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Männer unerwünscht (German Edition)

Männer unerwünscht (German Edition)

Titel: Männer unerwünscht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Köster
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Doris.“ Mein Stiefvater drückte mich an seine starke Brust. Als er mich wieder losließ, taumelte ich erneut gegen den Türrahmen.
    „Dein ... Ehemann?“ , hauchte ich.
    „Jawohl. Fiete und ich haben uns vorgestern ganz heimlich trauen lassen.“ Mama kicherte mä d chenhaft, und ihr Gatte lachte dröhnend in Erinnerung an diese wohl recht amüsante Hochzeit.
    „ Wir sind für zwei Wochen auf Flitterwochen . Erst zeige ich Fiete meine ehemalige Heimat, dann fahr en wir nach Hamburg, wo Fiete aufgewachsen ist. Diese Nacht möchten wir bei dir verbringen“, verkü n dete sie. So war Mama. Die bestimmte, wo’s lang geht, ohne einen zu fragen, ob’s denn genehm sei.
    „Tja, dann ...“, zögerte ich. Es goss wie aus Eimern, und der Regen tropfte den beiden Jungvermäh l ten durch die defekte Dachrinne in den Nacken. Mutter wartete meine Antwort gar nicht ab und betrat den Hausflur. Da tummelten sich in lockeren Grüppchen die Ökos, Grufties und sonstigen Mädels. Mama bekam große Augen.
    „Sag mal , feiert ihr? Oder geht’s hier immer so zu?“ , fragte sie sichtlich erschüttert. Fiete, der sich bisher dezent im Hintergrund gehalten hatte, entband mich einer Antw ort, denn als er vortrat, schri en einige Mädchen gellend auf und wollten sich auf ihn stürzen.
    Ich stellte mich schützend vor den Mann meiner Mutter und klärte beschwichtigend die Lage. Wide r strebend zogen sich die Frauen zurück, konnten es aber nicht unterlassen, Fiete vernichtende Blicke zuz u werfen.
    „Männer sind hier unerwünscht “, klärte ich ihn auf.
    „Das hab ich auch gerade gemerkt“, sagte er lachend und bahnte sich mit Mama einen Weg durch die Menge. Ich hastete hinter ihnen her.
    „Vielleicht sollten wir ein ruhiges Plätzchen suchen, wo wir uns unterhalten können“, schlug ich vor und zupfte an Mamas Ärmel. Meine Mutter, von Natur aus hyperneugierig, wollte sich lieber erst mal u m schauen. Ohne große Hoffnung versuchte ich, ihr davon abzuraten. Es war zwecklos. Wie damals, als ich meine Geburtstage im Partykeller feierte und sie im Halbstundentakt hinuntergestiefelt kam , um nach dem Rechten zu schauen. Ob auch ja alles gesittet zuging.
    Am Arm von Herrn Ollenbüdel betrat sie Ritas Haschhöhle. Als ihre Augen sich an den Dunst g e wöhnt hatten sah meine Mutter, was auch Fiete und ich sahen: teilnahmslose Frauen lagen, saßen, kauerten oder schmiegten sich auf dem Fußboden aneinander. In der hintersten Ecke hockte eine Langhaarige und zupfte wahllos an ihrer Gitarre herum. Derrick döste benebelt auf Ritas Kopfkissen.
    Zwei oder drei Noch -Wache teilten sich einen Joint . In der Mitte des Zimmers lagen leere Whiskey-Flaschen. Keine der Anwesenden bemerkte uns.
    „Nette Gesellschaft“, befand Fiete gutgelaunt. Mann, war mir das peinlich!
    Mama eilte schon in den nächsten Raum. Im Dancing-Club ging es heiß her. Zu dröhnender Roc k musik bewegten sich etwa fünfzehn Frauen wie in Ekstase. Sie waren allesamt barfuß. Ihre langen Haare flogen im Takt der Musik. Zwei Gruftie-Miezen in Lederjacken tanzten sehr eng und fassten sich dabei g e genseitig an die Hüfte und den Hintern. Die Schlabberklamotten einiger Tänzerinnen waren schon weit über die jeweiligen Schultern hinunter gerutscht. Ein Mädel mit Schlottershirt gab auf diese Weise ungeniert den Blick auf ihren Busen frei. Energisch zog ich meine Mutter weiter.
    In der Küche saßen ein paar Frauen auf dem Fußboden und führten eine Diskussion über das U n geheuer Mann. Just in dem Augenblick, als meine Mutter einen Fuß über die Schwelle setzte, stimmten ein i ge Extreme ihr „Männer-in-den-Müll“-Lied an, welches mir längst nicht mehr unbekannt war.
    Wie schon die Damen im Flur wollten sich auch die hier Versammelten auf Fiete stürzen; allerdings wesentlich zorniger, denn ihre Gemüter waren durch das Schmettern der Parole angeheizt. Wieder stellte ich mich schützend vor meinen Stiefvater und lieferte schleunigst die Erklärung für seine Anwesenheit. Meine WG-Schwestern hatten Verständnis für die Ausnahmesituation, und beruhigten die aufgebrachten Furien.
    „Wir gehen am besten in mein Zimmer“, schlug ich vor.
    „Ach, du hast ein eigenes Zimmer“, stammelte meine Mutter verwirrt. Sie hatte wohl angenommen, ich würde mich zum Schlafen einfach irgendwo hinhauen. Neben die Vollgekifften oder zwischen die Ba r fußtänzerinnen.
    Froh, dem Elend zu entfliehen, öffnete ich meine Tür. Und prallte zurück. Fiete und seine

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