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Männer unerwünscht (German Edition)

Männer unerwünscht (German Edition)

Titel: Männer unerwünscht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Köster
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einen dieser kleinen Tante-Emma-Läden, die nur noch selten in den Dörfern zu finden sind.
                  Eine altmodische Türglocke erklang, als ich den Laden betrat. Drinnen war es kühl und schummrig. Der Raum war vollgestopft mit allerlei Kram, von dem ich mir nicht vorstellen konnte, dass er jemals gekauft würde, schon gar nicht in dieser gottverlassenen Gegend. Neben Garnrollen und Wollknäueln in unte r schiedlichen Farben befanden sich zwei Gläser Rollmops und ein Paar Gummistiefel in Größe 45. In einem Regal darüber lagerten Badehauben aus Plastik und sechs Dosen Cornedbeef. Ich stolperte über ein hal b hohes Gitterkörbchen, in dem Rasierwasser, Norwegersocken und Glühbirnen durcheinander lagen.
                  Die Einrichtung des Ladens inklusive der antiken Kasse musste hundert Jahre alt sein. Ich wartete fast fünf Minuten und war schon im Begriff wieder zu gehen, als sich der Vorhang am hinteren Ende des Raumes bewegte. Eine alte Dame kam auf mich zu und sah mich fragend an.
                  „Ich hätte gern etwas zu trinken. Eine Dose Cola oder so.“ Bei diesem Warenangebot musste man kompromissbereit sein.
                  „Getränkedosen hab ich nicht, die schaden der Umwelt“, erwiderte die Alte. Mühselig öffnete sie einen der vielen herumstehenden Kartons, und ich nahm an, sie würde dort eine Saftpackung oder e twas in der Art hervorzaubern, aber nichts da: Der Karton enthielt Heftpflaster.
                  „Haben Sie denn irgendwas zu trinken?“ , bettelte ich. Wenn ich nicht so einen Durst gehabt hätte, wäre ich längst aus dem muffigen Verlies geflohen. Die alte Dame musterte mich schweigend. Dann begann sie in diversen Schubladen zu kramen, zwei weitere Kartons aufzureißen und schleppte schließlich eine Haushaltsleiter an. Ich bekam es mit der Angst zu tun und mochte nicht hinsehen, als sie behände die fünf Stufen hinaufkraxelte und auf dem obersten Regal knapp unter der Zimmerdecke nach Getränken fahndete.
                  „Tut mir leid“, sagte sie bedauernd, als sie wieder auf dem sicheren Fußboden stand.
                  „Na dann“, murmelte ich und ging zur Tür.
                  „Halt, warten Sie, junge Dame. Hinten steht ein Krug mit Eistee. Trinken Sie ein Glas mit mir!“ Sie schob den Vorhang beiseite. Ich zögerte, folgte ihr dann aber in den kleinen Nebenraum.
                  „Sehr nett von Ihnen ...“, begann ich schüchtern.
                  „Papperlapapp“, unterbrach mich die Alte und zeigte auf einen Stuhl. „Setzen Sie sich, Sie sind ja ganz verschwitzt.“ Sie füllte zwei Gläser mit Tee und Eiswürfeln und stellte mir eines vor die Nase. Dann hockte sie sich hin und trank ein paar Schlucke.
                  Ich ließ mich auf einen der einfachen Küchenstühle nieder und goss den Inhalt des Glases in einem Zug hinunter. Das tat gut! Sofort war mein Glas wieder gefüllt.
                  Die Frau mir gegenüber hatte schneeweißes Haar, das am Hinterkopf zu einem altmodischen Dutt zusammengedreht war. Sie trug ein einfaches, kittelähnliches Kleid aus buntem Stoff mit durcheinanderg e würfeltem Muster. Ich fand, dass ihre Kleidung gut zu dem Wirrwarr im Laden passte . Ihre Haut war auffa l lend glatt und rosig und wirkte geradezu umwerfend vital.
                  „Ganz schön warm heute“, stellte ich fest, nur um etwas zu sagen. Schließlich war ich der alten D a me ein wenig Unterhaltung schuldig, wenn sie mich schon auf ein Getränk einlud.
                  „Wie heißen Sie? Ich hab Sie noch nie in dieser Gegend gesehen“, wollte die Ladeninhaberin wi s sen, statt sich mit Allgemeinplätzen aufzuhalten.
                  Ich nannte Namen und Adresse, und sie hakte bei letzterem Punkt sofort nach. „Die Frauen-WG?“
                  „Ja. Ich wohne dort seit Anfang April“, antwortete ich artig. Irgendwie fühlte ich mich durch die direkte Art meiner Gesprächspartnerin etwas verunsichert. Oder lag es daran, dass sie mich unverwandt anstarrte?
                  „Das wäre was für mich ! “, erklärte sie. Ich hatte mich verhört.
                  „Leider bin ich für dafür jetzt zu alt. Wär ich zehn Jahre jünger, dann wär das was anderes. Ins Haus dürfen doch keine Männer rein, nicht wahr? Das find ich toll.

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