Männer unerwünscht (German Edition)
spielen wir eben Bauernskat“, schlug Angelo vor.
„Okay, wenn ich mal einen Abend Zeit habe, melde ich mich bei dir“, versprach Ludolf.
Kaum hörten wir den alten Renault durchstarten, wetterte die Hausherrin los.
„So was Dreistes hab ich noch nicht erlebt! Vor ein paar Stunden lag er noch sterbenskrank auf dem Fußboden und jetzt tönt er hier rum, als wär er der Boss im Haus. In unserer Frauen-WG, wo Männer abs o lut unerwünscht sind! Angelo Paulo...“ Ihr Gesicht war vor Zorn rot angelaufen.
„Paoblo“, verbesserte Angelo sie freundlich und keineswegs eingeschüchtert. Der Mann hatte Ne r ven!
Uschi sprang auf, die Tasse fiel auf den Boden, blieb aber wundersamerweise heil. „Ich krieg ne n Aaaaanfaaaallll!“ , schrie sie und hielt sich bebend an der Tischkante fest. Ich hatte sie noch nie so außer sich erlebt.
„Du packst sofort deine elenden Klamotten und verschwindest! Raus mit dir, du schmarotzender Lump!“
Angelo rührte sich nicht, sondern sah sie treuherzig an. Steff saß mit gesenktem Kopf neben ihm und hoffte wie ich auf ein gutes Ende dieses Dramas. Rita enthielt sich eines Kommentars. Ich glaube, sie fand Angelo nicht mehr so unsympathisch, weil er sich mit ihrem Ludolf so gut verstand.
Bärbel stürzte angesichts des Tumults in die Küche. Sie schlug eine sofortige Krisensitzung vor , drückte Uschi sanft zurück auf den Küchenstuhl und hob die Tasse auf.
Das kann ja eine lange Nacht werden, dachte ich verstohlen gähnend gegen zwei Uhr, als noch immer kein abschließendes Resultat vorlag .
Weitere drei Stunden später gelangten wir zu folgendem Konsens: Angelo bekam eine Gnadenfrist von zwei Tagen, nämlich dieses Wochenende, um sich eine Bleibe zu suchen. Das hatte er sich durch seine selbstlose Vogelrettungs-Aktion verdient, denn dadurch hatte er bei Bärbel etwas bessere Karten.
Als ich gegen Mittag aufstand, begegnete ich einem hyperaktiven Angelo. Er hatte die Vormittag s stunden genutzt, um eine Klingel an der Haustür zu installieren (wo hatte er die denn aufgetrieben?), Mitta g essen zu kochen und sein ehemaliges Krankenzimmer auf Vordermann zu bringen. Von Bemühungen um eine neue Bleibe erwähnte er nichts. Ich sparte nicht mit Lob angesichts seiner beachtlichen Leistungen.
Von meinen Schwestern fehlte jede Spur.
„Rita hat sich nach dem Frühstück auf den Weg zu Ludolf gemacht. Sie hilft ihm, einen Acker zu bearbeiten. Bärbel hat einen Anruf bekommen und war anschließend total aufgelöst. Keine Ahnung, was der Anlass war, jedenfalls war sie so aufgeregt, dass sie sich nicht mehr zutraute, selbst das Auto zu fahren, deshalb fährt Uschi“, berichtete Angelo.
„Wohin sind sie denn gefahren?“ , wollte ich wissen, währen ich mir die Lasagne schmecken ließ. Was für ein angenehmer Service: Gleich nach dem Aufstehen eine warme Mahlzeit.
„Ich glaube, das hat mit einem Victor zu tun.“
„Victor?“ , rätselte ich. „Victoria?!“
„ Möglich “, meinte Angelo.
„Und wo ist Steff?“
„Macht ne Spritztour mit meinem Motorrad.“
„Kann sie das denn?“ , fragte ich erstaunt.
„Klar“, antwortete Angelo leichthin, während er den Elektroherd von der Wand rückte und dessen Rückseite in Augenschein nahm.
„ Warum machst du das ?“ , wollte ich wissen und wischte mir die Tomatensoße vom Kinn.
„Eine Herdplatte haut nicht hin. Jetzt, wo ich das Essen nicht mehr warmhalten muss, kann ich sie endlich reparieren.“ Sogleich machte er sich mit einem Schraubendreher ans Werk. Ein Mann der Tat!
Der Himmel war bleigrau, dicke Tropfen klatschten an die Scheibe. Ich beschloss, die Ruhe im Haus für ein weiteres kleines Nickerchen zu nutzen. Gerade als ich mich hingelegt hatte, hörte ich das Auspuf f knattern von Angelos Motorrad. Nun würde der die Reparatur des Herdes vermutlich erst mal auf Eis legen
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