Männer unerwünscht (German Edition)
Außenstehende bestimmt kein schöner Anblick.
Der erste Tucker-Bus fuhr in anderthalb Stunden. Wir breiteten unsere Jacken auf dem Bürgersteig aus und setzten uns. Ich muss wohl eingeschlafen sein, denn als der Bus kam, lag ich mit dem Gesicht auf dem Verbundpflaster und Steff hatte Mühe, mich zu wecken . Wir krabbelten in den Bus und warfen uns in die Polster. In Kuhstedt musste der Busfahrer uns, die beiden volltrunkenen Weiber, wachrütteln und zum Ausstei gen bewegen.
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Nie wieder Alkohol, schwor ich mir, als ich am nächsten Morgen mit Kopfschmerzen der übelsten Sorte zu kämpfen hatte. Meine Schwestern zogen mir die Decke weg und wendeten etliche Tricks an, um mich aus dem Bett zu werfen. Heute Abend sollte die Frauen-an-die-Macht-Fete steigen, und ich hatte noch nichts vorbereitet. Zwar wollten mir meine Schwestern helfen, aber so ganz ohne mich denn doch nicht zur Tat schreiten. Schließlich hatte ich dieses alberne Fest angezettelt.
Ich hätte es gern vermieden, meinen Drei-Meter-Freund anzusehen, aber er bestand darauf und b e stätigte meine Vermutung: Kreidebleich, rotgeränderte Augen, verklebte Haare (wovon nur?) und aufg e sprungene Lippen. Ich schleppte mich unter die Dusche und ließ das heiße Wasser auf meine Haut pra s seln. Dann trocknete ich mich mit einem weichen Handtuch ab. Mir war schwindelig. Zurück in meinem Zi m mer schlug mir ein abartiger Geruch entgegen. Warum musste ich bloß immer so übertreiben! Ich verfluchte alle Diskotheken, alle spendierfreudigen Typen und jedes Glas Alkohol, das ich sinnlos in mich hineing e schüttet hatte. Meine Zimmertür wurde aufgerissen.
„Hey, du bist ja nackt!“ , rief Bärbel fröhlich , als sie hereinstürmte. Sie ließ den Anblick einen Moment auf sich wirken.
„Komm zum Frühstück, wir müssen endlich mit den Vorbereitungen für deine Party beginnen.“
„Ich kann nichts essen“, stöhnte ich.
„Okay, dann räume ich den Tisch ab. Zieh dir was über, und dann ran an die Arbeit!“ Sklaventreib e rin.
Wir hatten geplant, die Fete draußen steigen zu lassen. Im hohen Gras, mit Lagerfeuer, grillen – so richtig abenteuerlich halt. Aber das Wetter machte uns einen Strich durch die Rechnung: Es regnete in Strömen. Also mussten wir umdisponieren. Rita stellte selbstlos ihre Stinkhöhle zur Verfügung, außerdem wollten wir das Gemeinschaftswohnzimmer und die Küche für die Gäste herrichten. Uschi hatte tolle Ideen: In einem Raum durfte getanzt werden (da bot sich die Stube an, wegen der Stereoanlage), im anderen sollte musiziert und gesungen werden (einige Frauen-an-die-Macht spielten Instrumente, so was Musikalisches aber auch) und im letzten Zimmer konnten auf dem Fußboden sitzend lockere bis tiefsinnige Gespräche geführt werden. Wir breiteten in Ritas Stall Decken und Sitzkissen aus, und ich konnte es mir nicht verkne i fen, erst mal ordentlich durchzulüften. Getränke und Gläser wurden bereitgestellt - fertig. Anspruchslose Gäste erfordern keine originelle Kulisse.
Im Wohnzimmer räumten wir alles zur Seite, so dass der Parkettboden die ideale Tanzfläche da r stellte. Der große Tisch aus der Küche sollte als Theke dienen. Wir stellten Getränke und Knabbersachen hin (Uschi hatte letzte Woche in meinem Auftrag die erforderlichen Einkäufe erledigt), und fertig war der Dancing-Club.
Die Küche konnte noch nicht in Angriff genommen werden, weil hier noch etliche Fressalien vorb e reitet werden mussten. Mit vereinten Kräften bereiteten wir vegetarische Salate zu, backten kleine Rogge n brötchen und kochten Käsesuppe. Ich hatte Mühe, meine Augen offen zu halten und den Brechreiz, der sich unweigerlich bei der Zubereitung der Speisen einstellte, zu unterdrücken. Außerdem machten mir arge Gleichgewichtsstörungen zu schaffen. Steff ging es nur wenig besser als mir, und sie hatte sich, nachdem die ersten Vorbereitungen abgeschlossen waren, wieder hingelegt. Ich beneidete sie heiß, doch ich war ja hier die Gastgeberin. Und die lag nicht im Bett.
Um neunzehn Uhr ging die Party los. Erwähnte ich schon, dass sämtliche Gäste des heutigen Abends weiblichen Geschlechts sein würden? Die ersten Damen, die eintrafen, waren Grufties. Sie hatten ihre pechschwarz gefärbten Haare meterhoch mit Haarspray fixiert. Ihre Augen waren schwarz umrandet, ihre Lippen schwarz geschminkt und ihre Krallen? Natürlich auch schwarz wie ihre Klamotten. War das hier ne Trauerfeier, oder was? Ich hatte die Mädels noch nie in meinem
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