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Männer unerwünscht (German Edition)

Männer unerwünscht (German Edition)

Titel: Männer unerwünscht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Köster
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er meine Klamotten und speicherte jeden Knopf und jede Knitterfalte in seinem Kleinhirn.
    Nachbarn helfen Nachbarn. Zwielichtige Gestalten werden sofort enttarnt. Verdächtige sofort geme l det. Ich sah ihm an, dass er den Grund meines Besuchs bei den angesehenen Herrschaften in Erfahrung bringen wollte und kam ihm zuvor.
    „Verraten Sie mir nun, wo der Tannenkamp ist, oder bleibt das Ihr persönliches Geheimnis?“ , blaffte ich ihn an.
    „Diese Straße ganz runter, dann rechts und die zweite wieder links. Das ist der Tannenkamp. Fam i lie Tausendschön wohnt ganz am Ende . “ Nachdem er mein Antlitz in seinem fotografischen Gedächtnis g e speichert hatte, konnte ja nichts mehr schiefgehen.
    Ohne einen Gruß oder ein Wort des Dankes ließ ich den Affen mit seinen Schwämmen allein. Mein Weg führte an weiteren Prominentenvillen vorbei. Tatsächlich landete ich im Tannenkamp und tatsächlich wohnten die Tausendschöns ganz am Ende der Sackgasse. Ein riesiges Grundstück und ein noch riesigeres Haus mit einer eindrucksvollen Trauerweide davor.
    Tausendschöns Bunker hatte unzählige Erker und Winkel, einen monströsen Wintergarten und einen von griechischen Säulen gesäumten Eingangsbereich. Das Gelände war vor etwaigen Eindringlingen mit einem schmiedeeisernen Zweimeter-Zaun samt elektrischem Tor geschützt. Um auf das Anwesen zu gela n gen , musste der Besucher die Klingel samt Sprechanlage benutzen , und um Audienz bitten .
    Ich wollte gerade auf den Knopf drücken, da stürzten zwei Dobermänner auf mich zu. In letzter S e kunde wurden sie vom Maschendrahtgeflecht des Nachbarzauns aufgehalten. Sie fletschten die Zähne, der Geifer tropfte aus ihren Mäulern und sie gebärdeten sich wie verrückt.
    „Fresst euch doch gegenseitig auf“, zischte ich den Ungeheuern zu und drückte auf den Tausen d schönschen Klingelknopf.
    Knack knack. „ Wer ist da ?“ Das war Herbert. Der Chefarzt persönlich.
    „Hallo!“ rief ich aus, mühsam das Gekläffe übertönend. „Hier ist Doris Sack!“
    „Wer?“
    Die Hunde drehten durch, sie hatten wohl noch nicht zu Abend gegessen.
    „Dorissack!“ schrie ich.
    „Sagt mir nichts“, meinte Herbert, und ich befürchtete, dass das Gespräch für ihn damit erledigt w ä re.
    „Wir kennen uns vom Campingplatz!“ , brüllte ich deshalb in die Sprechanlage.
    „Tatsächlich?“ Da konnte ja jeder kommen und den Chefarzt bei der wohlverdienten Ruhepause st ö ren unter dem Vorwand, er kenne ihn irgendwoher. Dem Professor musste man erst stichhaltige Beweise liefern, sonst ließ er niemanden in seine heiligen Hallen vordringen.
    „Ich bin die mit dem verbrannten Hintern!“ schrie ich gegen die Hunde an. Eine gepflegte Dame in den Fünzigern trat zwei Häuser weiter auf die Straße, stemmte die Hände in die Hüften und schüttelte mis s billigend ihr weises Haupt.
    „Ach die“, ertönte es mäßig erfreut. Endlich ein Summen, und das Tor schwang auf.
    Ich ging an millimetergenau getrimmten Buchsbäumchen vorbei unter einem mit perfekten Rosen bewachsenen Spalier hindurch und passierte eine bungalowgroße Garage, vor der drei schnittige Karossen parkten. Als ich den Palast erreichte , empfing mich Herbert persönlich an der Tür. Er trug einen bequemen beige-braunen Hausmantel, Pantoffeln an den nackten Füßen und nuckelte an einer Pfeife.
    „Was gibt’s, Fräulein ...?“ Das Merken von Nachnamen gehörte nicht zu den Stärken des Oberar z tes. Verständlich, er hatte weitaus wichtigere Dinge in seinem Hirn zu wälzen.
    „Sack!“ , half ich ihm. Sein Gesichtsausdruck veränderte sich schlagartig, als hätte ich ihn beleidigt. Hatte er meinen Nachnamen etwa auf sich bezogen?
    „Mein Name ist Doris Sack“, stellte ich schnell richtig. Umgehend entspannten sich seine Gesicht s züge wieder.
    „Ist deine ... Ihre Mutter wohl da?“ , kam ich auf mein eigentliches Anliegen zu sprechen. Mir fiel es schwer, Herbert in seiner häuslichen Umgebung zu duzen, wie es auf dem Campingplatz üblich gewesen war.
    „Meine Mutter?“ , echote er. Sein Antlitz war ein einziges Fragezeichen. Die schön geschwungene Pfeife hing ratlos in seinem Mundwinkel.
    „Ja, ich hätte sie gern gesprochen.“ Mann, war das schwierig mit dem Akademiker.
    „Meine Mutter ist tot“, teilte er mir sehr gefasst mit.
    Wie furchtbar! Aber ... sie war doch vorhin noch quietschvergnügt durch unseren Laden geschwebt. Arme Beatrix! So schnell – das hatte ich ihr wirklich nicht gewünscht!
    Da war ich

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