Männer unerwünscht (German Edition)
Tischplatte, erhob mich und sagte: „Ich muss jetzt leider los.“
„Ja, leider“, bestätigte Beatrix froh. Herbert blieb stumm und legte schützend seine geschickten Do k torfinger um die Taille seiner Frau.
Holger lief hinter mir her zur Tür. „Wo willst du denn jetzt hin?“
„Nach Kuhstedt, da wohne ich“, klärte ich ihn auf.
„Fährst du mit dem Auto?“ , wollte er wissen.
„Nee, mit dem Stadtbus zum Bahnhof und von dort mit dem Tucker-Bus aufs Land“, entgegnete ich und trat hinaus.
„Warte, ich fahr dich hin“, rief er und nahm einen Schlüsselbund vom Telefontischchen. Schon lotste er mich zu einem der drei schnittigen Wagen auf der Auffahrt. Ich drehte mich um, denn ich wollte den Ta u sendschöns noch ein „Tschüß!“ zurufen, aber die hatten die Haustür bereits geschlossen.
Die geistesgestörten Köter nebenan tobten und jaulten, als ich zwei Meter vor ihren gierigen Mäulern in s Auto kletterte . Holger fegte achtlos den Kram , der eben noch auf dem Beifahrersitz gelegen hatte, auf den Fußboden. I m Wagen sah es aus wie auf einer Müllhalde . Überall leere Verpackungen verschiedenster Fressalien und mittendrin Holgers unverzichtbare Arzttasche.
Er steckte den Schlüssel ins Zündschloss und startete durch. Die Pforte öffnete sich automatisch.
„Stück Schokolade?“ , fragte er und öffnete eine Crispie, während er nebenbei durch die Straßen kurvte. Ich griff zu. Zweimal nahm er mir die Tafel weg, brach eine Ecke ab und stopfte sie sich in den Mund. Im Nu war die leckere Köstlichkeit in unseren Mägen verschwunden. Er kramte im Müll nach weiterem Es s barem, wurde jedoch leider nicht fündig.
„Guck mal hinten auf die Rückbank. Da muss doch noch was zu essen sein!“
Ich quetschte mich zwischen die beiden Sitze und wühlte im Unrat auf der hinteren Sitzbank. Schließlich beförderte ich eine angebissene, dunkelbraun-angeschimmelte Banane, eine Tüte Gummibären und eine angebrochene Packung Kekse, die zu kleinen Krümeln zerbröselt waren, zutage. Nacheinander hielt ich ihm die Leckereien unter die Nase.
„Leg die Banane wieder hin“, entschied er und öffnete die Gummibärtüte. Ich machte mich über die Kekskrümel her.
„Was hast du heute eigentlich für eine merkwürdige Frisur?“ , fragte er mit vollem Mund.
„Das ist Jacquelines Werk. Die gibt sich immer ganz viel Mühe beim Stylen. Normalerweise hängen meine Zotteln einfach so runter“, entgegnete ich zwischen zwei Handvoll Krümeln.
„Gefällt mir besser, wenn die Zotteln hängen“, meinte er.
„Mir auch“, bestätigte ich.
„Heijeijei, war das ein Spaß vorhin!“ Er lachte in Gedenken an die peinliche Szene vor Herberts Haustür.
„Meine Mutter ist tot, die braucht keine Schuhe mehr! Huhuhuhu!“ Er schüttete sich aus vor Lachen.
„Ich fand das gar nicht lustig. Beatrix ist doch mindestens zwanzig Jahre älter als Herbert. Woher sollte ich wissen, dass sie verheiratet sind?“
„Beatrix ist genauso alt wie Herbert: fünfundvierzig. Sie sieht nur so schrumpelig aus, weil sie stä n dig unterm Solarium liegt und eine Abmagerungskur nach der anderen macht.“
„Schrumpelig. Da hast du recht.“ Ich lachte.
„Himmel, war Herbert sauer!“ Holger kicherte. „Beatrix ist meine Frau !“ , imitierte er den Tonfall se i nes Kollegen. „Und du sagst darauf: ‚Das tut mir leid !‘ Huhuhuhu!“
Holger und ich hielten uns die Bäuche vor Lachen. Dabei ergoss sich der restliche Inhalt der Kek s packung auf meinen Schoß und den Sitz. Holger lachte daraufhin noch mehr und musste rechts ranfahren, um sich wieder einzukriegen.
Er warf die leere Kekspackung nach hinten und stopfte mir ein paar von den Gummibären in den Mund. Die restlichen goss er in seinen Schlund und beförderte auch diese Tüte auf den Rücksitz. Dann fu h ren wir weiter u nd ließen die Stadt hinter uns. Wir waren schon eine ganze Weile auf der Landstraße unte r wegs, da bog er auf einmal ohne Vorwarnung rechts in einen unbefestigten, einsamen Weg ab. Was hatte das zu bedeuten? War ich an einen Triebtäter geraten?
Steinchen wirbelten auf und knallt en an den Lack des Autos, als wir durch die unberührte Landschaft brausten. Ich sah Heidefelder, üppige Wiesen, uralte Bäume und ein paar Rehe, die erschrocken von da n nen stürmten.
„Was wollen wir hier?“ , fragte ich beklommen.
„Mein Haus angucken.“ Holger strahlte mich an und trat auf die Bremse. Im nächsten Moment sprang er aus dem Wagen und watete
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