Männer unerwünscht (German Edition)
wundervoll, meine Dame! Damit werden Sie mächtig Eindruck machen. Dazu ein hübsches Kleid, und die Herren werden Sie nicht mehr aus ihren Armen lassen wollen!“ Dessen war ich mir sicher.
„Das ist natürlich hochwertiges Leder“, stellte die Tänzerin fest und bewunderte ihre Schühchen nochmals eingehend vorm Spiegel.
Gertrud kniff die Lippen zusammen, hin- und hergerissen zwischen Lüge und Wahrheit. Ich sprang für sie in die Bresche.
„Nö, das ist Imitat. Bei uns gibt es keine Schuhe aus echtem Leder.“ Meine Erklärung ward ungehört, denn Beatrix summte versonnen eine Walzermelodie und wiegte sich da zu im Tanz vor und zurück. Majestät schien sich nun tatsächlich mit ernsten Kaufabsichten zu tragen. Ihr fehlte nur noch ein wenig Bestätigung.
„Meinen Sie nicht, dass dieses Modell etwas zu gewagt sein könnte?“ , fragte sie die fachkundige Gertrud.
„Gewagt und äußerst exquisit. Für Sie wie geschaffen. Sie können so was doch tragen!“ , ereiferte sich meine Kollegin.
Beatrix lächelte wohlgefällig. Nach einem wie ich hoffte letzten Blick in den Fix-Schuh-Spiegel strei f te sie die Schuhe sanft von ihren Füßchen und stellte sie akkurat nebeneinander auf den Fußboden. Sie holte tief Luft, bevor sie uns die überwältigende Nachricht eröffnete: „Ich werde sie nehmen.“ Als hätte sie sich zu einem Millionen-Dollar-Deal entschlossen.
Bestimmt war sie enttäuscht, dass ihr niemand außer der dicken Gertrud zu dem großartigen Erwerb gratulierte. Diese nahm die „Magic woman“ behutsam an sich und trug sie wie einen kostbaren Schatz zum Kassentresen. Beatrix stolzierte wichtig hinterher, nachdem sie im Taschenspiegel überprüft hatte, dass weder ihr Make-up noch ihre Frisur bei dieser Aktion Schaden erlitten hatten.
Gertrud schlug die Schuhe sorgfältig in braunes Pergamentpapier ein, welches wir normalerweise zur Rücksendung stark beschädigter Ware verwendeten. Dann suchte sie fieberhaft nach einer angemess e nen Verpackung, allerdings ohne Erfolg. Ihr blieb nur die stinknormale Fix-Schuh-Plastiktüte, die jeder Kunde in die Hand gedrückt bekam. Feierlich überreichte sie der Königin die Ware. Beatrix starrte den Plastikbeutel an , als enthielte er Hundekot, und nahm ihn nach einigem Zögern pikiert an sich. Eine feine Dame trägt ke i nen Billig-Beutel durch die Straßen.
Endlich ging‘s ans Bezahlen. Susi und ich stürzten uns indes ins Vergnügen, den verschmähten Schuhberg wieder einzusortieren beziehungsweise in den Keller zu schleppen.
„Neunundzwanzigeurofünfundneunzig“, dienerte Gertrud und tippte wichtig auf die Kassentasten. Beatrix zückte indes ihre goldene Mastercard.
„Wie preisgünstig“, meinte sie verwundert und keineswegs erfreut. „Buchen Sie hundertdreißig ab, der Rest ist für Ihre Bemühungen.“
Gertrud räusperte sich verwirrt, auf ihren Wangen breiteten sich rote Flecken aus. „Ähem, da haben Sie mich wohl missverstanden. Die Schuhe kosten nur neunundzwanzig Euro fünfundneunzig. Das wären dann ja hundert Euro mehr.“
Beatrix fiel alles aus dem Gesicht. „Neunundzwanzig Euro? Das ist nicht Ihr Ernst!“ Entsetz t sah sie auf die Plastiktüte. „Ist das etwa ein fehlerhaftes Modell oder minderwertige Ware?“
„Bei uns kostet kein Paar Schuhe mehr als vierzig Euro!“ , riefen Susi und ich im Chor .
Ungläubig suchte Beatrix Gertruds Blick. Diese musste gezwungenermaßen nicken. „Ja, so ist das leider“, gab sie kleinlaut zu.
Beatrix war fix und fertig. Ihre Hände zitterten, als sie die Karte wieder zurück in die Brief tasche schob. Mit solch billigen Allerwelts -T retern konnte sie sich nicht unter die High-society mischen, das mussten wir doch einsehen! Sonst drohte ein Abzug in der B-Note beim Tanzfestival.
Sie rang mit sich, ob sie die Proletentreter nun mitnehmen sollte oder nicht. Ich glaube, Gertruds en t täuschtes Gesicht gab letztlich den Ausschlag . Ein Zehner und ein Zwanziger landeten auf dem Tresen.
„ Behalten Sie den Rest “, rief die Königin ihrer Dienerin zu, bevor sie eilig den Laden verließ. Die Plastiktüte hielt sie mit spitzen Fingern so weit von sich entfernt, als befände sich eine Ladung Sprengstoff darin. Jede Wette, dass diese samt Inhalt in der nächsten Mülltonne landete.
„Vielen, vielen Dank“, rief Gertrud angesichts des großzügig bemessenen Trinkgeldes. „Und beehren Sie uns recht bald wieder!“ Sie geleitete die fliehende Kundin bis zur Tür, um sie sanft hinter ihr zu
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