das Hausdach. Rita und Ludolf kletterten aus dem Auto, sie hatten gesunde Lebensmittel dabei. Steff und Angelo hielten sich an den Händen und blickten sich verliebt in die Augen. Uschi und Bärbel sahen hoch zu Butschi, der verhalten „Bäbä!“ krächzte.
Bärbel klärte die Neuankömmlinge stockend und schluchzend über die einzelnen von Butschi ang e flogenen Stationen und unsere gescheiterten Einfangversuche auf. Ludolf hörte ihr schweigend mit ernster Miene zu. Nun wandte auch Angelo seinen Blick dem Vogel zu.
„Auf dem Dach wird er leichter zu fangen sein als im Baum“, meinte Ludolf. „Jemand muss mit dem Käfig in der Hand raufklettern.“
„Das kann ich nicht, da fall ich runter“, jammerte Bärbel. Ich lehnte sofort aus dem gleichen Grund ab.
„Ich bin nicht schwindelfrei“, erklärte Uschi.
Steff schüttelte ebenfalls den Kopf. Rita und Ludolf sagten nichts und sahen bedauernd auf ihre braunen Gesundheitslatschen.
„Ich mach das. Ich fang ihn ein“, verkündete Angelo. Alle Köpfe flogen erstaunt herum. Bärbel und Uschi starrten ihn aus zusammengekniffenen Augen an.
„Du?“ , spie Bärbel. „Butschi wird das Weite suchen, wenn er dich aus zehn Metern Entfernung
Weitere Kostenlose Bücher