Männer unerwünscht (German Edition)
Verschönerungsdienste. Da kam es auf die paar Euro Trinkgeld, die ich ins Sparschwein steckte, auch nicht mehr an.
Ich atmete auf, als ich draußen auf der Straße stand. Noch eine halbe Stunde bis zum Ende der Mi t tagspause, Zeit genug für einen Schnelleinkauf in der Innenstadt. Plötzlich tippte mir jemand an die Schulter.
Ich wirbelte herum und vor mir stand: Beatrix. Sie trug hyper-edle Klamotten, die obligatorischen Klunker, jede Menge Schminke auf der ledernen Haut und freute sich riesig, mich zu sehen.
„Ja Dorissss! Ich hab dich erst gar nicht erkannt mit dieser eindrucksvollen Frisur. Wie schöööön, dich zu treffen. Was macht denn dein armer Podex?“ Sie jubelte albern und wies mit einem irre langen, l a ckierten Fingernagel auf meinen Allerwertesten. In Erinnerung an den lustigen Zwischenfall lachte sie laut und sah sich suchend nach eventuell mitlachenden Passanten um.
„Ist wieder in Ordnung“, entgegnete ich knapp.
„Ich bin schon seit Stunden unterwegs!“ , jammerte sie. „ Alle Geschäfte habe ich durch kämmt und nichts gefunden. Ist das nicht deprimierend?“
„Wonach suchst du denn?“ , fühlte ich mich genötigt zu fragen, obwohl es mich nicht im Mindesten i n teressierte.
„Nur ein Paar Schuhe. Mehr verlange ich ja gar nicht. Aber ich kann keine finden. Schuhe für den al l jährlich stattfindenden Reiterball, auf dem Herbert und ich uns sehen lassen müssen .“ So wie sie es sagte, schien der Besuch dieser Veranstaltung eine äußerst lästige Pflicht zu sein. Als Mutter eines Chefarztes steht man im Rampenlicht und muss sich den gesellschaftlichen Verpflichtungen beugen.
„Tja ...“, meinte ich und wandte mich m it den Worten: „Ich muss jetzt los, meine Mittagspause ist gleich zu Ende“, zum Gehen.
„Mittagspause?“ Beatrix runzelte ihre ohnehin faltige Stirn.
„Um drei muss ich wieder an meiner Arbeitsstelle sein“, erklärte ich ihr leicht gereizt. Warum zog sie dieses bekloppte Gespräch nur so in die Länge? Da musste grenzenlose Langeweile dahinter stecken.
„ Arbeit ?“ , fragte sie denn auch betont langsam-gedehnt.
Ja, du aufgeblasene Trutsche. Einige Menschen in diesem Lande gehen arbeiten, um sich ein paar Kröten zu verdienen. Schon mal von dieser außergewöhnlichen Spezies gehört?
„ W o arbeitest du denn?“ , wollte sie wissen. Was ging die das an?
Ich wollte nicht unhöflich sein. Auch ich langweilte mich manchmal und war dann froh über ein wenig Zerstreuung.
„Im Fix-Schuh-Laden“, entgegnete ich und wandte mich entschuldigend lächelnd nun wirklich zum Gehen. Doch Beatrix rammte ihre Krallen in meinen Oberarm.
„Du bist Schuh verkäuferin?“ , kreischte sie. „Warum sagst du das denn nicht gleich? Vielleicht finde ich ja in deinem Laden das, was ich suche.“
„Das ist nicht mein Laden“, stellte ich richtig.
Beatrix überhörte das. Sie hätte noch nie von einem Fix-Schuhgeschäft gehört, gestand sie mir und war der festen Überzeugung, dass es sich um eine Goldgrube handeln müsse.
„Wo ist denn dein Geschäft? Dann schaue ich vorbei, nachdem ich mir eine kleine Pause im Café Hübsch gegönnt habe“, versprach sie enthusiastisch.
Lass es sein, Beatrix. Bei uns findest du sowieso nichts, was deinen gehobenen Ansprüchen gerecht wird.
„Am Ende der Friesenstraße. Rechts neben den öffentlichen Toiletten“, erklärte ich. Sie sah mich fragend an. Wie dumm von mir! Woher sollte Beatrix wissen, wo die öffentlichen Toiletten zu finden waren?
„Gegenüber von Woolworth, schräg gegenüber von Schlecker“, half ich ihr widerstrebend auf die Sprünge. Das Ganze führte doch sowieso zu nichts.
„Ach die Ecke“, meinte sie wenig begeistert. Fix-Schuhs Umgebung war nun mal alles andere als e i ne Nobel-Einkaufspassage. Beatrix rang mit sich, während ich traurig meinem Bus nachsah, der gerade an mir vorbeisauste.
„Mal sehen“, murmelte sie. „Vielleicht komme ich nachher trotzdem auf einen Sprung vorbei.“
„Tu das“, forderte ich sie gleichmütig auf. Lass es lieber!
Endlich entließ sie mich aus ihren Fängen. Nun musste ich noch eine ganze Weile auf den nächsten Bus warten und kam zu spät zur Arbeit. Nur wegen dieser aufgeblasenen Ziege!
Zum Glück war Bruno nicht da, und Gertrud, die mahnend auf ihre Goldimitat-Uhr sah, konnte mich mal. Meine Verspätung machte ich durch übermäßigen Einsatz wieder wett, indem ich eine sechsköpfige Familie zum Großeinkauf überredete. Auf dass die Kasse
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