Männer unerwünscht (German Edition)
Wohngemeinschaft tut sich einiges“, stellte sie zwischen zwei Bissen fest. Ich nahm mir eines ihrer leckeren, kleinen, selbstgebackenen Roggenbrötchen.
„Wieso?“ , spielte ich die Ahnungslose.
„Du warst doch eben in der Küche. So lange ich Bärbel kenne, habe ich sie noch nie so verliebt g e sehen. Vicki ist keine Frau, die sich mit halben Sachen abgibt. Ich denke, dass die beiden bald zusammen wohnen möchten.“
„Meinst du, Vicki will hier bei uns einziehen?“ fragte ich bang. Mit der wollte ich auf Dauer nicht unter einem Dach leben.
„Nein, das glaube ich nicht. Sie unterwirft sich bestimmt nicht den Einschränkungen einer Wohng e meinschaft.“
„Einschränkungen?“ , wiederholte ich schmatzend.
„Nun Zwänge im üblichen Sinne gibt es bei uns nicht - bis auf das Männertabu, an das sich hier le i der nicht jede hält.“ Das war ein Seitenhieb auf mich. Ich senkte schuldbewusst den Blick.
„Aber man kann nicht jederzeit das Bad benutzen, weil man es mit mehreren Leuten teilen muss. Oder den Herd. Oder den Fernseher im Wohnzimmer. Das sind doch alles Einschränkungen, und du weißt, dass Vicki nicht wirklich kompromissbereit ist. Es gibt ja schon Ärger, wenn sie hier nur eine Nacht ve r bringt.“ Allerdings! Hoffentlich behielt Uschi recht mit ihrer Voraussage.
„Hast du die beiden draußen gesehen?“ , bohrte sie weiter.
„Meinst du Rita und Ludolf?“ , fragte ich in harmlosem Ton.
„Genau. Ich glaube, unsere Schwester Rita wird flügge. Die Tage ihres Männerhasses sind gezählt.“ Uschi entging aber auch nichts.
„Das sind ja wirklich große Veränderungen, die uns da möglicherweise ins Haus stehen“, stellte ich fest.
„Wer hätte damit gerechnet, dass sich unsere Rita jemals verlieben würde? In einen Mann?“
Ich nickte bestätigend.
„Und wie sieht’s bei dir aus?“ , fragte Uschi und sah mich unverwandt an.
Ich verschluckte mich an dem geschmolzenen Käse.
„Weiß gar nicht, wovon du sprichst.“ Ich hustete.
„Wenn ich richtig informiert bin, hast du Vickis Sohn im Wald verführt und Björn Wennelken den Kopf verdreht. Und was ist mit dem flotten Doktor vom Campingplatz?“ Meine Schwester Uschi hatte wirklich e i nen Riecher in Liebesangelegenheiten, da gab es nichts.
„Holt mich am Freitagabend ab“, gestand ich.
„Ein sympathischer Mann“, befand Uschi und ließ es dabei bewenden.
„Uschi! Ich wohne sehr gerne hier bei euch. Nicht einen Tag habe ich bereut, hierher gezogen zu sein. Ich möchte, dass du das weißt.“
„Das weiß ich“, antwortete sie lieb und tätschelte mein Knie. „Du b ist ein nettes Mädchen. Das hab ich gleich gewusst, als ich dich das erste Mal sah. Damals, als du mit deinem klapprigen Fahrrad den weiten Weg hierher gestrampelt bist.“
Nach dem Essen zogen wir uns, einträchtig auf dem Sofa hockend, „Vom Winde verweht“ rein, das großzügig von Werbeblöcken umrahmt wurde und deshalb erst weit nach Mit ternacht endete. Eigentlich durfte ich an solch späten Marathonveranstaltungen nicht teilnehmen, denn ein Tag bei Bruno erforderte neben all seinen Strapazen auch frühe s Aufstehen. Aber ich konnte Scarlett und Rhett nicht einfach ihrem Schicksal überlassen, auch wenn ich den Film schon zweimal gesehen hatte.
Deshalb war’s kein Wunder, dass ich am nächsten Tag während der Heimfahrt einschlief. Leider wachte ich erst wieder auf, als der Bus just an der Kuhstedter Haltestelle vorbeibrauste. Bis zum nächsten Stopp in Wernershausen dauerte es eine halbe Ewigkeit.
Der Busschlaf hatte mir neue Energie geschenkt. Die Sonne schien, ein lauer W ind wehte und die endlose Bunde sstraße nach Kuhstedt lag vor mir. Ich marschierte los, die Autos und Lastwagen rasten an mir vorbei. Nach einigen hundert Metern tauchte vor mir ein Gemischtwaren laden auf. Es handelte sich um
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