Männer unerwünscht (German Edition)
Leben gesehen, anscheinend hatten sie irgendwie Wind von dem Ereignis bekommen und sich kurzentschlossen auf den Weg gemacht.
Schlag auf Schlag trudelten weitere Unternehmungslustige ein. Es waren größtenteils Frauen-an-die-Macht und deren Freundinnen oder flüchtige Bekannte oder was weiß ich. Fast alle stellten sich mir vor, ich war jedoch nicht in der Lage, mir ihre Namen zu merken. Ein Königreich für ein kuscheliges Bett ...
Um halb neun war die Bude gerammelt voll. Flüchtig machte ich mir Sorgen, ob wohl die Vorräte re i chen würden, verwarf den Gedanken jedoch gleich wieder. Wenn nichts mehr da war, würden die Gäste bestimmt wieder gehen. Je eher, desto besser.
Die drei Partyräume waren mit sitz-, diskutier-, musizier- und tanzfreudigen Frauen gefüllt. Im Hau s flur stand man in Grüppchen beisammen, nippte an Getränken und hörte ernsthaft nickend der jeweiligen Gesprächspartnerin zu. Man redete sich mit „Süße“, „Schätzchen“ oder „Mäuschen“ an, alle hatten sich lieb.
Als Salate und Suppe aufgefuttert waren, wurde es richtig locker. Man hielt bereits das zweite oder dritte Getränk in der Hand (ich blieb eisern bei Leitungswasser) und war jetzt ganz entspannt. Ungefähr zu diesem Zeitpunkt erschien Vicki. Sie trug ein kimonoähnliches gelbes Gewand, an den Füßen Badelatschen und auf dem Kopf einen Turban. Hatte ich was von Verkleiden gesagt? Die Faschingsprinzessin eilte auf mich zu, riss ihre mächtigen Arme auseinander und drückte mich an ihren Wahnsinns-Körper.
„Hallo Kleines“, begrüßte sie mich laut. Einige Köpfe flogen angesichts der ungewohnten Anrede herum. Anerkennendes Nicken bei der Begutachtung von Vickis Kostümierung.
„Toll siehst du aus“, murmelte ich gepresst. Schon eilte Bärbel herbei und empfing ihre Geliebte mit einer stürmischen Umarmung. Dorissack, die aufmerksame Gastgeberin, schlenderte sodann durch die Räume und überzeugte sich vom Wohlergehen ihrer Gäste.
Ritas Zimmer war spontan zur Haschhöhle umfunktioniert worden. Mit zu Trichtern geformten Hä n den zogen die Anwesenden gierig an ihren gedopten Kippen. Man unterhielt sich, wenn überhaupt, sehr gedämpft. Und reichte den Joint schwesterlich weiter. Als das Ding bei mir anlangte, machte ich, dass ich raus kam.
In der Küche war man in eine angeregte Diskussion vertieft. Sofort wurde ich aufgefordert, mich ei n zubringen. Es ging um die Unterdrückung der Frauen in der Gesellschaft. Vom Mittelalter bis zum heutigen Tage. Dieses Thema gab einiges her und jede wusste etwas Anregendes zur Debatte beizutragen. Einige Frauen hatten schlauerweise ihr Strickzeug mitgebracht. Für sie war dies wenigstens kein verlorener Abend. Wuchsen die Schafwollpullover, -schals und - schlabberjacken doch in diesen Stunden um ein beträchtliches Stück. Ich enthielt mich eines Diskussionsbeitra g s, fand aber bewundernde Worte für das aufwendige Mu s ter eines wollenen Trägerkleides. Als ich gerade den Dancing-Club betreten wollte, klopfte es energisch an der Haustür. Keiner der Gäste hatte geklopft. In diesen Kreisen fiel man sprichwörtlich mit der Tür ins Haus. Wer mochte das sein?
Ich ging öffnen. Und fiel beinah in Ohnmacht. Draußen stand: Meine Mutter. Am Arm eines Mannes.
Um Himmels Willen, was wollten die denn hier? Um diese Zeit? Und dann ausgerechnet heute? Mama schien überglücklich, mich zu sehen. Sie umarmte mich, wobei ihr keckes Hütchen ein Stück ve r rutschte. So adrett gekleidet hatte ich sie noch nie gesehen. Sie, deren einziges Kleidungsstück in den ve r gangenen fünfundzwanzig Jahren eine Kittelschürze gewesen war, trug ein Trachten-Ensemble und jäge r grüne Pumps. Dazu einen farblich abgestimmten leichten Mantel. Ein exquisiter Duft umgab sie.
Der Mann an ihrer Seite war bei der Begrüßungszeremonie anstandshalber einen halben Schritt z u rückgetreten. Die abgelatschte Eingangsstufe hätte ihn dabei beinah zu Fall gebracht. Er war ein gutauss e hender Mittsechziger mit silberweißem Haar und blitzenden blauen Au gen. Seine Kleidung bestand aus m a rineblaue m Blazer und weiße r Hose. Der Mann war von beeindruckender Statur, er begrüßte mich mit kräft i gem Händedruck und einem herzlichen Lächeln.
„Doris, darf ich dir meinen Ehemann vorstellen?“ Mama schenkte mir ein strahlendes Lächeln, bevor sich die beiden verliebt in die Augen blickten. Ich sank fassungslos gegen den Türrahmen.
„Das ist Fiete Ollenbüdel. Fiete, das ist meine liebe Tochter
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