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Männer unerwünscht (German Edition)

Männer unerwünscht (German Edition)

Titel: Männer unerwünscht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Köster
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mehr!“ An der Wand lehnend und Däumchen drehend ließ er mich nicht aus den Augen. Entweder ich ging auf sein Angebot ein, oder ... Dieser Mann war knallhart.
    Der Rest der Familie bestand aus seiner verhärmt wirkenden Frau, die gebannt auf die Silberrie m chen starrte. Wahrscheinlich Liebe auf den ersten Blick. Auf dem Fußboden saßen zwei Kleinkinder, die drei älteren Geschwister spielten kreischend Fangen rund um meine polierten Glasregale. Zwei jugendliche F a milienmitglieder zogen gelangweilt hier und da einzelne Schuhe aus den Regalen und stellten sie an einem anderen Platz wie der ab. Ich hatte die Nase voll! Entweder, dieser Affe kaufte den Ramsch jetzt zum vorg e gebenen Preis, oder er verzog sich mitsamt seinem Anhang. Ich hätte ihm die blöden Galoschen am liebsten geschenkt, aber Gertrud beobachtete mich mit Argusaugen.
    Letzter Versuch. „Sind Sie Besitzer einer Fix-Schuh-Kundenkarte?“ , fragte ich den sturen Pfenni g fuchser.
    „Hää?“ , machte er und zuckte die Achseln. Das war meine Chance.
    „Du Kundenkarte?“ , fragte ich noch einmal, nur um sicher zu gehen. Vielleicht war er der deutschen Sprache nicht mächtig?
    „Nein, ich heiße Schorsch-Siegismund Scharfzwicker.“
    Ich flitzte los, riss die Schublade mit den Blanko Cards heraus und entnahm ihr einen Stapel. Den hielt ich Schorsch unter die Nase und erklärte ihm die Wahnsinns-Vergünstigungen, die dieser Fetzen Pappe für den findigen Käufer bedeutete.
    Das zog. Begeistert riss er den Stapel an sich, wies seine Frau an, die Schuhe einzusammeln und ging forschen Schrittes zur Kasse. Dort schrieb ich schnell die jeweiligen Namen auf die Karten, er bestand darauf, dass jedes Familienmitglied eine solche Karte erhielt. Auch die kleinen Hosenscheißer.
    Überzeugt, die doofe Verkäuferin letztendlich doch übers Ohr gehauen zu haben, stolzierte er hi n aus. Seine Frau ging ein paar Schritte hinter ihm und schleppte die proppenvollen Fix-Schuh-Plastiktüten. An ihrem Mantelaufschlag hingen die zwei kleinen Rotznasen, die restliche Bagage trottete hinterher, nachdem die drei Wildfänge in einer letzten Umrundung der Regale eine Ladung Damenhalbschuhe heruntergefegt hatten. Aufatmend sortierte ich diese wieder ein, als die Eingangstür hinter der Familie ins Schloss fiel.
    „Das haben Sie sehr geschickt gemacht“, lobte mich unser Praktikant.
    Ich warf ihm einen verständnislosen Blick zu und sah auf die Uhr. Noch eine halbe Stunde. Gertrud begann, angesichts des nahenden Feierabends , ihre Siebensachen einzupacken.
    Kurz vor Geschäftsschluss tauchte Kunze noch mal aus der Versenkung auf. Er hätte einen großen Posten Damen- und Herrenkunstlederpantoffeln in allen Farben eingekauft, berichtete er. Supergünstig, weil Brandschaden. Die Pantoffeln hatten nichts abgekriegt, sie rochen nur ein ganz klein wenig nach Qualm. Nicht alle. Die richtig Stinkigen konnten immer noch auf dem Ramsch-Grabbeltisch landen. Alles in allem: rosige Aussichten für Fix-Schuh. Bis morgen - in alter F rische. Und schönen Feierabend.

 
    4
     
    Die Woche zog sich hin wie ein alter Kaugummi. Tagelang hatte ich schlechte Laune, die sich erst am Fre i tagabend etwas besserte. Ich nutzte diesen Anflug von Hochstimmung, um meine Mutter anzurufen, was mir sicher wieder einen gehörigen Dämpfer geben würde. Gern hätte ich das Telefonat verschoben, doch Mama wartete sc hon seit Wochen. Sie hatte als L etzte angerufen, und nun war ich dran. So war das bei ihr: immer hübsch abwechselnd, das spart Telefongebühren. Nur im allernötigsten Notfall hätte sie von sich aus zum Hörer gegriffen. Von einer Flatrate hatte sie noch nichts gehört.
    Um mein Nervenkostüm für die anstehende Strapaze zu stabilisieren, riss ich eine dieser quadrat i schen Schokoladentafeln auf, die einem trotz der Tausenden an Kalorien das Gefühl geben, sportlich zu sein. Von den vielen verschiedenen Sorten bevorzugte ich die C risp i e mit den Knusperflakes.
    Ich lagerte einige davon in meinem Süßigkeitenfach. Die Angst, bei Bedarf keine Schokolade im Haus zu haben, trieb mich zu Hamsterkäufen. Und wenn ich diese Köstlichkeit erst mal aufgemacht und angeknabbert hatte, war sie schon so gut wie aufgegessen. So wie an jenem Freitagabend. Gedankenverl o ren ließ ich die Schokolade auf meiner Zunge zergehen und malmte mit den Backenzähnen die Crispies platt. Dann atmete ich tief durch und wählte die vertraute Nummer.
    „Sack.“ Das war Mama.
    „Hallo Mama, hier ist

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