Männer unerwünscht (German Edition)
durch Wildblumen und meterhohes Gras. Ich tapste hinterher und erblickte das Gerippe eines ehemaligen Fachwerkhauses.
„Das war mal ein Ferienhaus. Ich habe es ganz billig bekommen und restauriere es jetzt von Grund auf. Ich benutze beim Wiederaufbau die alten Steine, die sind noch top erhalten. Innen sieht’s natürlich noch wild aus, aber ich sag dir: Das wird mal ein ganz tolles Häuschen!“ Holger zerrte mich mit sich um und in das Bauwerk. Einsam im Wald gelegen bot es auch im unfertigen Zustand einen tollen Anblick.
„Super!“ , rief ich ehrlich begeistert.
„In ein paar Monaten ist es fertig!“ verkündete er.
„Da hast du bestimmt eine Menge Handwerker beschäftigt“, vermutete ich mit Blick auf seine g e schmeidigen Doktorhände.
„Nee, wo denkst du hin? An meinen freien Tagen werkele ich von morgens bis abends hier und schlafe im Schlafsack in meinem Auto. Einige Dinge lasse ich natürlich von Fachleuten machen. Sonst wü r de es noch ewig dauern, bis ich endlich einziehen kann.“
„Hätte gar nicht gedacht, dass du ein verkappter Handwerker bist“, gestand ich.
„Kom m doch am Wochenende mal vorbei , dann kannst du mit anpacken, alten Zement von den Zi e gelsteinen abzuklopfen. Du gibst bestimmt die ideale Trümmerfrau ab.“
Ich entgegnete nichts, sondern schloss verträumt die Augen. Über uns zwitscherten die Vögel, i r gendwo quakten Frösche. Dorissack im Einklang mit der Natur.
„Leider muss ich gleich zur Nachtschicht. Deshalb fahren wir besser los“, bedeutete mir der Bauherr. Schon wanderten wir durch die hohen Wildblumen zurück zum Auto.
„Dein Allerwertester wieder verheilt?“ , erkundigte er sich und gab Gas.
„Selbstverständlich. Dank der prompten, fachkundigen Behandlung. Ich kann auch wieder sitzen, wie du siehst.“
„Das ist eine der schönen Sei ten des Arztberuf s: Der Dank der geheilten Patienten schleicht einem auf ewig nach.“
„In welcher Abteilung des Krankenhauses arbeitest du eigentlich?“ wollte ich wissen.
„Chirurgie. Wir flicken Unfallopfer wieder zusammen und entfernen Blin ddärme. Nichts Weltbew e gendes. Und wie vertreibst du dir den Tag in Brunos Schuhgeschäft?“
Ich registrierte erstaunt, dass er sich den Namen meines Chefs gemerkt hatte. Wahrscheinlich hatte Bruno einen gewaltigen Eindruck hinterlassen.
„Blöde Frage“, entgegnete ich. „Ich schwatze den Leuten Billig-Schuhe an, die nichts taugen und z u dem meistens bekloppt aussehen.“
Auf sein Drängen, ihm mehr von Bruno und dessen Unternehmen zu erzählen, ließ ich ein paar Anekdoten aus meinem Arbeitsleben fallen. Nur um dem Doc einen ungefähren Eindruck zu vermitteln. Ich hatte Angst, dass wir vor Lachen von der Straße abkamen, denn Holger wirkte sehr unkonzentriert, was die Geschehnisse im Straßenverkehr anbelangte.
„Da musst du ja jede Menge Spaß bei der Arbeit haben“, fasste er prustend zusammen.
„So lustig, wie es sich anhört, ist es bei Bruno nicht. Man muss hart im Nehmen sein, wenn man‘ s länger als eine n Monat in seinem Laden aushalten will.“
Schon donnerten wir die Hinterm-Busch-Straße entlang. Als unsere Einfahrt in Sichtweite kam bat ich Holger, anzuhalten.
„Ich steige hier aus“, erklärte ich.
„Schade.“ Er war sichtlich enttäuscht. „Ich hätte mir gern noch deine Wohnung angesehen.“
„Tut mir leid, das geht nicht. Ich wohne in einer Fra uen-WG und Männer sind bei uns unerwünscht . Kein Mann über unsere Schwelle!“ , proklamierte ich.
„Tolle Idee“, sagte Holger kichernd, „wie lange wollt ihr euch denn daran halten? N e Woche?“
„Seit Jahren wohnen ausschließlich Frauen in dem Haus und unser Grundsatz wurde stets strikt ei n gehalten.“ Mit klitzekleinen Einschränkungen meinerseits, aber das ging Holger nichts an.
„Über deine Mitbewohnerinnen will ich mir kein Urteil erlauben, doch bei dir kann ich mir nicht vo r stellen, dass du dich überhaupt schon mal daran gehalten hast.“ Er lachte gutmütig.
„Da täusch s t du dich aber gewaltig!“ entgegnete ich beleidigt. Woher nahm der nur diese Mensche n kenntnis?
„Ich hol dich am Freitagabend ab. Ist neunzehn Uhr dreißig okay?“
„Ja, aber ...?“ , stammelte ich.
„Nix aber. Zieh dir bequeme Sachen an, wir gehen reiten.“
„Ich kann aber nicht reiten“, protestierte ich aufgebracht.
„Macht nichts, dann lernst du’s. Bis dann!“ Er winkte mir fröhlich zu, drückte ein paarmal auf die H u pe und entschwand meinem Blick.
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