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Männer unerwünscht (German Edition)

Männer unerwünscht (German Edition)

Titel: Männer unerwünscht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Köster
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wohl mitten in eine Trauergesellschaft geplatzt. Wie unangenehm.
    „Das ... das tut mir leid“, murmelte ich beklommen. Ich reichte ihm feierlich meine Hand. „Aufrichtiges Beileid!“
    Herbert starrte auf die ihm dargebotene Hand und drückte sie flüchtig nach einigem Zögern.
    „Heute Nachmittag tanzte sie noch durchs Schuhgeschäft. Sie wirkte so fröhlich, so energiegeladen ...“, stammelte ich fassungslos.
    Herbert bekam große Augen. „Meine Mutter?“
    „Ja.“ Der Mann tat mir wirklich leid.
    „Meine Mutter ist vor fünf Jahren gestorben“, sagte er. Seine Stimme klang verunsichert.
    War der Mann nicht ganz bei Trost? Ich war völlig durcheinander.
    „Aber sie hat doch vorhin Schuhe bei uns gekauft!“ , beharrte ich.
    „Meine Mutter ist lange tot. Die braucht keine Schuhe mehr!“ , schimpfte er jetzt.
    „Aber ihre Tasche ...“, entgegnete ich eingeschüchtert und hielt ihm das Beweisstück vor die Nase.
    „Das ist Beatrix‘ Tasche!“ , schrie er mich an.
    „Sag‘ ich doch“, meinte ich kleinlaut.
    „Beatrix ist meine Frau !“ , erklärte er in unveränderter Lautstärke.
    „Oh, das tut mir leid“, stammelte ich. Von drinnen vernahm ich ein mir nicht unbekanntes Gelächter. Herberts Wut steigerte sich, falls das überhaupt noch möglich war, um eine weitere Nuance.
    „So was Freches, Einfältiges habe ich noch nicht erl ...“, wetterte er, wurde jedoch von Holger unte r brochen, der ihn sanft zur Seite schubste und mich grinsend begrüßte. Was machte der denn hier?
    „Warum bittest du die junge Dame nicht ins Haus?“, regte er glucksend an.
    Herbert beugte sich mit offensichtlichem Widerwillen dem Wunsch seines jüngeren Kollegen.
    Zögernd betrat ich das Gebäude. Der Hausherr führte mich zu einer mächtigen Sitzgruppe aus we i ßem Leder, die in der riesigen Eingangshalle etwas verloren wirkte.
    „Nehmen Sie doch Platz“, stieß er zwischen den Zähnen hervor. „Ich sage meiner Frau Bescheid.“ Zwei Stufen auf einmal nehmend erklomm er die geschwungene Marmortreppe zu den Gemächern des ob e ren Stockwerks. Holger machte sich indes an der indirekt beleuchteten Hausbar zu schaffen.
    „Einen Drink?“ , fragte er aufgeräumt.
    Beruhigt registrierte ich, dass er weder Hausanzug noch Pantoffeln trug. Seine Jeanshose schien alt aber bequem zu sein, und sein blaues T-Shirt hatte auch schon bessere Tage gesehen.
    „Jooo“, antwortete ich angesichts des umfangreichen Angebots an Spirituosen. Die Tausendschöns hielten für jeden Geschmack etwas bereit.
    „ N e Mischung, ne n Kurzen oder lieber ein Likörchen?“
    „Egal“, murmelte ich matt.
    Er schenkte eine bernsteinfarbene Flüssigkeit in zwei dicke Kristallgläser und kippte Cola obendrauf.
    „Na denn Prost! Selten so gelacht!“ Er griente und prostete mir zu. Ich hielt mein Glas krampfhaft umklammert und nippte an dem Getränk. Hoffentlich ließ ich das teure Kristall nicht fallen und die Flüssigkeit ergoss sich auf den flauschig-weichen Teppichboden. Das wäre dann wohl der Gipfel der Peinlichkeit.
    „Was machst du eigentlich hier?“ , fragte ich mein Gegenüber und stellte das Getränk behutsam auf der Hochglanz-Glasplatte des Designer-Tisches ab.
    „Ich wohne hier“, antwortete Holger fröhlich. Bei den Tausendschöns? Er passte so gar nicht in diese Umgebung.
    „Nur übergangsweise. Bis ich mein eigenes Haus fertig gebaut habe“, erklärte er.
    „Aha“, machte ich. Ich hätte lieber freiwillig auf der Straße geschlafen, als eine Nacht bei Herbert und Beatrix zu verbringen.
    Da kamen die beiden auch schon die Treppe hinunter. Warum hatten sie sich auch beim Campen kein einziges Mal geküsst oder umarmt oder etwas in der Art? Dann hätte ich doch gewusst, dass sie ein Paar waren. Aber bei dem Altersunterschied ...
    „Dorisss?“ , zischte Beatrix statt einer Begrüßung.
    „Ich bringe dir deine Handtasche. Die hast du bei Fix-Schuh verge ssen!“ , verkündete ich die frohe Botschaft.
    In Erinnerung an das grausige Proletengeschäft verzog sie angewidert die Mundwinkel. Ich nahm die Tasche vom Mosaikfußboden, stand auf und über gab sie feierlich ihrer Besitzerin.
    Die warf das Kroko-Ding achtlos auf ein Beistelltischchen. Hatte sie das kostbare Teil etwa noch gar nicht vermisst? Ich setzte mich wieder und nahm das Glas zur Hand. Wie versteinert stand Familie Ta u sendschön da und beobachtete , wie ich mich durch ihre Bestände soff.
    Schnell trank ich aus, stellte das Glas vorsichtig auf die

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